Filmkritiker Helmut Groschup durchstöbert für Sie YouTube und stellt wöchentlich hier einen Klassiker vor. Heute: „Soy Cuba“ von Mikhail Kalatozishvili (Kuba/UdSSR 1964).<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="611900_image" /></div> <BR /><BR /><BR />Columbus: „Dies ist das schönste Land, das jemals von menschlichen Augen gesehen wurde.“<BR /><BR /><BR /><b>Genre:</b> Anti-US Propagandaklassiker, Episodenfilm<BR /><BR /><BR /><b>Regisseur:</b> Mikhail Kalatozishvili (Mikhail Kalatosow) war ein sowjetischer Filmregisseur georgischer Abstammung. Seine frühen Filme waren unter Stalin verpönt. Mit „Die Kraniche ziehen“ gewann er bei den Filmfestspielen von Cannes 1958 die goldene Palme. <BR /><BR /><BR /><b>Filmkritik</b><BR /><BR /><BR />Besoffene US-Marines grölen „USA – the most glorious country in the world“ und belästigen eine junge Frau. Ein junger Kubaner kommt ihr selbstlos zur Hilfe. Studenten dementieren die Falschmeldung, Fidel Castro sei gefallen. Und auch der einfache Bauer hat begriffen, um was es geht und dass die Barbudos um Fidel und Ché um eine gerechte Sache kämpfen. Er schließt sich den Rebellen an und sagt zu jenem, den er verköstigte, „jetzt brauche ich ein Gewehr!“ Sie stoßen auf Radio Rebelde, dem Sender der Revolutionäre in der Sierra Maestra im Osten Kubas, der die Ziele der Revolution erläutert: Volle Unabhängigkeit von den USA und Souveränität des Landes. „¡Libertad o muerte!“. Der Rest ist Geschichte. Der legendäre Klassiker entstand 1964, also nach der gescheiterten Invasion von US-Exilkubanern in der Schweinebucht, als Kuba sich erst für den sozialistischen Weg entschieden hat. Die restaurierte Kopie lässt den filmhistorischen Meilenstein in altem Glanz erstrahlen und die heißen Rhythmen der damaligen Zeit. Eine Trouvaille! (Walter Ruggle, trigon-film) <BR /><BR /><BR /><b>Was passiert</b><BR /><BR /><BR />In vier Episoden sang der legendäre georgische Regisseur Mikhail Kalatozishvili, der mit „Wenn die Kraniche ziehen“ Filmgeschichte schrieb, 1964 eine Hymne auf die kubanische Revolution. Während in den ersten beiden Episoden die soziale Ungerechtigkeit und die Schlechtigkeit der dafür verantwortlichen Yankees angeprangert werden, feiern die andern beiden Teile den Heroismus und die Opferbereitschaft der Revolutionäre. <BR />Ästhetisch steht der Film ganz in der Tradition des großen sowjetischen Revolutionskinos eines Eisenstein oder Pudowkin.<BR /><BR /><BR /><b>Expertenmeinung</b><BR /><BR /><BR />„Soy Cuba“ provoziert Staunen und sinnliche Lust, erzählt von Rache und Niederlagen, von Sehnsüchten und sexueller Anziehung: „The first, and perhaps the only, work of Communist decadence.“ <BR />(David Denby). <BR /><BR />Am meisten beeindruckt aber die lyrische Kraft der entfesselten Kamera, denn, wie Jamie Russel bemerkt: „The films politics arent as half as radical as its artistry.“ <BR />(Verena Teissl, Viennale)<BR /><BR /><BR /><b>Kamera-Besonderheit</b><BR /><BR /><BR />Auf einer Dachterrasse eines Luxushotels in Prä-Castro Havanna ist ein Schönheitswettbewerb im Gange. Die Kamera schlängelt sich gewunden an Badeschönheiten vorbei, bewegt sich dann über den Rand der Terrasse und senkt sich senkrecht, anscheinend schwebend, drei oder vier Stockwerke hinunter zu einer anderen Terrasse mit einem Swimmingpool. Die Kamera nähert sich einer Bar und folgt dann einer Kellnerin, wie sie Touristen Drinks anbietet. Eine Touristin geht in den Pool – und die Kamera folgt ihr. Die Einstellung endet unter Wasser.<BR /><BR /><BR /><b>Fazit</b><BR /><BR /><BR />Platziert zwischen Kaltem Krieg und kubanischem Rhythmus ist „Soy Cuba“ ein Liebesbrief an die Castro-Revolution. 1964, auf dem Höhepunkt der Kuba-Krise gedreht, verschwand der Film rasch wieder in den Archiven. Den Regierungen in Havanna und Moskau war der Film zu experimentell, zu gewagt in der Kameraführung und mit zu viel Humor und Ironie versehen. Erst Anfang der 1990er haben Francis Ford Coppola und Martin Scorsese „Soy Cuba“ wieder ausgegraben und ihn für das internationale Kino neu entdeckt. „Soy Cuba“ ist ein Juwel der Filmgeschichte.<BR /><BR /><BR /><b>Besonderheit</b><BR /><BR /><BR />„Soy Cuba“ wurde vom Cinematograph-Filmverleih in Innsbruck deutsch untertitelt. Die 35mm Kopie befindet sich im Österreichischen Filmmuseum.<BR /><BR /><BR />Der Filmklassiker <a href="https://www.youtube.com/watch?v=lt-RbV8KiC0&feature=youtu.be" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">„Soy Cuba“</a> ist zu finden bei Youtube.<BR /><BR /><BR /><BR /><BR />