Filmkritiker Helmut Groschup durchstöbert für Sie YouTube und stellt wöchentlich hier einen Klassiker vor. Heute: „Un chienne andalou“ und „L’Âge d’Or“ von Luis Buñuel (Frankreich 1929), Drehbuch: Salvador Dalí, Luis Buñuel.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="646853_image" /></div> <b>Was passiert</b><BR /><BR />Der Film besteht aus einer Aneinanderreihung surrealistischer Bilder und Szenen. Der Prolog zeigt einen Mann, der ein Rasiermesser schärft, dann eine Wolke, die vor dem Vollmond vorbeizieht. Der Mann schneidet einer vor ihm sitzenden Frau mit dem Rasiermesser durchs Auge.<BR />Weitere absurde Szenen sind durch Zwischentitel („Acht Jahre später“, „Gegen drei Uhr morgens“, „Vor sechzehn Jahren“, „Im Frühling“) grob voneinander getrennt. Bekannte Einstellungen sind die Brüste einer Frau, die sich unter den Händen des Mannes in ihr Gesäß verwandeln, eine in der Tür eingeklemmte Hand mit einem Loch, aus dem Ameisen kriechen und der Mann, der unterschiedliche Dinge an zwei Seilen hinter sich herzieht, darunter zwei mit Eselskadaver gefüllte Konzertflügel. <BR /><BR /><BR /><b>„L’Âge d’Or“ von Luis Buñuel Frankreich 1930</b><BR /><BR /><BR />Was passiert<BR /><BR />Der Film beginnt mit Dokumentationsfilmaufnahmen von Skorpionen. Nach dem Zwischentitel „Einige Stunden später...“ klettert ein Räuber auf einen Felsen. Er sieht 4 Bischöfe auf einem Riff sitzen und Gebete murmeln. Dann geht er weiter in eine Hütte, in der noch andere Räuber warten. Es sind einige Gesprächsfragmente zu hören („Ihr habt... Akkordeons, Flusspferde und Pinsel“). Die Gruppe geht zu den Felsen, doch ein Räuber nach dem anderen bricht unterwegs zusammen und bleibt liegen.<BR /><BR /><BR /><b>Genre</b><BR />Experimentelle, surrealistische Filme<BR /><BR /><BR /><b>Luis Buñuel</b><BR /><BR /><BR />Der Regisseur starb 1983 im Alter von 83 Jahren in Mexiko-Stadt, er hat die Annullierung jenes Aufführungsverbotes, 1930 ausgesprochen, noch erlebt: Ab 1981 war und ist das Meisterwerk „Das goldene Zeitalter“ wieder frei zugänglich – nach 50 Jahren unter Verschluss.<BR /><b>Weitere frühe Werke:</b><BR />„Las Hurdes-Land ohne Brot“ (1933)<BR />„Tampico“ (1946)<BR />„El gran cavalera“ (1949)<BR />„Los Olvidados“ (1950)<BR /><BR /><BR /><b>Expertenmeinung</b><BR /><BR /><BR />„Mit 'Un chien andalou' begeben sich Buñuel und Dalí ins Reich des Unbewussten: Schockbilder und Traumlogik, präsentiert mit einer Nüchternheit, die diesem berühmtesten aller Avantgardefilme eine Zeitlosigkeit bewahrt, obwohl seine damals unerhörten Ideen – Messer zerschneidet Auge – längst von der Filmgeschichte absorbiert worden sind. Das aufrührerische Erbe des Surrealismus-Urschreis 'Un chien andalou' wirkt dennoch weiter durch die Dekaden: Sein schwarzer Humor, seine verunsichernden Gegenüberstellungen, sein alptraumhaftes Weltbild inspirieren bis heute auf unterschiedlichste Weise das unabhängige Kino und experimentierfreudige Strömungen der Laufbildproduktion.“<BR />(Filmmuseum Wien)<BR /><BR /><BR /><b>Buñuel und Surrealismus</b><BR /><BR /><BR />Psychischer Automatismus, der durch den jenseits aller ästhetischen oder moralischen Rücksichten die wahre Funktion des Gedankens ausgedrückt werden soll. ...Der Surrealismus beruht auf dem Glauben an die übergeordnete Wirklichkeit gewisser, bisher vernachlässigter Assoziationsformen, an die Allmacht des Traumes und das willkürliche Spiel der Gedanken. (1. Manifest des Surrealismus, AndréBreton 1924). <BR /><BR /><BR />Buñuel hat sich diese Regeln rückhaltlos zu eigen gemacht, als er gemeinsam mit Dalí am „Andalusischen Hund“ zu arbeiten begann; der Film ging, wie er in seiner Autobiografie betont aus der Begegnung zweier Träume hervor, dem seinen vom Mond und dem durchschnittlichen Auge und dem Dalís von einer Hand voll Ameisen – unter der gemeinsam beschlossenen Prämisse, keine Idee, kein Bild zuzulassen, zu dem es eine rationale, psychologische oder kulturelle Erklärung gäbe. ... <BR /><BR />„Das goldene Zeitalter“ verdankt seine verstörende und aggressive Wirkung auf das zeitgenössische Publikum nicht allein den inhaltlichen Tabuverletzungen seiner Bilder, in denen die für Buñuel auch in seinen späten Filmen unheilige Trinität von bürgerlicher Familie, Kirche und Militär mit den anarchistischen Ansprüchen des „amour fou“ aufeinanderprallt.....“ <BR /> (arte Filmklassiker)<BR /><BR /><BR /><b>Fazit</b><BR /><BR /><BR />Für alle, die vom Surrealismus begeistert sind zu empfehlen.<BR /><BR /><BR /><b>Buchtipp</b><BR />Luis Buñuel: Mein letzter Seufzer. Erinnerungen., Alexander-Verlag, Berlin 2004<BR /><BR />Diese Filmklassiker <a href="https://www.youtube.com/watch?v=cB7gd_t6WMQ" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">„Un chienne andalou“ </a>und „ <a href="https://www.youtube.com/watch?v=RDbav8hcl5U" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">L’Âge d’Or“ </a> sind zu finden bei Youtube.<BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR />