In Larry Gopniks Leben geht plötzlich alles schief: Seine Frau zieht im eigenen Haus mit ihrem Liebhaber zusammen, seine Karriere gerät durch anonyme Briefe ins Wanken, einer seiner Schüler versucht ihn mehr oder weniger subtil zu erpressen. Es ist eine Rückkehr zu den Wurzeln, die die Coens hier praktizieren, in den Mittleren Westen, in die Zeit ihrer Kindheit, in die grotesken und mit reichlich Galgenhumor gespickten Erzählformen ihrer früheren Tragikomödien. „Obwohl Larry Gopnik eine erfundene Figur ist, basiert er auf einigen Menschen, die wir kannten, als wir aufwuchsen“, erläutert Joel Coen im Presseheft. Und tatsächlich spiegelt dieser Physikprofessor einen Mann wider, dessen auf biorhythmisches Gleichgewicht und Beständigkeit ausgerichteten Charakter man nur allzu gut zu kennen scheint.Larry (gespielt von Michael Stuhlbarg) gerät selten richtig in Rage, auch wenn sein Sohn Danny kurz vor der „Bar-Mizwa“ nur Drogen im Kopf hat, seine Tochter Sarah einzig auf eine teure Nasen-OP aus ist und seine Frau Judith die Scheidung will. War nicht bisher eigentlich alles so gut gelaufen in seinem Leben? Doch jetzt erfüllt Trübsal das trostlose Leben im schmucken Vorort-Einfamilienhaus, spechtelt er beim Richten der Antenne zur nackten Frau im Nachbargarten und hofft auf eine Audienz beim Rabbi.Er wolle doch nur ein ernstzunehmender Mann sein, sagt Larry im Film immer wieder, „a mensch“, wie es auch im englischen Original heißt. Doch auch wenn sich die Sachen gewissermaßen wieder einrenken, dräut im famosen Schlussbild doch schon der nächste, viel größere Sturm am Himmel. Hauptdarsteller Stuhlbarg, der für seine famose Vorstellung auch für einen Golden Globe nominiert war, ist voll und ganz in seiner Rolle aufgegangen - und schaut sich quasi „selbst ungläubig dabei zu, wie seine Existenz den Bach runtergeht“, wie es in einer Kritik hieß.„A Serious Man“ war auch der grandiose Abschlussfilm der vergangenen Viennale, als Intendant Hans Hurch nicht garantieren wollte, dass man nun einen lustigen Film sehen werde. „Aber Sie werden sehen, was ich für einen lustigen Film halte.“ Tatsächlich ist die den Film durchströmende Lakonie wohl nicht jedermanns Geschmack, nichtsdestotrotz ist den Coens eine vielschichtige, tiefgehende und witzige Tragikomödie - besetzt mit unbekannten Theater- und teils lokalen Laien-Darstellern - gelungen. Und die Band Jefferson Airplane sind die perfekten Begleiter für den Untergang.APA