Mittwoch, 19. April 2023

Alltag

Im Stams im Nordtiroler Oberland ist die Kaderschmiede des österreichischen Skisports zuhause. Es ist eine Internatsschule, wo Schülerinnen und Schüler ab 14 Jahren aufgenommen werden. Die Tagesabläufe sind dicht und es bleibt nicht viel Zeit. Man kann sich dort in den Disziplinen Biathlon, Nordische Kombination, Snowboard, Skilauf und Skisprung spezialisieren. Im Film „Stams“ hat der Salzburger Bernhard Braunstein das gesamte Sportarten-Spektrum abgedeckt.

Stams: Trainingsgelände für die Besten der Besten. Das Ziel: die Olympiade.

von Helmut Groschup

Einer Kaderschmiede mit der Kamera über die Schulter zu schauen ist nicht einfach, aber scheint's sind der Schulleiter und die Trainer dem Regisseur entgegengekommen. „Mir war wichtig, in die Breite zu gehen und viele Jugendliche zu porträtieren. Die individuelle Leistung bei Wettkämpfen spielte dabei keine Rolle, auch nicht die bekannte, große Erfolgsgeschichte der Schule. Also kein Werbefilm. Ich wollte beobachten, wie der Alltag der Jugendlichen aussieht. Es ging mir um die Licht- und Schattenseiten dieser speziellen Schullaufbahn“, so der Regisseur. Ja, und die Schattenseiten kommen auch ins Bild: Tägliche Schindereien verursachen natürlich auch Verletzungen an Geist und Körper. Durch das hohe Fitnessbestreben leiden andere Neigungen. Doch wie dies kompensiert wird, kam nicht über die Schulter und dass es auch Übergriffe ins Seelenleben der jungen Sportler und Sportlerinnen gab schon gar nicht.

Aber das sei nicht das Thema gewesen laut Braunstein und man soll ja Filmemacher auch nicht fragen, warum sie nicht einen anderen Film gemacht haben.

Das Schöne am Film sind die Porträts der jungen Leute, und für die zeichnet Kameramann Serafin Spitzer verantwortlich. Ich habe den Film in Berlin gesehen, und da gibt es natürlich eine andere Erwartungshaltung, je näher man am Stamser Skigymnasium lebt, umso mehr weiß man, aber man kann sich eh vorstellen, wie es in einem Internat zugeht.

Es gibt ja großartige Schulfilme in der Filmgeschichte, denke an die Musil-Verfilmung „Der junge Törless“ von Volker Schlöndorff und an „If“ mit Malcolm McDowell, ein typischer '68er Film mit sehr viel Abneigung gegen tradierte Schulsysteme. Und die greifen ja immer noch, um Erfolg zu kreieren und sei's um den Preis des Leidens, wie in „Stams“ zu sehen.

Da fällt mir ein anderer Film ein, in dem es ums Überleben geht, „Nur Pferden gibt man den Gnadenschuss“, und es werden ja nicht alle Schüler aus dieser Kaderschmiede des ÖSV jetzt Ski Austria Olympiasieger und Weltmeister. Einige hat Stams hervorgebracht so Skisprung Olympiasieger und Weltmeister in Lake Placid, Toni Innauer. Heute ist er ein beliebter Sportphilosoph. Der Film hatte seine Premiere bei der Berlinale.

Film-Termine heute: 14.30 Uhr, Monica – 17 Uhr, Stams (und Freitag, 15 Uhr) – 17.45 Uhr, Vera – 19.30 Uhr, Gorgona

stol

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