„Thank you, George“, feiert am Mittwochabend seine Premiere beim Bozner Filmfestival. Südtirol Online hat mit Jasmin Mairhofer über den Film, die Reise und Georg Spitalers Erbe in Äthiopien gesprochen.STOL: Frau Mairhofer, Sie sind ein Country-Fan?Jasmin Mairhofer: Ich mag das Gefühl von Freiheit, das die Country-Musik vermittelt. Aber auch die Natürlichkeit und die Liebe zur Natur. Und die Musik vom Georg, die gefällt mir sehr gut.STOL: Ihr Bezug zu George McAnthony ist aber kein musikalischer?Mairhofer: Nein. Ich habe seine Familie kennenlernen dürfen und wir sind Freunde geworden. Seine Familie hat mir viel von ihm erzählt, was er alles gemacht hat, vor allem in Afrika. Auch von seinem Tod und wie sie seine Hilfsprojekte weiterführen, um aufrechtzuerhalten, was Georg aufgebaut hat.STOL: In „Thank you, George“ geht es eigentlich nicht um den Musiker, oder?Mairhofer: Genau. In unserem Film stehen die Projekte im Fokus, die Georg in Afrika initiiert hat. Und er handelt von uns 4 Jugendlichen, die vor Ort waren, um uns diese Projekte anzusehen. Foto: PrivatSTOL: Was für Projekte meinen Sie?Mairhofer: Zum Beispiel ein Projekt gegen Beschneidung. In Meki hat Georg mit den Heilig-Geist-Schwestern zusammengearbeitet. Die gehören zu einem Orden, der viele Hilfsprojekte vor Ort entwickelt, eben auch gegen Beschneidung. In Meki und Badessa gibt es auch mehrere Schulen, die durch Georg entstanden sind. Schulen für Kinder, aber auch für erwachsene Frauen. Das ist in Äthiopien ganz besonders wichtig, weil Frauen dort öfter auf sich alleine gestellt sind. Er hat aber auch Landwirtschaftsprojekte ins Leben gerufen. Foto: PrivatSTOL: Wie kam es zu diesem Engagement?Georg ist im Alter von 19 Jahren nach Äthiopien gekommen und hat dort seinen Zivildienst geleistet. Das Land hat ihn sehr bewegt und er fand, dass man vor Ort einiges bewirken könnte. Er hat dann länger in Äthiopien gelebt. Er lebte ganz nah an den Leuten, hörte ihnen zu, arbeitete mit ihnen. Und er hat verstanden, dass man dort mit wenig ganz viel machen, viel erreichen kann. Bei seinen Konzerten hat er ja auch immer wieder Geld für Äthiopien gesammelt.STOL: Für Projekte, die 6 Jahre nach seinem Tod weiterleben.Mairhofer: Ja. Vor allem dank seiner Familie. Sie organisiert immer wieder Benefizkonzerte, gemeinsam mit Georgs Freunden. Die Einnahmen dieser Konzerte gehen alle nach Äthiopien, die Familie arbeitet eng mit der Caritas Südtirol und eben mit den Heilig-Geist-Schwestern zusammen. Und es gibt ja auch dieses tolle Caritas-Projekt „Schenken mit Sinn“. Da kann man jemandem vor Ort etwa einen Esel, ein Huhn oder Schulbücher schenken. Auch wir haben vor unserer Reise Spenden gesammelt, Schuhe und Kleidung etwa.STOL: Wie hat denn Spitalers Familie auf Ihre Filmidee reagiert?Mairhofer: Von Anfang an ganz positiv. Vor allem Barbara (Georg Spitalers Nichte, Anm. d. R.) hat immer ganz enthusiastisch von diesen Projekten erzählt. Und dann haben wir gesagt: „Komm, schauen wir uns das doch vor Ort an.“ Foto: PrivatSTOL: Wie haben Sie das filmisch umgesetzt?Mairhofer: Es geht um unsere gemeinsame Reise in Äthiopien. Mit dabei waren Barbara und Manfred, Georgs Nichte und Neffe, Nikolaus, der Freund von Barbara, und Armin Widmann, der Kameramann. Im Film macht jeder von uns seine ganz eigenen Entdeckungen. Nikolaus hat etwa gerade sein Medizinstudium abgeschlossen. Er hat sich dann mit der medizinischen Versorgung vor Ort auseinandergesetzt, mit den Gesundheitszentren – das sind auch Projekte, die der Georg gefördert hat. Da gibt es etwa Geburtenstationen oder, ganz wichtig, Ernährungszentren. Für die ärmere Bevölkerung, die hungert, ist ein richtiger Umgang mit Ernährung sehr wichtig. Es geht aber auch um Liebesbeziehungen. Wie unterscheidet sich die Beziehung von Barbara und Nikolaus von einer Beziehung in Äthiopien? Wir erzählen in dem Film auch, wie ich vor Ort mit Kindern die Geschichte der Bremer Stadtmusikanten nachspiele. Und am Ende unserer Reise befinden wir uns in Georges Haus und Manfred erinnert sich an seinen Onkel.STOL: Solche Projekte sind sicherlich immer von Tiefpunkten und Höhepunkten begleitet…Mairhofer: Wir hatten eine ungefähre Idee davon, wie wir den Film machen könnten. Aber das ist so eine Sache in Afrika. Die Dreharbeiten kann man da im Vorhinein nicht wirklich planen. Viele Szenen sind ganz spontan entstanden. Foto: PrivatLeider gab es auch viele wunderschöne Momente, die wir zwar erlebt haben, aber die wir nicht mit der Kamera festhalten konnten. Eine dieser berührenden Szenen war etwa der Besuch einer Schule. Da ist eine Frau aufgestanden, hat Barbara spontan umarmt und meinte zu ihr: „Danke Barbara und danke an Georg.“STOL: „Thank you, George“ ist Ihr Regiedebüt. Sind Sie auf den Geschmack gekommen?Mairhofer: Bei diesem Projekt kann man nicht von einem Regieprojekt sprechen. Das war ein Gemeinschafts- und Benefizprojekt bei dem wir versucht haben, so viele schöne Bilder wie möglich einzufangen.Interview: Andrej Werth