Alice ist kein kleines Mädchen im Wunderland, sondern Alicia eine junge, erwachsene Frau im wunderlichen Ort Maravillas, in dem abgeschottet von der Außenwelt geradezu unglaubliche, bedrückende Zustände herrschen.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="646853_image" /></div> <BR />Alicia dargestellt von <b>Thais Valdes</b><BR /><BR /><BR /><b>Internationale Premiere:</b> Berlinale 1991<BR /><BR /><BR /><b>Daniel Díaz Torres</b> (1948-2013)<BR />Weitere Filme: <BR />„Lieb mich und du wirst sehen“ (Quiéreme y verás) 1994, „Kleines Tropikana“ (Tropicanita), 1997, „Der Cuba Coup“ (Hacerse el sueco), „Lisanka“, 2001, „Lügen auf Kubanisch“ (La película de Ana), 2012<BR />Ehrenpreisträger des Internationalen Filmfestival Innsbruck 2011<BR /><BR /><BR /><b>Was passiert</b><BR /><BR /><BR />Die unerfahrene und idealistische Absolventin der Theaterwissenschaften Alicia kommt mit dem Auftrag in den abgeschiedenen und ominösen Ort Maravillas de Novera, dort eine Laientheatergruppe aufzubauen. Bald erfährt sie, dass die sich allesamt seltsam verhaltenden Ortsbewohner sich dort nicht freiwillig aufhalten, sondern aufgrund von moralischen Verfehlungen zwangsweise nach Maravillas verbannt worden sind. Der Ort wird vom diktatorischen Direktor eines großen Sanatoriums beherrscht, der seine Patienten mit einem zwangsweise verabreichten, übelriechenden „Heilwasser“ gefügig macht und manipuliert. Alicia lehnt es ab, sich den absurden Umständen anzupassen, versucht vergeblich, Widerstand gegen die vielfältigen Zwänge zu organisieren, und ergreift schließlich die Flucht.<BR /><BR /><BR /><b>Daniel Díaz Torres</b><BR /><BR /><BR />„Der Roman von Carroll hat mich immer schon begeistert wegen seines Sinns für Humor, und weil das Absurde eine ganze Reihe von Subtexten ermöglicht. Hinter der eigentlich unschuldigen Kindererzählung stecken vielfältige Anspielungen, und genau die haben mich interessiert.“ <BR /><BR /><BR /><b>Rezeptionsgeschichte</b><BR /><BR /><BR />„Alicia im Ort der Wunder“ ist auch in Bezug auf seine Rezeptionsgeschichte ein skandalöser Film, der in Kuba gewaltige Kontroversen in Politik und Kultur ausgelöst hat, verboten wurde und zu einem Sturm der Entrüstung auf das Instituto Cubano de Arte e Industria Cinematográfica (ICAIC) führte, das Kubanische Institut für Filmkunst und Filmindustrie, das diesen provokanten Stoff produzierte und gegen die vehementen Vorwürfe der aufjaulenden Zensur verteidigte. <BR /><BR /><BR /><b>Expertenmeinung</b><BR /><BR /><BR />Auch wenn die Anspielung des Titels auf das berühmte Werk von <b>Lewis Carroll</b> (1832-1898) diese Richtung zweifellos ankündigt, ist diese kubanische Satire von 1991 noch um einen Grad verrückter und heftiger als erwartet. Alice ist kein kleines Mädchen im Wunderland, sondern Alicia eine junge, erwachsene Frau im wunderlichen Ort Maravillas, in dem abgeschottet von der Außenwelt geradezu unglaubliche, bedrückende Zustände herrschen. <BR /><BR /><BR />Eine offensichtlich vor etwas Entsetzlichem flüchtende Frau rennt aus der unwegsamen Vegetation auf die Landstraße und stoppt einen Lastwagen, der sie auf der Ladefläche mitnimmt, auf der sich bereits einige Mitfahrer angesammelt haben. Ein unter einem Cape verborgener Mann grinst ihr zu, worauf Alicia (Thais Valdés) ihn kurzerhand in einem wilden Aufbäumen vom Laster schmeißt, der gerade eine Brücke über einer tiefen Schlucht passiert. Die Anwesenden sind entsetzt, doch als die Polizei eintrifft und die Stelle absucht, wird keine Leiche gefunden, obwohl ein Zeuge den gewaltigen Aufprall ganz in seiner Nähe bemerkt hat. Es wird rasch deutlich, dass hier etwas schwer Erklärliches geschehen ist, dessen Hintergründe eine Geschichte haben. <BR />(Marie Anderson)<BR /><BR /><BR /><b>Award</b><BR /><BR /><BR />Bei der Berlinale 1991 wurde „Alicia im Ort der Wunder“ mit dem Friedensfilmpreis ausgezeichnet, was angesichts der Anfeindungen von Seiten der kubanischen Regierung und Kulturszene eine zusätzliche Bedeutung gewinnt. Die schonungslose Satire, die vor allem rotzfrech daherkommt, birgt sicherlich brisanten Zündstoff, erscheint dabei jedoch derart absurd, dass die rigorose Verweigerung, diesen Film seinem Publikum in Kuba zugänglich zu machen, übertrieben wirkt, zumal das Ende noch einmal sehr deutlich seinen Charakter als Schelmenstück betont – eine vorsichtige Relativierung, die allerdings seine Tabuisierung nicht verhindern konnte. <BR /><BR /><BR /><b>Fazit</b><BR /><BR /><BR />„Alicia im Ort der Wunder“ ist eine schräge, in vielerlei Hinsicht provokante Satire mit derben Hieben sowohl auf eine als wunderbar ausgewiesene Gesellschaft und ein repressives, kontrollmächtiges politisches System als auch auf die ambivalente Rolle der Kirche. <BR /><BR /><BR />Literaturempfehlung<BR /><BR /><BR />Die kubanische Filmkomödie, Hrsg. Helmut Groschup<BR />Studien-Verlag<BR /><BR /><BR />Der Filmklassiker <a href="https://www.youtube.com/watch?v=2QcrEvusO3s" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">„Alicia im Ort der Wunder“ </a>ist mit englischen Untertiteln zu finden bei Youtube.<BR /><BR /><BR /><BR /><BR />