Atemlos hellwach beutelt Fellini die Wirklichkeit einer Großstadt wie ein schauriges, schäbiges Märchen in virtuosen Synkopen von Ekstase und Ernüchterung aus dem Ärmel. <BR /><BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="634127_image" /></div> <BR /><b><BR /><BR />Expertenmeinung</b><BR /><BR /><BR />Die Bestandsaufnahme einer sich im Amüsement verlierenden <BR />Gesellschaft des Überflusses. Fellinis Rigorismus zeigt Leere, <BR />Ekel, Überdruss und Einsamkeit unter der Oberfläche einer Welt, die sich feiert, als wäre sie ganz und heil: Fresko einer Epoche, vom lügenhaften Klischee als „glückliche fünfziger Jahre“ verklärt. <BR />Atemlos hellwach beutelt Fellini die Wirklichkeit einer Großstadt wie ein schauriges, schäbiges Märchen in virtuosen Synkopen von Ekstase und Ernüchterung aus dem Ärmel. <BR /><BR />Roms Aristokratie spielt sich selbst, aber die Via Veneto ist im Studio errichtet. Mit Fellinis voll entfaltetem Stil optischer Unruhe und akustischer Beunruhigung korrespondiert das Zerbrechen der „Erzählung“ in ein Mosaik nervöser Episoden. Dubios, hektisch, auseinanderstrebend bevölkern die Personen in heterogenen und schwarzweißen Breitwandkompositionen die Leinwand. Zentrifugaler Tanz der Chimären: Fellinis Macht, das Chaos, die mittelpunktlos verströmende Fülle an Leben in Bilder. <BR />(Filmmuseum, Wien)<BR /><BR /><BR /><b>Was passiert</b><BR /><BR /><BR />Der Boulevard-Reporter, Möchtegern-Schriftsteller und Frauenheld Marcello Rubini (<b>Marcello Mastroianni)</b> meint die Schickeria der italienischen Hauptstadt zu durchschauen. Aus kritischer Distanz meint er sie zu beobachten, ohne selbst wahrzunehmen, wie sehr ihn diese dekadente Gesellschaft vereinnahmt. Doch Marcello ist niemals zufrieden mit dem, was er erreicht hat. Ruhelos hastet er weiter durch die Hotspots der ewigen Stadt. Immer weiter getrieben, obwohl ihm schon dämmert, dass er so keine Erfüllung finden wird, aber dennoch unfähig umzukehren. Als ein enger Freund, der aufgrund seiner soliden Lebensweise als Vorbild galt, sich das Leben nimmt, entpuppt sich das von Marcello angestrebte Leben in Reichtum und Glamour als eine Welt des Scheins und der Vergänglichkeit. <BR /><BR /><BR /><b>Filmkritik</b><BR /><BR /><BR />„La dolce vita“ ist einer der weitsichtigsten Filme aller Zeiten und löst heute ein anderes Repertoire von Schlagwörtern aus als in den frühen sechziger Jahren. ...Die Zeit hat Themen freigesetzt, die heutige Dilemmas hervorheben, die 1960 noch gar keine Tragweite hatten. Unübersehbar nimmt der Film unsere Obsession mit dem Verlust der Privatsphäre und dem Aufstieg der virtuellen Realität vorweg, das Abstumpfen der Sinne und die Technologieabhängigkeit, die Korruption der Medien, die Gier nach Ruhm.“ <BR />(Gary Giddins, criterion.com)<BR /><BR /><BR /><b>Anita Ekberg</b><BR /><BR /><BR />Sie spielt einen amerikanischen Star, der bei einem nächtlichen Ausflug durch Rom in die Fontana di Trevi steigt. Da steht sie nun im Brunnen, fast selbstverständlich wie eine Nymphe, die in ihr Element eintaucht. (arte Filmklassiker)<BR /><BR /><BR /><b>Drehort Via Veneto</b><BR /><BR /><BR />„Tatsächlich hat sich die Via Veneto durch „La dolce vita“ gewandelt, hat gewaltige Anstrengungen unternommen, so zu werden, wie ich sie in meinem Film dargestellt habe. Die Photographen an den Straßenecken haben sich vervielfacht, Prügeleien sind heute an der Tagesordnung, und die Filmsternchen auf der Suche nach Publizität wandern dort im Nachthemd umher oder reiten zu Pferd in die Cafés.“<BR />(Federico Fellini, 1962)<BR /><BR /><BR /><b>Buchtipp</b><BR />Fellini über Fellini. Ein intimes Gespräch mit Giovanni Grazzini. <BR />Diogenes Verlag, Zürich<BR /><BR /><BR /><BR /><BR />Der Filmklassiker <a href="https://www.youtube.com/watch?v=n83l82VRK-c" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">„La dolce vist“</a> ist bei Youtube zu finden. <BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR />