Schönheit bedeutet für ihn Ästhetik. Harmonie in der Natur und in der Kunst. Wichtig ist für ihn, dass „Kunst“ ganz allgemein für jedermann zugänglich sein müsste. Auch das Verständnis von Kunst sollte allgemein in der Kommunikation einfacher gehalten werden. <BR /><BR /><BR /><b>Können Sie sich an Ihren ersten Film erinnern, den Sie gedreht haben?</b><BR />Gottfried Deghenghi: Meine erste veröffentlichte Arbeit war ein Film über ein altes, verlassenes Hotel in Meran. Ich war damals 17 Jahre alt und man wollte das Hotel zum Abriss freigeben. Es hatte sich eine<BR /> kleine Gruppe von Menschen gebildet die den Abbruch des historischen Gebäudes verhindern wollte. Mein Beitrag dazu war damals ein 13-minütiger Film der den historischen Wert und die bewegte Geschichte dieses Hotels nachgezeichnet hat. Der kurze Film lief im deutschsprachigen Fernsehen der Rai und hat sich positiv auf die öffentliche Meinung ausgewirkt. Jedenfalls, das Gebäude (ehemaliges Hotel Merano ) wurde vom Abriss gerettet und steht heute noch.<BR /><BR /><b>Welcher Mensch hat Sie bewogen, diesen Weg einzuschlagen?</b><BR /> Deghenghi: Zu Film und Fernsehen bin ich durch meinen Lehrmeister und Mentor Mario Deghenghi gekommen. Er ist in Wien geboren und war ausgebildeter Spielfilm-Kameramann. Er hat viele Filmprojekte auf der ganzen Welt realisiert. Als das Zeitalter des Fernsehen kam, hat er mich als Kind im Sommer oft zu Dreharbeiten mitgenommen. Ich habe dabei interessante Persönlichkeiten wie Luis Trenker, Claus Gatterer, Harry Valerien, Hans Benedikt, Gerd Bacher kennen gelernt, die auch dem kleinen Bub mit Lockenkopf Aufmerksamkeit geschenkt haben. Ich bin also in diesem Film-Millieu aufgewachsen. Mein Vater ist voriges Jahr im Alter von 95 Jahren verstorben.<BR /><BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="659510_image" /></div> <BR /><BR /><b>Gibt es ein Ereignis, das Ihr Weltbild total verändert hat?</b><BR />Deghenghi: Im Jahr 1997 habe ich eine Doku über die Kriegsgefangenschaft in Russland während des Zweiten Weltkriegs gedreht. In der Nähe von Wolgograd (damals Stalingrad) haben wir auf Feldern, die landwirtschaftlich genutzt wurden, Ausgrabungen von Reste deutscher Soldaten gefilmt die im Jahre 1945 dort gefallen sind. Mir ist während dieser Aufnahmen bewusst geworden, dass der Mensch die größte Bedrohung für diesen Planeten und für sich selbst ist.<BR /><BR /><b>Mehr denn je hat sich in dieser Zeit gezeigt, dass die Gesellschaft Kultur braucht, weil…</b><BR />Deghenghi: ... weil der Mensch sich durch Kultur definiert und zur eigenen Identität wird. Gleichzeitig ist es ein Vergleichsinstrument zwischen „verschiedenen Kulturen“, das uns abgrenzt, bzw. unterscheiden lässt, aber durch Kultur uns auch verbinden lässt.<BR /><BR /><b>Wer ist für Sie der bedeutendste Künstler der Geschichte?</b><BR />Deghenghi: Für mich ist Leonardo Da Vinci zweifelsohne der bedeutendste Künstler der Geschichte. Ein außergewöhnlicher Künstler und ein Universalgenie. Wenn es ein Leben nach dem Tod gibt, würde ich ihm gerne im Himmel begegnen.<BR /><BR /><b>Welche Frage würden Sie ihm gerne stellen?</b><BR />Deghenghi: Fragen würde ich ihn: „Hast du das Bild vom Salvator Mundi gemalt oder waren es deine Schüler“?<BR /><BR /><b>Was bedeutet für Sie Schönheit?</b><BR /> Schönheit bedeutet für mich Ästhetik. Harmonie in der Natur und in der Kunst. Alles was meine Sinne bewegt beim Betrachten. Ganz allgemein regt die „alte Kunst“ meine Sinne mehr an als die Kunst von heute.<BR /><BR /><b>Der französische Poet Théophile Gautier prägte den Begriff „L’art pour l’art“ (Kunst der Kunst willen) und machte so 1835 erstmals die Kunst selbst zum Thema. Einen Luxus, den man sich heute noch leisten kann?</b><BR />Deghenghi: ... ein Luxus den sich nur wenige Künstler leisten können oder wollen. Kunst ist ein kommerzielles Gut? Heute mehr den je. Wichtig ist für mich dass „Kunst“ ganz allgemein für Jedermann zugänglich sein müsste. Auch das Verständnis von Kunst sollte allgemein in der Kommunikation einfacher gehalten werden. Nicht für eine Elite oder Intellektuelle konzipiert werden. Kunst für alle. Dennoch ist es verständlich, dass Künstler von der Kunst leben wollen oder ein gutes Geschäft damit machen wollen. Generell ist Kunst ein gutes Geschäftsmodell. Nicht nur für den Künstler selbst. Es gibt viele Kategorien die an der Kunst mitverdienen.<BR /><BR /><b>Und was würden Sie gerne einmal einem Kunstkritiker sagen?</b><BR />Deghenghi: Einem Kunstkritiker würde ich sagen: Und wer kritisiert die Kritiker? Das Publikum ist selbst auch fähig zu entscheiden, was ihm gefällt. Braucht es Kritiker? Aber egal, Kunstkritiker gibt es eben. Und wie sagt Marcel Reich Ranicki am Ende der Sendung des literarischen Quartetts wenn er Bertold Brecht zitiert?: „Wir sehen betroffen der Vorhang ist zu und alle Fragen offen“.<BR /><BR /><b>Wo sehen Sie sich in 5 Jahren?</b><BR />Deghenghi: Wo sehe ich mich in 5 Jahren? Keine Ahnung, hoffentlich noch auf dieser Erde. Nichts ist selbstverständlich. Auch nicht leben. Nein, ich meine, es ist in dieser Covid-Pandemie Zeit sehr schwierig Prognosen zu machen. Gerade in unserem Bereich und in der Kunst haben wir eine Durststrecke hinter uns. Keiner kann sagen was in 4-5 Monate sein wird. Geschweige denn was in 5 Jahren sein wird.<BR /><BR /><b>Harmonie bedeutet für mich…</b><BR />Deghenghi: Harmonie bedeutet für mich u.a.: Ein integres Familienleben, gute Freunde, Gesundheit, einen Beruf mit Begeisterung auszuüben, gutes Essen, im guten Einklang mit Mitmenschen zu sein. Ein Gefühl von Ausgeglichenheit.<BR /><b><BR />Mein Ort der Harmonie ist…</b><BR />Deghenghi: Mein Ort der Harmonie ist der Blick aufs offene Meer. In die Weite. Ein „Reset“ für die Augen oder eine Reinigung für die Augen. Wissend dass unter dem Wasserspiegel sich eine ganze Welt verbirgt.<BR /><BR /><BR />