Für Evelyn Unterfrauner aus Vahrn war das Lesen immer schon etwas ganz Besonderes. Als Buchbloggerin und langjährige Verlags-Beschäftigte weiß sie genau, welche neuen Bücher besondere Aufmerksamkeit verdienen und welche alten Schmöker es wert sind, neu abgestaubt zu werden.<BR /><BR />Das Gefühl von Buchseiten zwischen den Fingern, der Geruch von bedrucktem Papier und die Vorfreude auf eine ganz neue, noch nie gelesene Geschichte – es gibt viele Gründe, wieso Bücher auch im digitalen Zeitalter noch immer voll im Trend sind. <BR /><BR /><BR />Im ersten Teil dieser Serie erzählte sie s+: „Ich war Studentin der Vergleichenden Literaturwissenschaft und hatte den Wunsch, mehr Menschen für das Lesen zu begeistern. Ich habe einen Blog gestartet, die Social-Media-Kanäle für mich entdeckt und versucht, dem Lesen ein bisschen mehr „Coolness„ zu verleihen.“ Aus diesem Wunsch, andere Menschen zum Lesen zu motivieren entstand nicht nur eine großartige Karriere, sondern auch eine einzigartige Lese-Community. In diesem zweiten Artikel erzählt die Buchexpertin, was es mit ihrem Buchclub auf sich hat und warum sie gemeinsames Lesen so wichtig findet.<BR /><BR /><b>Der digitale Buchclub</b><BR /><BR />Im Rahmen ihres Blogs „Book Broker“ startete die Wahl-Münchnerin auch einen Buchclub. „Begonnen hat alles vor genau zwei Jahren“, erzählt sie. Mit einem Post lud sie ihre Follower auf den sozialen Medien zu einem gemeinsamen Lese-Abenteuer ein. <BR /><BR />„Die Ursprungsidee war es vorwiegend schmale Bücher zu lesen mit maximal 250 Seiten, damit auch jeder das Lesepensum schaffen konnte. Organisiert haben wir uns damals über eine Facebook-Gruppe und Instagram-Chats. Das war aber relativ umständlich, weil nicht alle Mitglieder in einem virtuellen Raum sein konnten“, erinnert sie sich. Denn in einem Instagram-Chat waren maximal 33 Personen zugelassen – und Evelyn Unterfrauners Buchclub sprengte sehr bald diesen Rahmen. <BR />Sehr schnell hatte der Buchclub nämlich über 150 Mitglieder aus Südtirol, Deutschland und Österreich. <BR /><BR />Doch wer bestimmt, was gelesen wird? Hier hat Evelyn Unterfrauner in den vergangenen Jahren einen guten Ausgleich gefunden. „Bisher war es so, dass ich ein Thema vorgegeben habe und alle Mitglieder Buchvorschläge einbringen konnten. Aus diesem Pool habe ich eine Shortlist zur Abstimmung erstellt und das Buch mit den meisten Stimmen wurde gelesen. Manchmal habe ich auch das Buch vorgegeben – für das heurige Jahr möchte ich auch mehr in diese Richtung gehen.“ <BR />Jeden Monat wird ein neues Buch gelesen und jedem Buchclub-Mitglied steht frei, sich daran zu beteiligen oder nicht. <BR /><BR />„Organisatorisch sind alle Mitglieder in einem Slack-Workspace (Anm.: ein virtueller Raum), der uns den Austausch in der großen Gruppe ermöglicht. Nachdem das Buchclub-Buch bekannt ist, besorgen sich alle die mitlesen wollen das Buch, haben etwa einen Monat Zeit dieses zu lesen und können sich im Chat auch während des Lesens austauschen. Am Ende des Monats gibt es einen Zoom-Call, der von mir moderiert wird. Dort sprechen wir über das Buch und abschließend schrieb ich eine Rezension für meinen Blog, in der ich auch die Stimmen aus dem Buchclub mit einbeziehe.“<BR /><BR /><b>Darüber reden ist besser verstehen</b><BR /><BR />Das Lesen wäre eine Sache, erklärt Evelyn Unterfrauner. Aber später mit anderen Menschen sich über ein Buch auszutauschen eine ganz andere. „Durch die Abschlussdiskussion tun sich für einen neue Perspektiven auf das Gelesene auf, die man alleine wahrscheinlich nie gesehen hätte. Die Diskussion am Ende macht das Lesen noch viel toller“, schwärmt die Buchbloggerin. <BR /><BR />Weil die Buchclub-Abschlussbesprechungen immer online stattfinden, sind sie für Menschen von überallher zugänglich. Auf diese Weise hat es Evelyn Unterfrauner geschafft, Lesebegeisterte aus Südtirol, Deutschland und Österreich zusammenzubringen, Menschen zum Lesen zu motivieren und sogar Freundschaften zu fördern. „Im Herbst war ich auf einer Lesung in München und hatte das auf Instagram angekündigt. Als ich dort war, kam ein Buchclub-Mitglied aus München auf mich zu und hat mich angesprochen.“ Ein Erlebnis, über das sie sich noch heute freut. <BR /><BR />Bücher verbinden. Soviel steht fest. Egal ob im direkten Kontakt oder online. Evelyn Unterfrauner und ihr Buchclub haben die besten Voraussetzungen auch in Zukunft eine ganz besondere Community zu erschaffen. Denn laufend gesellen sich weitere Mitglieder in die „Book Broker“-Reigen. „In den letzten zwei Monaten haben wir einen riesen Sprung gemacht. Die Mitgliederzahlen sind von 150 auf etwa 350 Mitglieder gestiegen.“ Sie fügt hinzu: „Die Seitenzahl der Bücher ist mittlerweile nicht mehr relevant, dennoch ist das Ziel gleichgeblieben: Menschen zum Lesen motivieren und den Austausch ermöglichen.“<BR /><BR />Wer Lust aufs Lesen bekommen hat, findet alle nötigen Informationen zum Buchclub und welche Bücher im neuen Jahr auf der Leseliste stehen unter <a href="https://bookbroker.wordpress.com/" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">www.bookbroker.wordpress.com</a>. Willkommen ist hier jeder, der Lust aufs Lesen hat. „Es ist auch kein Problem, wenn man nicht jeden Monat mitmacht. Bei jedem neuen Buch steht einem die Entscheidung frei, mitzumachen oder nicht. Genauso sind stille Mitleser und Mitleserinnen willkommen“, erklärt die Gründerin der Plattform.