So harmonisch dürfte es bei den Sitzungen von Jurypräsidentin <b>Greta Gerwig</b> und ihren 4 Kollegen und 4 Kolleginnen nicht zugehen. Denn der Wettbewerb des immer noch wichtigsten Filmfestivals der Welt hielt heuer einige durchaus kontroverse Beiträge bereit. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1033575_image" /></div> <BR />Die kamen teils von etablierten Namen, allen voran <b>Francis Ford Coppola.</b> Der stellte sein lange erwartetes und seit Jahrzehnten in Entwicklung befindliches Epos „Megalopolis“ mit Adam Driver in der Hauptrolle vor. Aus dem Verkauf seiner Weinberge selbst finanziert, wollte es der 85-jährige noch einmal wissen und legte ein ambitioniertes Alterswerk vor, das im Gegensatz zu Kurosawas Film 30 Jahre zuvor, als gar nicht versöhnlich und einfach beschrieben wird. Die Meinungen der Kritik über „Megalopolis“ gingen derart auseinander, wie es bei großen Festivaltiteln nur selten der Fall ist. Die Urteile gingen von „komplettes Disaster“ über „absoluter Irrsinn eines Genies“ und „das Verrückteste, das ich je gesehen habe“ bis zu „ein Fiebertraum, der neue Hoffnung für die Zukunft des Kinos weckt“. Ähnlich kontroversen Eindruck hinterließ allerdings anno dazumal schon sein Vietnamkriegs-Klassiker „Apocalypse Now“. Einen Preis für seine mutige Kompromisslosigkeit hätte der Altmeister jedenfalls verdient.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1033578_image" /></div> <BR />Doch auch Wettbewerbs-Newcomerin <b>Coralie Fargeat</b> und ihre Hauptdarstellerin Demi Moore sorgten mit dem feministischen Body-Horror „The Substance“ für rege Diskussionen an der Croisette und wurde von einigen sogleich als Meisterwerk tituliert. Als eine von nur 4 Regisseurinnen unter den immerhin 22 nominierten Werken würde ein Preis aus den Händen von „Barbie“-Regisseurin Gerwig den bitteren Beigeschmack der immer noch unfairen Einladungspolitik durch den alternden Festivaldirektor <b>Thierry Frémaux</b> etwas abmildern. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1033581_image" /></div> <BR />Großteils positiv aufgenommen wurden auch <b>Andrea Arnolds</b> sozialrealistisches Drama „Bird“, Viel-Filmer und Löwen-Gewinner <b>Yorgos Lanthimos’</b> „Kinds of Kindness“ mit Emma Stone, <b>Jacques Audiards</b> Mafia-Musical „Emilia Pérez“, <b>David Cronenbergs</b> schräger Trauer-Horror „The Shrouds“ und Drehbuchaltmeister und Chefgrantler <b>Paul Schraders</b> „Oh, Canada“. <BR /><BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1033584_image" /></div> <BR />Beim oppositionellen Exil-Russen <b>Kirill Serebrennikov</b> mit seinem Dissident-Porträt „Limonov: The Ballad“, <b>Ali Abbasi</b> mit dem Donald-Trump-Biopic „The Apprentice“ sowie <b>Mohammad Rasoulof</b> mit der Regime-kritischen Richtergeschichte „The Seed of the Sacred Fig“ überschattete aber vor allem die Politik die mutigen Filme. Letztere 2 werden mit Klagen bedroht, von Trumps rechten Unterstützern bzw. von den iranischen Mullahs. Auch dieser Gegenwind bringt Ernsthaftigkeit an die sonnige Côte d’Azur. Wer die Goldene Palme für den besten Film in Cannes bekommt, zeigt sich Samstag Abend.