Lauren Bacall durchdringt den Filme auf unheimliche Weise; die Männer sprechen ständig von ihr, sie aber spielt mit den Männern und führt deren Untergang herbei. Sie weiß, dass ihre Erotik sie dazu befähigt, Gedanken und Urteilskraft der Männer zu manipulieren – das Originelle daran ist, dass sie dies mit Leichtigkeit erreicht. Die kriegsbedingte Emanzipation der Frau spiegelt sich zweifellos in diesem Film wider.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="725927_image" /></div> <BR /><BR /><BR /><b>Regie:</b> Howard Hawks (1896-1977)<BR /><b>Drehbuch:</b> William Faulkner, Leigh Brackett, Jules Furthman nach dem gleichnamigen Roman von Raymond Chandler<BR /><b>Genre:</b> Detektivfilm, film noir<BR /><BR /><BR /><b>Was passiert</b><BR /><BR />Privatdetektiv Philip Marlowe (Humphrey Bogart) wird von General Sternwood engagiert, weil dieser wegen der Spielschulden seiner jüngeren Tochter Carmen erpresst wird. Zur Sprache kommt dabei auch, dass ein früherer Angestellter Sternwoods namens Sean Regan, mit dem Marlowe befreundet war, spurlos verschwunden ist. Marlowe macht sich an die Arbeit und entdeckt, dass Vivian (Lauren Bacall), die ältere Tochter Sternwoods, mehr weiß, als sie zugibt. Ihre Schwester Carmen ist in kriminelle Machenschaften verwickelt, aber unzurechnungsfähig, da sie, wie sich bald herausstellt, drogensüchtig ist.<BR /><BR />Seine Nachforschungen führen Marlowe in einen Dschungel kleiner und großer Verbrechen. Da er dabei auch die Auseinandersetzung mit dem mächtigen Gangsterboss Eddie Mars nicht scheut, schickt dieser ihm 2 Schläger auf den Hals. Ein klein gewachsener Mann, der die Sache beobachtet, hilft Marlowe erst, als die Schläger abgezogen sind. Es stellt sich heraus, dass er eine Bekannte hat, die etwas über den Verbleib von Sean Regan und von Eddie Mars’ angeblich mit diesem durchgebrannter Frau weiß. Marlowe folgt dieser Spur.<BR /><BR />Später am selben Abend erwacht der Privatdetektiv in einem unbekannten Haus. Sein Schädel dröhnt – wohl von dem Schlag, der ihn niedergestreckt haben muss. Er selbst liegt gefesselt am Boden.<BR /> (Christoph Hartung)<BR /><BR /><BR /><b>Expertenmeinung</b><BR /><BR />„Raymond Chandlers berühmteste Figur war Philip Marlowe, (...) 'The Big Sleep' sein erstes wichtiges Buch; es wurde (...) 1946 von Howard Hawks verfilmt. Humphrey Bogart spielte darin Marlowe, eine Rolle, die noch viele Schauspieler verkörpern sollten. Der Film wurde aus 2 Gründen der einflussreichste Film noir (seit „Double Indemnity“): <BR />Erstens war die Handlung so kompliziert, dass nachfolgende Regisseure ermutigt wurden, ihre Filme weiter in Richtung des narrativen Wahnsinns von „Caligari“ zu führen. <BR />Zweitens wurde das Drehbuch von Leigh Brackett mitverfasst (...), einer faszinierenden Schriftstellerin, die 3 der unterhaltsamsten Filme des amerikanischen Kinos mitgeschrieben hat: „The Big Sleep“, „Rio Bravo“ (1959) und The Empire Strikes Back (1980). Ihre Co-Autorenschaft bei „The Big Sleep“ wirft die Frage auf, wie Films noirs ihre weiblichen Figuren darstellen. <BR /><BR />Lauren Bacall in „The Big Sleep“ sowie Barbara Stanwyck in „Double Indemnity“ (...) durchdringen ihre Filme auf unheimliche Weise; die Männer sprechen ständig von ihnen, sie aber spielen mit den Männern und führen deren Untergang herbei. Sie wissen, dass ihre Erotik sie dazu befähigt, Gedanken und Urteilskraft der Männer zu manipulieren – das Originelle daran ist, dass sie dies mit Leichtigkeit erreichen. Die kriegsbedingte Emanzipation der Frau spiegelt sich zweifellos in diesen Filmen wider.“<BR /> (Mark Cousins: The Story of Film, Pavilion 2020)<BR /><BR /><BR /><b>Filmkritik</b><BR /><BR />Hawks kongeniale Chandler-Roman-Adaption: Bogart als cooler Detektiv Marlowe in einem Erpressungsfall um das hübsche, wilde Töchterlein eines Ölmagnaten gerät schnell in einen kriminellen und moralischen Sumpf, aus dem ihm auch dessen ältere Tochter (Bacall) nur zeitweise herauszuhelfen vermag. Die im realen Leben existierende erotische Spannung zwischen Bogart und Bacall überträgt sich in diesem Film unter Knistern und Funkeln auf die Leinwand. Ein Geniestreich: Was zählt, ist, wie in Chandlers Roman, nicht die generelle Konzeption, sondern die charismatische Bewegung von Szene zu Szene und das Einfangen von Gesten. Keiner macht das so gut wie Hawks, keiner spielt das so gut wie Bogart.“ <BR />(Viennale)<BR /><BR /><BR /><b>Fazit</b><BR /><BR />Eine der bezaubertsten Gute-Nacht-Geschichten Hollywoods.<BR /><BR />Der Filmklassiker <a href="https://www.youtube.com/watch?v=qaB8Di0A1d0" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">„Tote schlafen fest“</a> kann bei Youtube entweder ausgeliehen oder gekauft werden.<BR />