Auf der Konferenz mit Churchill und US-Präsident Roosevelt in Teheran Ende November 1943 schlug er vor: „50.000 Offiziere und Sachverständige bei Kriegsende erschießen. Der ganze Generalstab muss liquidiert werden...“<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1033083_image" /></div> <BR /><b>Churchill</b> protestierte: „Ich werde niemals eine solche kaltblütige Schlächterei gutheißen.“ <BR /><BR />An der Stelle machte <b>Roosevelt</b> einen „Kompromiss: Nicht 50.000, sondern nur 49.000.“ Stalin grinste; er habe nur Spaß gemacht. Also keine Lösung.<BR /><BR />Gab es eine andere? War die Zerstückelung Deutschlands in separate Staaten die Lösung? Roosevelt sprach von 5 Staaten, die britischen Stabschefs von 3, <Kursiv>„als Rückversicherung gegen eine mögliche sowjetische Gefahr“. </Kursiv>Im Londoner Foreign Office war man über diese Vorstellungen allerdings entsetzt; irgendwelche starren und willkürlich durch die Landschaft gezogene Grenzen hielt man für absurd. Und welcher Staat sollte dann die gewünschten Reparationen zahlen?<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1033086_image" /></div> <h3> Einteilung in Zonen</h3><BR />Zunächst ging es um etwas anderes. Wie so oft auch in späteren Jahren übernahmen die Briten die Initiative. Am 15. Jänner 1944 legten sie einen Plan vor, der die Aufteilung Deutschlands in 3 Besatzungszonen vorsah: je eine für die Sowjetunion, die USA und Großbritannien. Prophetisch erkannte damals der Vorsitzende des britischen Planungsausschusses, <b>Gladwyn Jebb</b>: „Diese Karte, in diesem Moment vorgelegt, wird sich möglicherweise als besonders bedeutend für die zukünftige Geschichte Europas erweisen.“<BR /><BR />Er sollte recht behalten: Was lediglich als Demarkationslinie gegenüber der von den Sowjets zu besetzenden Zone für eine Übergangsphase gedacht war, wurde später zu jener Grenze, die Deutschland in 2 Staaten und Europa in 2 Blöcke spaltete.<BR /><BR />Die Sowjets akzeptierten den Plan, der auf der Konferenz der Großen Drei in Jalta im Februar 1945 festgeschrieben wurde – ergänzt um die vierte Besatzungsmacht Frankreich das ebenfalls eine Zone bekam, die aus der britischen und amerikanischen Zone herausgeschnitten wurde. Die Zerstückelung war vom Tisch; Deutschland sollte als Einheit erhalten bleiben.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1033089_image" /></div> <h3> Grundsatzentscheidung in Potsdam</h3><BR />Eine andere Frage rückte dafür immer mehr in den Mittelpunkt, deren Lösung mitentscheidend für das Schicksal Deutschlands werden sollte: die Reparationen. Stalin wollte 10 Milliarden US-Dollar für sein Land.<BR /><BR />Auf der Konferenz von Potsdam vom 17. Juli bis 2. August 1945 beschlossen Stalin, Churchill (nach dessen Abwahl <b>Clement Attlee</b>) und der neue US-Präsident <b>Harry S. Truman</b> dann die Teilung Deutschlands in 2 Reparationsgebiete: Jede Besatzungsmacht konnte demnach ihre Ansprüche aus ihrer jeweiligen Zone befriedigen. Damit war die Teilung des Landes vorprogrammiert. <BR /><BR />Auf britischer Seite wurde das damals sehr deutlich erkannt. <Kursiv>„Es ist unvorstellbar“,</Kursiv> so hieß es intern, „dass ein Deutschland, das nicht als wirtschaftliche Einheit behandelt wird, sehr lange als politische Einheit behandelt werden kann.“ <BR /><BR />In den folgenden Monaten entwickelten sich die einzelnen Zonen dann immer weiter auseinander und wurden zu hermetisch abgeschlossenen Einheiten. