Dass künstlerische Unabhängigkeit für das Autorenkino von Philip Gröning enorm wichtig ist, zeigt sich auch daran, wie lange er an seinen Filmprojekten arbeitet, dafür recherchiert und in welch großen Abständen die Filme herauskommen: Sein letzter Film, der dreistündige Dokumentarfilm „Die große Stille“ über ein französisches Karthäuser-Kloster in den Schweizer Alpen, der trotz seines sperrigen Themas zu einem überraschenden Kinoerfolg wurde, kam 2005 in die Kinos.Jetzt also, acht Jahre später, Philip Grönings neuer Film „Die Frau des Polizisten“. Der Filmclub zeigt diesen Film exklusiv am 15. Januar, um 20 Uhr, im Rahmen der Reihe „Female Views. Filme von Filmemacherinnen und/oder zu frauenspezifischen Themen“.„Die Frau des Polizisten“ erzählt, formal experimentell, wenn auch höchst eindringlich, über eine Dauer von 175 Minuten und in knapp 60 streng voneinander getrennten Einzelkapiteln von einem jungen Ehepaar, das nach und nach in eine verhängnisvolle Gewaltspirale gerät: Der Mann schlägt seine Frau, die ihn allerdings nicht verlässt, sondern nach außen hin die bürgerliche Fassade bewahrt. Verängstigt und verzweifelt zieht sich die Frau immer mehr zurück und ist nur noch für die kleine Tochter da, mit der sie in eine kindliche Wunderwelt flüchtet. Trotz ihrer Innigkeit, in der die Mutter sich und ihr Kind schützen will, entpuppt sich diese Wunderwelt angesichts der realen Gewalt zunehmend als eine Scheinwelt, die der fortschreitenden Zerstörung der Liebesbeziehungen nichts mehr entgegen zu halten vermag.„Die Frau des Polizisten“ ist ein Film, der Grenzen erkundet, formale wie inhaltliche. Dafür ist er beim letztjährigen Filmfestival in Venedig mit dem Spezialpreis der Jury ausgezeichnet worden.Grußworte: Patrizia Trincanato (Stadträtin für Kultur, aktives Zusammenleben, Umwelt und Chancengleichheit), Einführung: Alma Vallazza.