Und auch Tabus gebrochen: Seinen ersten Oscar für die Beste Regie gewann Lee 2006 mit dem Liebesdrama „Brokeback Mountain“. Die tragische Geschichte einer verbotenen Männerliebe, mit Heath Ledger und Jake Gyllenhaal als Cowboys vor einer grandiosen Bergkulisse, war ein Mainstreamerfolg. Mit „Life of Pi – Schiffbruch mit Tiger“ holte er nun am Abend in Los Angeles seinen zweiten Regieoscar.Außenseiter waren oft sein Faible. In „Das Hochzeitsbankett“ (1992) geht ein in Amerika lebender Homosexueller aus Taiwan eine Scheinehe ein, um seinen traditionellen Eltern ein „normales“ Dasein zu präsentieren. Die Komödie mit Tiefgang machte Lee auf einen Schlag berühmt. Mit „Eat Drink Man Woman“ (1994) servierte er dann einen satirisch-liebevollen Blick auf Traditionen und den unaufhaltsamen Zusammenbruch einer Kultur.Lee wagte sich auch an britische Literaturverfilmungen („Sinn und Sinnlichkeit“ (1995) und an uramerikanische Themen. In „Der Eissturm“ (1996) schaute er hinter die Fassade des scheinbar idyllischen US-Vorstadtlebens der 1970er-Jahre. Mit „Hulk“ (2003) reihte er sich in die Riege der Comic-Action-Regisseure ein.Doch Lee blieb auch seiner Heimat verbunden. In dem Martial-Arts-Epos „Tiger & Dragon“ (2000) zeigte er vor der exotischen Kulisse des alten China atemberaubende Kampfszenen im Mix mit einer epischen Lovestory. Den erotischen Spionagethriller „Gefahr und Begierde“, (2007) – mit gewagten Sexszenen – siedelte er während des Zweiten Weltkriegs in Shanghai an.apa/dpa