Dabei führt ein Künstlerbuch zwei scheinbar voneinander entfernten Bereiche wie die zeitgenössische Kunst und den Strafvollzug zusammen. Der Anlass zu dieser Diskussion mit Anna Rita Nuzzaci (Direktorin JVA Bozen) und Letizia Ragaglia (Direktorin Museion) ist das Buch Prison Photographymit Fotografien von Gefängnisinsassen.Die Aufnahmen entstanden in den Jahren 2013 bis 2017 in der Justizvollzugsanstalt Bozen bei einem von Nicolò Degiorgis im Auftrag der Genossenschaft alpha beta piccadilly geleiteten Fotografiekurs. Prison Photography wird im Rahmen der von Degiorgis kuratierten Ausstellung Hämatli & Patriae in der Museion Passage gezeigt und wurde im vergangenen September auch in der JVA Bozen vorgestellt.Die Kunst als Moment der BefreiungPrison Photography präsentiert Schwarz-Weiß-Fotografien, die in mehrere Kapitel unterteilt sind, die unterschiedlichen fotografischen Sujets zugeteilt sind, wie Architektur, Porträt und Stillleben. Das Buchist als Abreißblock konzipiert: Jede Seite kann herausgelöst werden, um individuelle Ausstellungen entstehen zu lassen. Prison Photography ist sowohl eine Reflexion über die Fotografie, als auch ein Versuch, der Monotonie des Gefängnisalltags zu entkommen.Die Kunst als Moment der Befreiung, die es den Insassen erlaubt, sich als Individuen zu fühlen, steht thematisch im Mittelpunkt dieses Abends, der sich auch mit der praktischen Erfahrung des Fotografiekurses und damit mit den der Fotografie in einem isolierenden Ort wie dem Gefängnis naturgemäß auferlegten Grenzen auseinandersetzt. Das Gespräch zwischen den Direktorinnen der beiden Institutionen und dem Künstler und Kurator Nicolò Degiorgis wird in italienischer Sprache geführt und von Paolo Mazzucato moderiert. Der Eintritt ist frei.Prison PhotographyDas Projekt Prison Photography ist Teil der Themenausstellung Hämatli & Patriae, die angesichts der jüngsten Ereignisse in Europa die Begriffe Heimat und Vaterland neu deutet.Der Ausstellung gingen fünf Präsentationen von fünf Künstlerbüchern voraus, die im Museion und gleichzeitig an fünf Orten in der Region gezeigt wurden, die eine Beziehung zu diesen Büchern aufweisen.Dahinter steht die Idee, Kunst außerhalb des musealen Raums zu zeigen und daher an Orten, die der Gegenwartskunst nicht zuzuordnen sind. Neben der Justizvollzugsanstalt in Bozen wurden seit dem Januar 2007 die Alexander-Langer-Schule in Bozen, die ENI-Siedlung in Borca di Cadore (in Zusammenarbeit mit Dolomiti Contemporanee), das Priesterseminar in Brixen und das Plessi Museum (in Zusammenarbeit mit der Brennerautobahn AG) bespielt. Das Künstlerbuch Prison Photography erscheint im Rorhof-Verlag.stol