Groschups Klassiker zum Wiedersehen: „Die Legende von Paul und Paula“ - Kino / TV

Filmkritiker Helmut Groschup durchstöbert für Sie YouTube und stellt wöchentlich hier einen Klassiker vor. Heute: &bdquo;Die Legende von Paul und Paula“ von Heiner Carow (DDR 1973). Genre: Liebesfilm Der Regisseur: Heiner Carow (1929-1997) Weitere Filme: &bdquo;Die Russen kommen“ (1968), &bdquo;Coming out“ (1989) Darsteller Die Hauptdarsteller Angelica Domröse (Paula) und Winfried Glatzeder (Paul) verkörpern den romantischen Versuch, persönliches Glück im Leben durch die Hingabe zur Liebe und die Aufgabe von missglückten Versuchen zu finden, um doch daran zu scheitern. Dies ließ metaphorische Bezüge zu, die anfangs kritisiert wurden. Der Kult 1993, zum 20. Jahrestag, hatte &bdquo;Die Legende von Paul und Paula“ in Anwesenheit von Hauptdarstellern und der Band Puhdys noch einmal Premiere und kam anschließend erneut in die Kinos. In Ostdeutschland war der Film sehr erfolgreich und wurde zum Kultfilm, was auch der Beginn zur ersten Ostalgie-Welle war. Lieblingsfilm Die Deutsche Filmakademie hat Politik-Prominenz eingeladen, um über Filme zu reden, die für sie in ihrem Leben wichtig sind. Für Angela Merkel ist das &bdquo;Die Legende von Paul und Paula“. Was passiert Paul, der als Angestellter in einem Ministerium Karriere gemacht hat, führt eine unglückliche, zur Routine erstarrte Ehe. Die Verkäuferin Paula, die in seiner Nachbarschaft wohnt, lebt mit ihren Kindern allein. Als sich die beiden kennen lernen, verlieben sie sich leidenschaftlich ineinander… Alles oder nichts. Paula ist rigoros, was ihre Gefühle betrifft. Zwei Männer hat sie schon zum Teufel gejagt. Nun lebt sie mit ihren beiden Kindern allein. Bevor sie sich jedoch in eine Sicherheitsehe flüchtet, will sie die Glocken noch einmal so richtig läuten lassen. In der Bar begegnet sie Paul. Beide trifft die Liebe wie eine Himmelsmacht. Aber Paul will seine Karriere nicht durch eine Scheidung gefährden. Erst als sich Paula von ihm trennt, kämpft er um sie und gewinnt ihre Liebe zurück, die stärker als der Tod ist. Doch Paula will unbedingt ein Kind von Paul, obwohl sie dadurch ihr Leben aufs Spiel setzt. Filmkritik &bdquo;Wenn das Paar, gespielt von Winfried Glatzeder und Angelica Domröse, munter durch die Betten hüpft und immer wieder von einer freien sozialistischen Zukunft träumt, dann verbreitet dieser Film ein positives Lebensgefühl, das den harten DDR-Alltag mit einiger Ironie rosarot anmalt. Verrückt, mitunter surrealistisch, sind die Bilder, ihre Aussage: Liebe bekämpft alle Gängelungen, Liebe macht frei, auch vom Diktat der Einheitspartei. Diese von Regisseur Heiner Carow und Drehbuchautor Ulrich Plenzdorf geschickt formulierte Botschaft brachte dem Film jede Menge Ärger mit der staatlichen Zensur ein.“ (Robert Bales, DW) Rezeption Betrachtet man die Handlung der DDR-Produktion aus heutiger Sicht, gibt es kaum besondere Merkmale. Die Geschichte, dass 2 Menschen ihr Glück in einer Gesellschaft finden, die der DDR kaum ähnlich sieht, wäre beinahe vor der Aufführung verboten worden. Obwohl &bdquo;Die Legende von Paul und Paula“ in keiner Weise das System des damaligen Staates angreift, gab es heftige Diskussionen. Fazit Was Angelica Domröse hier an Lebens- und Liebeshunger rüberbringt, an &bdquo;Herz über Kopf“ – das ist geradezu beispiellos intensiv. Ihre bedingungslose Hingabe wirkt fast schon anachronistisch, ist dafür poetisch umso überzeugender und wird ergänzt durch den ebenso einfachen wie genialen Puhdys-Soundtrack: &bdquo;Weckt sie nicht bis sie selber sich regt, ich habe mich in ihren Schatten gelegt.“ Buchtipp Ulrich Plenzdorf, Die Legende von Paul und Paula, Suhrkamp Der Filmklassiker &bdquo;Die Legende von Paul und Paula“ ist zu finden bei Youtube. Ausleihe: 2.99 Euro