Darnstädt ist bekannt durch die „exaltierte Körperlichkeit seiner Figuren“, die er überdeutlich auf die Bühne bringt. Im „Don Quijote“ zeigt sich diese Körperlichkeit in der überbetonten Gestik und den choreografierten Schrittbewegungen, welche die auf ganze 6 Schauspieler verteilten Figuren von Don Quijote und Sancho Pansa in ihren Emotionen begleiten.<BR /><BR />„Ich glaube, ich muss diese Geschichten erzählen. Und solange einer sie erzählt, haben wir noch Hoffnung, können die Menschen sich noch bessern, können sie noch in eine andere Welt finden“, meint Don Quijote. Und dieses Geschichtenerzählen ist ein zentrales Motiv für Darnstädt, warum er Don Quijote auf die Bühne bringen will. Er macht aus dem Riesenroman von M. Cervantes ein eineinhalbstündiges Schauspiel auf der Bühne, das fasziniert, vor den Kopf stößt, irritiert, provoziert und den Zuschauer im Licht explodierenden Bühnenbild und mit der Farbenpracht der Kostüme in eine Fantasiewelt zwingt, die auf jeden Fall bewegt.<BR /><BR />Nur: Das Ganze ist eigentlich keine Geschichte mehr, es werden einzelne Abenteuer von Don Quijote angedeutet, aber sie werden erzählerisch nur angetippt. Darnstädt versucht seine Interpretation, seine Deutung, seine Sichtweise des Romans auf die Bühne zu bringen, er wählt gewissermaßen die Metaebene – und das ist für diejenigen, die sich einen „echten“ Don Quijote gewünscht haben, sehr anstrengend und enttäuschend, für diejenigen, die sich auf dieses Spiel einlassen können und möchten, faszinierend. Ausgehend von Platons Höhlengleichnis werden von Nienstädt gleich zu Beginn 2 große Themenblöcke aufgetan: die Suche nach dem Licht, nach der Erkenntnis, die der Mensch eigentlich nicht will/ nicht haben kann, und die Isolierung der wenigen Personen, die von diesem Licht angezogen werden.<BR /><BR />Don Quijote ist für Darnstädt ein solcher Getriebener hin zum Licht (der Fantasie), der aber auch bezahlt für dieses sein Engagement: Er ist sehr allein, er ist ein Fremder, auch wenn die Versechsfachung der Charaktere dies nicht direkt suggeriert, das muss in den Dialogen verdeutlicht werden. Das Bühnenbild zeigt in verschiedenen Höhlenbildern, Zelten, Orten des Rückzugs auf, wie die Protagonisten sich immer wieder in ihre Höhlen zurückziehen und zwischendurch versuchen, aus diesen Höhlen herauszukommen.<BR /><BR />Das Leben, die Welt können so oder so gesehen werden. Don Quijote hat dabei eine sehr eigenwillige Vorstellung. Es gibt nicht nur eine eindimensionale Sicht, es gibt nicht nur eine einzige Realität. Das arbeiten die 6 Schauspieler und Schauspielerinnen aus Südtirol, Niederösterreich und Litauen wunderbar heraus – nicht zuletzt auch in der zweisprachigen Aufführung, welche den Zuschauer immer wieder mit längeren litauischen Passagen konfrontiert, die in Übersetzung und Leuchtschrift über der Bühne gezeigt werden.<BR /><BR />Don Quijote ist für Nienstädt der „Ritter für die Kunst“, seine Bearbeitung des Romans ein „Höhlengleichnis der postmodernen Welt“ – ein Fest der Sinne, das den aufmerksamen Zuschauer mit einer Vielzahl an Bildern und Verweisen sowie Bildzitaten fordert, aber auch etwas ratlos zurücklässt. Die Macht der Bilder, die Macht der Fantasie: Wo bringt sie uns hin? Wo soll sie uns hinbringen? <BR /><BR />Termine: 30. und 31. März, 1. April, jeweils 20 Uhr, Stadttheater Bozen, Studio.<BR />