„Deckname Cor“ – unter diesem Tarnnamen reist Max Windmüller als Cornelius Andringa quer durch das von Nazis beherrschte Europa. Der in Emden geborene Jude ist in geheimer Mission unterwegs: Im Untergrund verhilft er Hunderten verfolgter Juden zur Flucht. Der Bremer Autor Eike Besuden hat das dramatische Leben Windmüllers in seinem fesselnden Dokumentarfilm nachgezeichnet.„Die Geschichte ist eigentlich unglaublich“, meint Besuden. Zehn Jahre recherchierte der Filmemacher („Verrückt nach Paris“, „Faust II Reloaded“) für das Projekt, suchte in den Niederlanden, Frankreich und Israel nach Spuren.„Zwischendurch kam das Material in den Schrank, weil ich keine Geldgeber und keinen Sender mit Interesse fand.“ Ein Schulfreund verhalf ihm schließlich zu neuen Mitteln, um den Film abzuschließen.Windmüller wurde 1920 im ostfriesischen Emden geboren und ging als 13-Jähriger mit Eltern und Geschwistern nach Holland ins Exil. In letzter Minute verließ er 1939 doch noch ein Auswandererschiff, das ihn eigentlich nach Palästina in Sicherheit bringen sollte.Er tauchte ab und schloss sich der jüdischen Widerstandsgruppe „Westerweel“ an. Sie besorgte falsche Pässe, organisierte Verstecke und brachte Flüchtlinge über Belgien und Frankreich nach Spanien.Ein Verräter bewirkte 1944 in Paris die Verhaftung von Max Windmüller. Danach kam er ins KZ Buchenwald und wurde schließlich wenige Tage vor Kriegsende auf einem Todesmarsch von einem SS-Wachmann erschossen.Für Besuden widerlegt der Film das Vorurteil, dass verfolgte Juden meistens widerstandslos als Opfer in die Hände der Nazis fielen. Die holländische Widerstandsgruppe „Westerweel“ um Max Windmüller habe zwar nicht wie beim Aufstand im Warschauer Ghetto zu den Waffen gegriffen, aber dennoch aktiven Widerstand gegen die Deutschen geleistet.Der Regisseur führt die Zuschauer von Emden aus über Holland, Belgien und Frankreich bis zu Fluchtwegen nach Spanien und Palästina. Dort interviewte Besuden Zeitzeugen und einen Überlebenden des Todesmarsches. Der Doku-Charakter des Films wird mit einfühlsamen Spielszenen untermalt.Schon zur Premiere beim Internationalen Filmfest 2010 in Emden sorgte der Film für großes Aufsehen: In der Heimatstadt von Windmüller hatten engagierte Bürger bereits seit den 80er Jahren das wenig bekannte Schicksal der Emder Juden aufgearbeitet. „Ihr Schicksal war in der Nachkriegszeit zunächst verdrängt worden“, erinnert sich der Emder Historiker Rolf Uphoff. „Die Geschichte ist auch nicht Vergangenheit, denn die Mechanismen dieser Schreckenszeit sind bis heute geblieben.“dpa