Der neue Direktor setzt auf Neues und Altbewährtes. Alles über das 36. Bozner Film Festival und ein Kommentar von Helmut Groschup.<BR /><BR />„In einer Grenzregion mit seltener kulturelle Lebendigkeit entstanden, kann das BFFB nichts anderes sein als ein hybrides Festival, das in ein Netzwerk mit Institutionen und Initiativen aus der Region eingebunden ist. Ein Festival mit lokaler und globaler Identität“, so Bugno. Es sei ein Festival, bei dem Grenzen als Chance für den Dialog mit der Außenwelt, als positive Kontaminationen verstanden werden.<BR /><BR />„Wir haben uns bemüht, kohärent zu sein und ein Programm mit Spielfilmen auszusuchen, die sicherlich im geografischen Kontext der vorangegangenen Ausgaben entstanden sind, zumeist aus Ländern, die ebenfalls den Alpenbogen überblicken.“ Es sei eine Identität, die sich heute in den meisten Fällen kulturell und stilistisch zu erweitern scheine und das Konzept der Zugehörigkeit in Frage stelle, sei es in Bezug auf Individuen, Sprachen, Grenzen, ethnische und nationale Definitionen. „Alle diese Filme hinterfragen die sichtbare und unsichtbare Realität, die sie umgibt. Dies ist zweifellos zeitgenössisches Kino“, sagte Bugno. <BR /><BR />In dieser Ausgabe werden Dokumentar- und Spielfilme gemeinsam um den Preis für den besten Film und den Preis für die beste künstlerische Leistung konkurrieren. Eine aus 5 Experten bestehende Jury vergibt die Preise: <TextHBlau>Zsuzsanna Kiràly,</TextHBlau> Produzentin, <TextHBlau>Beatrice Fiorentino,</TextHBlau> Journalistin, Autorin und Filmkritikerin, <TextHBlau>Bernhard Karl,</TextHBlau> Festivaldirektor und -programmer, <TextHBlau>Anke Leweke,</TextHBlau> seit 1992 Filmkritikerin für Die Zeit und Die Tageszeitung und der Schweizer Regisseur und Autor <TextHBlau>Cyril Schäublin.</TextHBlau><h3>Kommentar von Helmut Groschup</h3>Stolze 36 Jahre ist das Filmfestival in Bozen, das als Bozner Filmtage vom Welschnofener Kinobesitzersohn Martin Kaufmann in schwierigen Zeiten gegründet wurde. Der Venezianer Vincenzo Bugno, Leiter des Berlinale World Cinema Fund, hat im vergangenen Herbst von Helene Christanell die Festivalleitung des BFFB übernommen. <BR /><BR />Mit unorthodoxen Methoden aber mit viel Enthusiasmus wurde in Bozen ein Filmfestival manchmal gegen den Wind aufgebaut, etabliert und mit besucherfreundlichen Details geschmückt, was während des Festivals für gute Stimmung sorgte, ein guter Nährboden für Netzwerker. Dafür sorgten auch der Charme der beiden Leiter dieses kleinen, feinen Filmfestes, bei dem man auch Größen des internationalen Films persönlich kennenlernen konnte. <BR /><BR />Aber der Filmclub, Organisator der Filmtage, förderte auch junge Filmemacher und Filmemacherinnen und machte das Südtiroler Filmwesen international bekannt. Es wurden Seilschaften geknüpft mit Produzenten und Filmfestivals, welche das Filmprogramm in Bozen bereicherten. <h3> Was sind nun die Intentionen des neuen Direktors?</h3>Die Jacke, die er sich anlegen muss, ist ziemlich x-small, das heißt, alles verändern auf einmal geht gar nicht. Der international renommierte Cineast Bugno muss sich langsam an die Rahmenbedingungen herantasten, um seine großen, ehernen Ziele zu erreichen. <BR /><BR />Filmclub Präsident Luigi Loddi interpretiert Bugnos Absichten wie folgt: „Durch die Auswahl der diesjährigen Filme scheint mir, dass Vincenzo Bugno auch außerhalb der deutsch- und italienischsprachigen Produktionen nach den Themen gesucht hat, mit denen sich unser Land beschäftigt: Minderheiten, Grenzen, Identität. So, als wolle er dem Festival durch die thematische Fokussierung eine stärkere Identität geben, welche ihm eine höhere Sichtbarkeit über die Grenzen unserer Provinz verleihen soll.“ <BR /><BR />Die Auswahl des Programms 2023 ist wirklich reich und vielfältig. Erstmals sind Filme aus einem fernen Land eingeladen. „Focus Europa Galicia“ heißt die Schau über das Kino der nördlichsten Provinz Spaniens, die gerade mal bekannt ist als Francisco Francos Heimat und Fidel Castros Vaterland. <BR /><BR />Die galicische Sprache ist eine iberoromanische Minderheitensprache und wird von über 3 Millionen Menschen in der autonomen spanischen Provinz Galizien gesprochen. Das Schicksal der Galicier hat der kubanische Autor Miguel Barnet in seinem halbdokumentarischen Roman „Gallego“ (Alle träumten von Cuba: Die Lebensgeschichte eines galicischen Auswanderers, Taschenbuch Suhrkamp) erzählt, der auch 1988 verfilmt wurde. Vom Bozner Galizien Programm möchte ich auf den Film „Longa Noite“ (2019) über die Folgen des Spanischen Bürgerkriegs in einem galicischen Dorf hinweisen.<BR /><BR />Das Festival wird am Dienstag, 18. April mit „Vera“ von Tizza Covi und Rainer Frimmel eröffnet, ein Film über die Tochter des Westernhelden Guiliano Gemma, der seine Premiere bei den Filmfestspielen in Venedig hatte. Film ab für das Team um Vincenzo Bugno.Das Festival wird am 18. April eröffnet und dauert bis 23. April. <BR /><BR />Festivalprogramm: www.filmfestival.bz.it<BR /><BR /><BR />