<b>Filmkritiker Helmut Groschup durchstöbert für Sie YouTube und stellt wöchentlich hier einen Klassiker vor. Heute:<BR /><BR /><BR />„Der verlorene Sohn“</b><BR /><BR /><b>Regie:</b> Luis Trenker<BR /><b>Genre:</b> Heimatfilm und Auswandererdrama aus dem Jahre 1934<BR /><b>Titel:</b> nach NT Lk 15, 11-32 Gleichnis vom verlorenen Sohn<BR /><b>Motto:</b> „Wer niemals fortkommt, kehrt niemals heim!“<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="592385_image" /></div> <BR /><BR /><b>Dreharbeiten</b><BR /><BR /><BR />Am 1. November 1933 ging Luis Trenker an Bord des deutschen Ozeandampfers „Bremen“ der nach New York auslief. Angekommen hat er mit versteckter Kamera die für „Der verlorene Sohn“ benötigten dokumentarischen Straßenimpressionen aufgenommen.<BR /><BR /><BR /><BR />Nach Expertenmeinung von <Fett>Martin Kaufmann</Fett> (Filmclub Bozen) ist: „'Der verlorene Sohn' Trenkers stärkster Film. Den Nazis war er zu katholisch, nach 1945 haben die Neorealisten Rosselini und De Sica die Szenen mit der Überblendung von den Dolomitengipfeln auf die Skyline von New York als ihr Vorbild zitiert. Auch die Szenen in Manhattan wo Trenker als Arbeitsloser durch die Straßen schleicht sind beeindruckend!“ <BR /><BR /><b>Drehorte/Schauplätze</b><BR /><BR /><b>Bergszenen:</b> Karersee, Karerwald, Kastelruth<BR /><b>Skiszenen:</b> Arlberg<BR /><b>Großstadt:</b> Manhatten<BR /><BR /><b>Besonderheiten der Produktion</b><BR /><BR />Letzter Film in Deutschland des jüdischen Produzenten Paul Kohner mit der Hollywoodfirma Universal. <BR /><BR /><b>Was passiert?</b><BR /><BR />Tonio Feuersinger gespielt von <b>Luis Trenker</b> ein Bergführer, Skilehrer und Holzfäller aus einem Dorf in den Dolomiten beschließt seine Heimat zu verlassen, nachdem sein bester Freund bei einem Bergunglück gestorben ist. Warnungen der Dorfbewohner überhört er und verlässt seine Heimat – seine Freundin bleibt zurück. Im von der Weltwirtschaftskrise gebeutelten New York erleidet er zunächst Schiffbruch. Doch durch einen Zufall wendet sich Tonios Schicksal und gerade dadurch bekommt er Heimweh und kehrt dem sozial kalten New York den Rücken. Rechtzeitig zur Rauhnacht, erreicht der verlorene Sohn seine Heimat um seine Freundin Barbl gespielt von <b>Marie Andergast,</b> zu heiraten.<BR /><BR /><b>Filmästhetik</b><BR /><BR />Zu Beginn des Filmes sehen wir die steilen Dolomitengipfel auf denen Tonio herumturnt und ein verschneites Dorf wie im Bilderbuch. Im 2. Teil sehen wir die Häuserschluchten von New York als krasses Gegenbeispiel. Im 3. Teil des Filmes faszinieren die Aufnahmen von der Rauhnacht, einem aus katholischer Sicht eher heidnischen Brauch in christlichem Gewande. Eine zentrale Rolle spielt die Sonnenmaske des Rauhnachtskönigs. <BR /><BR /><b>Dramatik</b><BR /><BR />Tonio, die Millionärstochter Lilian und Tonios Freund Jörg stürmen einen Gipfel. Es kommt zu einem Unfall, bei dem Jörg stirbt. Am Rande der Handlung wird auch eine Beziehungsgeschichte dramatisiert, bei der auch Eifersucht eine Rolle spielt. Ein Mann zwischen zwei Frauen. <BR /><BR /><b>Schnitt</b><BR /><BR />Tonio mit dem Dampfer über’n Atlantik. Es kommt zur berühmten Überblendung Dolomitengipfel mit Wolkenkratzern.<BR /><BR /><b>Amerikabild</b><BR /><BR />Luis Trenker ist mit einem vorgefassten Amerikabild aufgebrochen und Tonio hat ein weiteres Amerika erfahren, das mit seinen Vorstellungen nichts zu tun hatte. Trenker selbst dazu: <i>„Das war der Gegensatz zum verträumten, stillen Bergnest, wo der einfache Holzpflug noch galt und das karge Leben des um das tägliche Brot kämpfenden Bauern, der aber in seiner Bedürfnislosigkeit größer und freier ist als der reiche Sklave von Dollarmillionen.“</i><BR /><BR /><b>Rezeption 2005 in der Filmzeitschrift „Cinema“</b><BR /><BR />„Sozialkritisches Drama über einen nach Amerika ausgewanderten Holzfäller Tonio Feuersinger (Luis Trenker) verlässt aus Liebe zu einer Amerikanerin Tirol. In New York lernt er schnell die Schattenseiten der USA kennen. Von Heimweh geplagt, beschließt er die Rückkehr. Trenkers Film versinnbildlicht durch den Kontrast der Häuserschluchten Manhattans zu der majestätischen Dolomiten-Bergwelt die Verlorenheit des Einzelnen. Fazit: Meisterwerk vom Tiroler Autorenfilmer“<BR /><BR /><b>Italien und Trenker</b><BR /><BR />Also 1934 kommt Italien bei Trenker nicht vor. Tonio stellt sich in USA als Deutscher vor. Bei der biennale in Venedig 1935 erhält der Film vom Ministerium für Volkskultur in Rom den Preis für den „ästhetisch bedeutensten Auslandsfilm“. 1955 dreht Trenker den deutsch-italienischen Spielfilm „Flucht in die Dolomiten“ nach dem Roman „Die Flucht des Giovanni Testa“ von Gustav K. Bienek. In Italien erschien der Film unter dem Titel „Il prigioniero della montagna“. Am Drehbuch war Pier Paolo Pasolini beteiligt.<BR /><BR />Dieser Filmklassiker ist zu finden bei <a href="https://www.youtube.com/watch?v=vnFKJtf_gak" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">Youtube.</a><BR /><BR /><BR /><BR /><BR />