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1033092_image" /></div> <h3> Die Bildung der Bizone</h3><BR />Es gab keine gemeinsame Deutschlandpolitik. Die Briten verfolgten voller Misstrauen die Politik der Sowjets in deren Zone und sprachen schon bald von der<Kursiv> „russischen Gefahr“</Kursiv>. Von der Notwendigkeit überzeugt, den sowjetischen Ambitionen entgegenzutreten und den kommunistischen Zugriff auf ganz Deutschland verhindern zu müssen, kam man mehr und mehr zu der Überzeugung, die westlichen Besatzungszonen gesondert zu entwickeln und, wie es in einer Kabinettsvorlage im Mai 1946 hieß, zu einem „Bollwerk gegen den Kommunismus“ auszubauen. Als der sowjetische Außenminister <b>Molotow</b> auf der Außenministerkonferenz in Paris im Frühjahr 1946 jede Zusammenarbeit für eine gemeinsame Deutschlandpolitik verweigerte, gab sein britischer Kollege <b>Ernest Bevin,</b> wie er später formulierte, „aus politischen Gründen und um eine Entscheidung zu erzwingen“, die offizielle Erklärung ab, die einem Ultimatum gleichkam: Seine Regierung sehe sich genötigt, „die eigene Zone unabhängig von den anderen Zonen neu zu organisieren.“ Das war nichts anderes als die Aufkündigung der Viermächteverwaltung.<BR /><BR />Als unmittelbare Reaktion darauf erklärte sein US-Kollege <b>James Byrnes</b>, die USA seien bereit, sich mit der britischen Zone zusammenzutun. Das war die Geburtsstunde der Bizone: Die britische und die amerikanische Zone würden von nun an zusammengehen. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1033095_image" /></div> <h3> Die Rede von James Byrnes</h3><BR />Am 6. September 1946 hielt James Byrnes dann in Stuttgart jene Rede, in der er den (West-) Deutschen zum ersten Mal eine Perspektive und einen Weg aus dem Elend aufzeigte: „Das amerikanische Volk wünscht, dem deutschen Volk die Regierung Deutschlands zurückzugeben. Das amerikanische Volk will dem deutschen Volk helfen, seinen Weg zurückzufinden zu einem ehrenvollen Platz unter den freien und friedliebenden Nationen der Welt.“<BR /><BR />Die Rede wurde von allen Rundfunksendern der amerikanischen und britischen Zone ausgestrahlt und trotz Papierknappheit in mehreren hunderttausend Exemplaren gedruckt. Den Deutschen erschien sie tatsächlich als dramatische Wende der amerikanischen Politik. Entsprechend war die Reaktion: Der hessische Ministerpräsident <b>Karl Geiler</b> hatte Tränen in den Augen, als er Byrnes dankte, und der bayerische Wirtschaftsminister <b>Ludwig Erhard</b> schrieb einen Tag später: „Seit dem Zusammenbruch wurde keine Tat so befreiend empfunden als der durch die Rede des amerikanischen Außenministers proklamierte Wille, dem deutschen Volk die Möglichkeit zu eröffnen, sein eigenes Schicksal zu gestalten.“<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1033098_image" /></div> <h3> Die nächsten Schritte</h3><BR />Am 5. Juni 1947 hielt US-Außenminister George Marshall dann eine folgenreiche Rede an der Harvard-Universität, in der er die als Marshallplan bekanntgewordene Wirtschaftshilfe für Europa vorschlug. Die Sowjetunion lehnte eine Teilnahme ab. Auch auf der Außenministerkonferenz in London im November/Dezember 1947 gab es keine Fortschritte in der deutschen Frage; von Molotow kamen keine neuen Vorschläge. Die Reaktion der Westmächte lautete: Gründung eines deutschen Weststaates. <BR /><BR /><BR />Als Frankreich zögerte, warnte der britische Militärgouverneur <b>Robertson</b> seinen französischen Kollegen: „Wenn wir weiter endlos reden, könnten wir eines schönen Morgens aufwachen und Hammer und Sichel bereits am Rhein vorfinden.