„Der Erfolg eines Museums wird nicht ausschließlich in Zahlen gemessen, und der Kartenverkauf ist nicht der einzige Parameter für die Bewertung der Qualität einer kulturellen Einrichtung und deren Angebote“, hieß es in einer Presseaussendung des MART, Museum für Zeitgenössische Kunst in Rovereto, zu den Besucherzahlen 2022. <BR /><BR />111.000 Menschen haben den von Mario Botta entworfenen Bau besucht. Der Kunstkritiker Vittorio Sgarbi ist seit 2019 Präsident dieser Institution. In Kulturkreisen wohlbekannt, polarisiert er immer wieder mit unüberlegten Aussagen. <BR /><BR />Nun will der 70-Jährige, der sich auch als Politiker – vor allem in der Ära Berlusconi – einen Namen gemacht hat, bei den Landtagswahlen am 22. Oktober antreten. Seine Liste „Rinascimento“ will sich für die Bekämpfung der Baby-Gang Problematik und die Aufwertung des Museion in Bozen engagieren. Und da schießt er gleich schon mit Kanonenkugeln gegen das Haus an der Talfer: „Es ist ein schönes Museum, aber leider das am wenigsten besuchte in ganz Italien, vielleicht sogar der ganzen Welt.“ <BR /><BR />Nun, Herr Sgarbi, die Institution selbst, der sie vorstehen, ließ verlauten, dass nicht die Besucherzahlen ausschlaggebend für die Bewertung eines Hauses sind. Zeitgenössisches zu vermitteln ist und war immer schon schwierig, wird und wurde von den meisten Menschen mit Desinteresse, Kopfschütteln oder Protest abgestraft. Aber gerade deshalb erfüllen solche Institutionen als Inkubatoren neuer Ideen, als Seismographen der brennendsten Themen unserer Gesellschaft eine wichtige Funktion. Sie halten uns einen Spiegel vor Augen und rütteln uns wach, damit wir als verantwortungsvolle Menschen hinter die Kulissen schauen – und gerade auch unseren Politikern auf die Finger.<BR /><BR /> Wenn nun das Museion in Bozen vielleicht auch nur die Hälfte an Besucherzahlen als das MART generiert, so hat es sicherlich im vergangenen Jahr ob seiner Inhalte in Italien und auch in Europa aufhorchen lassen und großes Lob erhalten. Was dem MART seit Ihrer Präsidentschaft, Herr Sgarbi, nicht gelungen ist. So hat etwa „Il Giornale dell'Arte“, eine bedeutende Publikationen des Sektors, ein unbarmherziges Urteil gefällt, als es 2021 die Rangliste der besten und schlechtesten Museen in Italien erstellt hat. <BR /><BR />In dieser speziellen Rangliste, die von einer Expertenjury bewertet wird, finden sich Museen, Ausstellungen, Künstler, Architekten, aber auch Kritiker und Kuratoren. In der Tat wurde der Kurator Vittorio Sgarbi als schlechtes Beispiel angeführt und damit das MART als das schlechteste öffentliche Museum Italiens bezeichnet. <BR /><BR />Was mir persönlich leid tut für das Haus, da ich das Museum für zeitgenössische Kunst in Rovereto immer sehr schätzte. <BR /><BR />Bleibt nun nur zu hoffen, dass Sie vielleicht doch noch eine bestimmte Altersweisheit ereilt und Sie die Anliegen der Jugend jüngeren Generationen überlassen. Dem Museion-Direktor Bart van der Heide jedenfalls, der uns im Ausland sehr geneidet wird, ist es gelungen mit unterschiedlichen Programmformaten 2022 über 5000 Jugendliche ins Haus zu locken. Und wie wollen Sie das toppen, Herr Sgarbi?