Die Perspektive des Films ist in diesem Sinn ein wichtiger Indikator dafür, wie die psychische Erkrankung und der Umgang mit ihr im jeweiligen sozialen, historischen und kulturellen Kontext erlebt und erklärt wird. Andererseits ist es auch eine Tatsache, dass die Darstellung durch die Medien ihrerseits die soziale Wahrnehmung der psychischen Erkrankungen weit mehr beeinflusst als der tatsächliche Kontakt mit betroffenen Personen oder den im Bereich der psychischen Gesundheit Tätigen.In diesem Licht zeigt der Filmclub in Bozen eine Filmreihe, die sich mit dem Thema der psychischen Erkrankung auseinandersetzt. Jedem Film geht eine kurze Einleitung voraus und im Anschluss werden Fachleute des Psychiatrischen Dienstes Bozen einige Informationen zur Erkrankung geben, die im Film behandelt wird. Anschließend soll die Gelegenheit zur Diskussion ergriffen werden, um auch die verschiedenen Standpunkte zu vergleichen: die der Profis, der Betroffenen – die weit häufiger, als es die allgemeine Meinung annimmt, geheilt werden können – die der Angehörigen, der Medien und der sogenannten öffentlichen Meinung. In der Führung der Filmabende werden sich abwechseln: Monika Anderlan, Luigi Basso, Andreas Conca, Isabella Gualtieri, Alessandro Svettini, Elda Toffol.Der Zugang zum Thema ist bei jedem Film anders: von der verstörenden Auswirkung der schizophrenen Psychose und deren Schwierigkeit in die Welt der sogenannten „Normalen“ integriert zu werden (SENZA PELLE) zur Darstellung der subjektiven Erfahrung von Wahn und Halluzination (DAS WEISSE RAUSCHEN), von der „Borderline-Störung (ALLEIN und THIRTEN – 13 ANNI) mit ihren „traurigen Leidenschaften“, den unkontrollierbaren Emotionen und dem selbstverletzenden Verhalten zu den beunruhigenden Stimmungsschwankungen der bipolaren Störung (EMMA SONO IO). Der Erzählstil ist einmal naturalistisch, einmal (melo-)dramatisch, manchmal sogar heiter bis komisch. Die Filme zeigen eine weltliche und zeitgenössische Sicht auf das Problem, näher am Alltag und an der Realität, sicherlich weniger ideologisch als in der Vergangenheit. Um das Thema zu behandeln haben sie es nicht nötig „Gute“ oder „Böse“ zu identifizieren oder Geschichten zu erzählen, in denen die psychische Erkrankung durch Genialität ausgeglichen werden muss, um akzeptiert zu werden, wie in den Klischees der Hollywood-Filme (z. B. RAIN MAN, SHINE, A BEAUTIFUL MIND und viele andere).Der Filmreihe vorausgehen wird ein Seminar zum Thema: „Kino und Psychiatrie: Geschichte einer Beziehung„ am Donnerstag, 26. April von 17 bis 19 Uhr in der EURAC Bozen. Dr. Luigi Basso, Psychiater des Psychiatrischen Dienstes Bozen, wird anhand von Szenen aus besonders ausgewählten Filmen die Entwicklung der Darstellungsmodelle der psychischen Erkrankungen, der Institutionen, der professionellen Helfer und der psychiatrischen Therapien illustrieren.Filme und Termine im Überblick:3. Mai, 20 Uhr: „SENZA PELLE“ (in italienischer Sprache)10. Mai, 20 Uhr: „DAS WEISSE RAUSCHEN“ (in deutscher Sprache)17. Mai, 20 Uhr: „ALLEIN“ (in deutscher Sprache)24. Mai, 20 Uhr: „THIRTEEN“ – 13 ANNI (in italienischer Sprache)31. Mai, 20 Uhr: “EMMA SONO IO” (in italienischer Sprache)