“ Das wollten auch die Franzosen nicht, obwohl sie bislang von der „russischen Gefahr“ nicht so wie Briten und Amerikaner überzeugt waren und eher an die „deutsche Gefahr“ dachten. Am 1. Juli forderten die 3 westlichen Militärgouverneure die westdeutschen Ministerpräsidenten auf, eine Versammlung zur Ausarbeitung einer Verfassung für den neuen Staat einzuberufen. Um das Provisorische zu betonen, durfte die Verfassung „Grundgesetz“ und die Verfassunggebende Versammlung (65 von den einzelnen Landesparlamenten gewählte Vertreter) „Parlamentarischer Rat“ genannt werden.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1033101_image" /></div> <h3> Währungsreform und Berlinblockade</h3><BR />Noch vor dem 1. Juli hatten die Westmächte eine andere Entscheidung getroffen: die Währungsreform. Seit Monaten liefen in den 3 Westzonen unter Federführung der Amerikaner die entsprechenden Vorbereitungen auf Hochtouren. Die Ausgabe der neuen Banknoten begann am 20. Juni 1948. Die Währungsreform war jene Maßnahme, die zum Signal für sowjetische Gegenmaßnahmen wurde, nachdem die Sowjets eine Beteiligung abgelehnt hatten und eine eigene Währung einführten. In der Nacht vom 23. auf den 24. Juni begannen sie mit der totalen Blockade West-Berlins.<BR /><BR />Wir wissen inzwischen, was Stalin tatsächlich mit der Blockade beabsichtigte. Er wollte die Westmächte in West-Berlin „ausräuchern, die Stadt kassieren und, so Außenminister Molotow, „zur Hauptstadt eines möglichen Ostzonenstaates“ machen. <BR />Deutschland war gespalten, sein wichtigster Teil auf dem Weg in die Westintegration – das bedeutete auch die Niederlage der sowjetischen Deutschlandpolitik. <BR /><BR />Briten und Amerikaner ließen angesichts der Blockade keinen Zweifel an ihrer Entschlossenheit aufkommen,West-Berlin zu halten und die Bevölkerung zu versorgen. Möglich war das nur auf dem Luftweg. <BR />Die Berlin-Blockade war einer der schwersten Fehler der sowjetischen Politik nach 1945. Bei der Abwehr der sowjetischen Erpressung fühlten sich Westdeutsche,Westberliner und Westalliierte zum ersten Mal seit 1945 als Verbündete. Dieses Gefühl hielt in den nächsten Jahren an und verstärkte sich noch, während umgekehrt gerade dieses Ereignis die Sowjets die letzten Sympathien der Deutschen kostete – abgesehen von den Kommunisten.<BR /><BR />Alles, was jetzt in Westdeutschland geschah, geschah unter dem Eindruck von Blockade und Luftbrücke. Während die Anglo-Amerikaner West-Berlin weiter aus der Luft versorgten, versammelte sich der Parlamentarische Rat am 1. September 1948 im Bonner Zoologischen Museum Alexander Koenig, um das Grundgesetz für den zu errichtenden Staat auszuarbeiten.<BR />Am 12. Mai wurde es von den 3 Militärgouverneuren genehmigt, am gleichen Tag endete die Berlinblockade. Die Sowjets hatten ihr Ziel nicht erreicht, erhielten allerdings die Zusage, am 23. Mai 1949 auf einer Konferenz der Außenminister in Paris <Kursiv>„Deutschland betreffende Fragen“</Kursiv> zu erörtern.<BR /><BR />Am 23. Mai wurde das Grundgesetz von den Mitgliedern des Parlamentarischen Rates unterschrieben, am 24. Mai trat es um Mitternacht in Kraft. Von nun an gab es den neuen Staat: die Bundesrepublik Deutschland. Die Konferenz in Paris endete erfolglos. Am 14. August fanden die Wahlen zum ersten Deutschen Bundestag statt, am 15. September wurde <b>Konrad Adenauer</b> mit einer Mehrheit zum Kanzler gewählt. Am 7. Oktober konstituierte sich in Ost-Berlin der Deutsche Volksrat als „Provisorische Volkskammer“ und gründete die Deutsche Demokratische Republik. Stalin gratulierte und sprach von einem „Wendepunkt in der Geschichte Europas“.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1033104_image" /></div> <BR /><BR /><BR /><b>Buchtipp:</b><BR />Rolf Steininger, 1949: Zwei deutsche Staaten. Die Entstehung von BRD und DDR, Studienverlag Innsbruck 2024, 375 Seiten<BR /><BR /><Rechte_Alle_Rechte_vorbehalten></Rechte_Alle_Rechte_vorbehalten>