Eine Frau liebt leidenschaftlich einen Mann. Sie spricht deutsch, er italienisch, und beide leben im Südtirol der 1980er Jahre. Im Fernsehen reden die Politiker über das Faschisten-Denkmal und von der „Verwalschung“. Sie aber sagt Sätze wie: „Ich wusste gar nicht, dass ich zu den Besiegten gehöre.“<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="771935_image" /></div> <h3> Der Regisseur</h3>Werner Masten, weitere Filme:<BR /> „Das Glück beim Händewaschen“ (1982 nach dem gleichnamigen Roman von Joseph Zoderer; Adolf-Grimme-Preis)<BR />„Piefke Saga“ Teil 4 (1993, Drehbuch Felix Mitterer) <BR /><h3> Genre</h3>Heimatfilm nach dem Roman von Josef Zoderer (1935-1922)<BR /><h3> Das Buch</h3>Als sich Olga und Silvano zum ersten Mal auf einer Protestkundgebung in der Bozner Industriezone sahen, verliebten sie sich. Olga arbeitete in der Bar von Silvano in Bozen, als sie eines Tages plötzlich einen Telefonanruf bekam, der sie über den Tod ihres Vaters informierte; dieser hatte sich zu Tode gesoffen, weil nichts übrig vom Traum vom besseren Leben und von dem Ausruf „hinaus in die Welt“ geblieben war. Abends hatte sie Streit mit Silvano, weil er an der Beerdingung ihres Vater teilnehmen wollte, aber sie war dagegen, da sie Angst hatte, dass das ganze Heimatdorf ihn nicht akzeptieren würde, wenn sie mit ihrem italienischen Freund auftreten würde. Deswegen wurde sie bei der Rückkehr in ihre Heimat „Die Walsche“ genannt, die Bauern des Dorfes, die Daheimgebliebenen konnten ihr nicht einmal ins Gesicht sehen, weil sie hinunter ins Tal, in die Stadt und ausgerechnet zu einem „Walschen“, einem Italiener gegangen war.<BR /><BR />Nach der Beerdigung ihres Vaters ging Olga mit ihrem Bruder in den Gasthof zum Todesmahl, zu dem außer den Verwandten auch der Pfarrer, die Ministranten, der Kreuzträger u.s.w. eingeladen waren. Niemand setzte sich an den gedeckten Tisch, außer 2 Männer, scheinbar Politiker. Die Atmosphäre in der Gaststube war sehr gespannt und die ganze Dorfgemeinschaft betrachtete Olga als Fremde und sogar als Feindin.<BR /><BR />Obwohl Olga Silvano liebte, fühlte sie sich in der Stadt entwurzelt, ausgestoßen, entfremdet. Olga befand sich zwischen 2 verschiedenen Kulturen, in denen sie sich nicht mehr akzeptiert fühlte. Zu Hause war diese Entwurzelung noch stärker, weil sie in der eigenen Heimat ausgeschlossen wurde. Eines Nachts stellte sie Silvano die Frage: „Was bin ich, was mach ich und wo gehöre ich hin?“ Olgas Existenz drehte sich um ein Motto: „Es lag eine Verlockung darin, nur halb für die anderen zu existieren“. Am Ende erkannte sie, dass kein Weg sie zurückführen würde, in das Dorf und in ihre Kindheit.<BR /><BR />Olga wurde, sei es von ihrer Familie, als auch von der Dorfgemeinschaft und von den Stadtbewohnern abgestoßen und deswegen fühlte sie sich nirgends wohl. Auch mit Silvano kam sie nicht besonders gut aus, weil seine Freunde wichtiger als Olga waren, und er deswegen wenig Zeit für sie hatte.<BR /><BR />In diesem Buch von Joseph Zoderer wird der Gegensatz zwischen Deutschen und Italienern in den 1980er Jahren ausgedrückt. Die zentralen Themen sind der Identitätsverlust und die Identitätssuche.<BR />Die italienische Ausgabe trägt den Titel „L'Italiana“.<BR /><h3> Der Film</h3>„Eine Frau liebt leidenschaftlich einen Mann. Sie spricht deutsch, er italienisch, und beide leben im Südtirol der 1980er Jahre. Im Fernsehen reden die Politiker über das Faschisten-Denkmal und von der „Verwalschung“. Sie aber sagt Sätze wie: „Ich wusste gar nicht, dass ich zu den Besiegten gehöre“. Als der Vater stirbt, muss sie zurück ins Dorf. Dort ist sie eine Geächtete und die Blicke der Männer in der Gaststube sprechen nur eine Sprache. Ist Werner Mastens Zoderer-Verfilmung ein Plädoyer für das Private gegen das Politische? Jedenfalls eines für die Zärtlichkeit gegen die Rohheit der politischen Kämpfe.“ <BR />(Norbert Fink)<BR /><h3> Preise</h3>Fernsehfilmpreis der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste (1987)<BR />Preis der Confederation Internationale Cinema d'Art et d'Essai (Locarno 1986)<BR /><h3> Fazit</h3>Historisches Filmdokument zum Südtirol-Konflikt ausgezeichnet dargestellt von Marie Colbin (Olga), Martin Abram (Florian, Olgas Bruder), Lino Capolicchio (Silvano), Johannes Thanheiser (Olgas Vater) und wunderbar ausgestattet von Peter Kaser und Kurt Lanthaler. Eine eigenständige Verfilmung des 1982 erschienenen Romans.<BR /> (gro)<BR /><BR /><BR /><b>Buchtipp:</b><BR />Joseph Zoderer, Die Walsche, Haymon Taschenbuch<BR /><BR /><BR />Der Filmklassiker <a href="https://www.youtube.com/watch?v=up_ZBKMUO9E" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">„Die Walsche“ </a> ist zu finden auf Youtube.<BR /><BR /><BR /><BR />