Als Stimmen für die preisgekrönte Adaption von Neil Gaimans populärer Horrornovelle konnte Selick u.a. Teri Hatcher und Dakota Fanning gewinnen.Fans des Buches haben der Umsetzung von Coralines Abenteuern auf Leinwand schon lange entgegen gefiebert - und sie werden auch nicht enttäuscht sein. Die ruppige junge Dame erobert mit ihrer störrisch-frechen Art schnell die geneigten Herzen, und nur zu gern begeben sich wohl nicht nur Kinder mit Coraline auf Entdeckungsreise in dem alten abgelegenen Haus, in das sie mit ihren vielbeschäftigten Eltern gerade gezogen ist, und dessen Umgebung. Wenn doch nur der seltsame Nachbarbub nicht die ganze Zeit nerven würde.Doch eines Nachts entdeckt Coraline, von ihren Eltern vernachlässigt und ziemlich gelangweilt, einen geheimnisvollen Tunnel hinter einer kleinen Tür und entschwindet in eine zunächst perfekt scheinende Parallelwelt. Ihre Mutter kocht, was immer sie sich wünscht, ihr Vater ist plötzlich aufmerksam und lustig, die abgehalfterten anderen Bewohner des Hauses werden zu Künstlern und Artisten, und der Bengel von nebenan hält endlich seine Klappe. Nur dass alle Figuren dort Knöpfe statt Augen haben, wirkt bald nicht nur auf Coraline etwas gruselig. Und dass sie für einen Verbleib in dieser Welt ihre Augen opfern müsste, ist auch eine alles andere als verlockende Vorstellung. Aber wie um Himmels Willen kommt sie wieder zurück?Regisseur Henry Selick, Absolvent des renommierten Californian Institute of the Arts (CalArts), hat mit seinem Team fast vier Jahre lang am bisher längsten und gleichzeitig ersten gänzlich in 3D gefilmten Stop-Motion-Film (Animation mit unbeweglichen Gegenständen) gearbeitet. Alleine für die Protagonistin wurden 28 verschieden große Puppen designt, insgesamt mehr als 130 Sets gebaut. Dass der beim Festival in Annecy als beste Animation prämierte Film ursprünglich als Musical geplant war, sieht man der immer düsterer werdenden Geschichte nicht an.Vielmehr setzt Selick auf detailreiches und klassisches Erzählkino aus der Sicht der kleinen Coraline (es würde einen übrigens nicht wundern, wenn der zerstreute Vater beim Geburtsschein das „a“ und das „o“ im Namen vertauscht hat) und lässt sie den Mut aufbringen, Selbstständigkeit zu entwickeln und sich selbstbewusst ihren Ängsten zu stellen. Die moralischen Untertöne kommen ohne erhobenen Zeigefinger daher, „Coraline“ ist fantasiereiches, intelligentes, anspruchsvolles und schön gruseliges Stück Familienkino.apa