Diese Südtirolerin bringt Ordnung ins Leben - Kultur

Die zweifache Mutter hat ihren Job in der Tourismus- und Veranstaltungsbranche quittiert und lässt sich für einen in Südtirol bisher einzigartigen Beruf ausbilden. In vielen Ohren mag es belustigend klingen, dass man sich zur Ordnungsberaterin ausbilden lassen kann, um Menschen beim methodischen Wegwerfen und Aufräumen zu helfen. Beschäftigt man sich aber ein klein wenig näher mit der Thematik, so dürfte bald schon einleuchten: Es macht nicht bloß Sinn, das persönliche Hab und Gut fein säuberlich zu ordnen, sondern es lebt sich befreiter und intensiver, wenn man sich von vielen Objekten und verstaubten Erinnerungsstücken trennt. Was sich gut anfühlt, darf bleiben &bdquo;Mit der ganzheitliche Methode des Aufräumens nach Marie Kondo bringt man letztlich auch das eigene Ich in Ordnung und zum Erstrahlen“, sagt Berta Pircher Margesin. Sie hat tatsächlich ihren Job in der Tourismus- und Veranstaltungsbranche quittiert, um sich mit aller Kraft ihrer eigentlichen Berufung zu widmen, dem professionellen Aufräumen nach der weltweit lizensierten KonMari-Methode. Berta Pircher Margesin erklärt: &bdquo;Seit November mache ich den entsprechenden Lehrgang und darf Menschen bei ihrem Aufräumprozess begleiten, heuer im Herbst möchte ich zur Abschlussprüfung antreten.“ Damit ist sie die Einzige in Südtirol, die sich dieser Ausbildung verschrieben hat, erste Kundinnen hat sie bereits in die Besonderheiten des nachhaltigen Aufräumens eingeweiht. Und die wären? Beim Aussortieren geht man systematisch nach klar definierten Kategorien vor, wobei jedes Kleid, jeder Kugelschreiber und jedes Erinnerungsstück in die Hände genommen wird, um zu prüfen, welche Emotionen diese Dinge auslösen. Was Freude versprüht oder sich intuitiv gut anfühlt, darf bleiben, der Rest soll ruhigen Gewissens entsorgt werden. Dabei soll man in einem Mal alle Dinge einer bestimmten Kategorie auf einem Haufen sammeln, um sich klar zu veranschaulichen, wie viel sich angesammelt hat. Die Erfinderin dieser Methode, Marie Kondo, ist überzeugt, dass 2 Drittel aller Sachen in einem Haushalt oder am Arbeitsplatz letztlich ausgemustert werden können. Die emotionale Ebene spielt bei dieser Selektion unweigerlich eine große Rolle, Loslassen von Altem und Platzmachen für Neues geht in der Regel mit der Lösung von Blockaden und dem Wecken ungeahnter Energien einher. Jene Dinge, die im Haushalt oder am Arbeitsplatz bleiben dürfen, bereiten also Freude. Folgerichtig bekommt alles seinen richtigen Platz, Kleider werden nach einer speziellen Methode gefaltet, jeglicher Besitz wird platzsparend und übersichtlich verstaut. Ein neues Lebensgefühl Berta Pircher Margesin erklärt: &bdquo;Man soll sich dafür Zeit nehmen und alle Kategorien in der richtigen Reihefolge gründlich durchführen. Nach maximal 6 Monaten sollte man mit allem durch sein und mit einem Aufräumfest den Prozess abschließen. Das braucht es nur einmal im Leben, denn danach wird man nicht mehr in die alte Unordnung zurückfallen.“ Es sei klar, dass die neue Ordnung mit einem erneuerten Lebensgefühl einhergehe, an die Stelle von Chaos und Unsicherheit trete &bdquo;ein Gefühl von Selbstwirksamkeit und Sicherheit“. Berta Pircher Margesin kam über Umwege zu dieser Methode, sie spricht dabei von einem Wendepunkt in ihrem Leben. &bdquo;Man beginnt mit der Grundsatzfrage, welche Ziele man ins Auge fasst und wie man sein Leben gestalten möchte, um dann zu erkennen, dass das konsequente Aufräumen auch das Innere zum Strahlen bringt.“ Darüber hinaus sei das Bewusstsein hilfreich, wie sehr die permanente Reizüberflutung abstumpfe und träge mache. Deshalb hat sie sich zugleich auf Waldbaden spezialisiert, um die Störgeräusche des Alltags auszuschalten und alle Sinne zielgerichtet auf sich zu lenken. Wenngleich sie in Südtirol mit ihrer beruflichen Bestimmung noch allein dasteht, sieht sich die 2-fache Mutter in einem zunehmend gefragten Metier: &bdquo;Marie Kondos Bücher wurden in über 40 Sprachen übersetzt, 2015 wurde sie vom Time Magazine unter die 100 einflussreichsten Frauen der Welt gekürt.“