Für Steck ist es aber nur ein weiterer Meilenstein in seiner außergewöhnlichen Entwicklung vom zwölfjährigen Kletterneuling zu einem der weltbesten Bergsteiger. Minutiöse Planung, Ehrgeiz und Durchhaltevermögen sind das Erfolgsrezept der „Swiss Machine“, wie Steck auch vielfach genannt wird. „Ich bin eben ein richtiger Deutschschweizer“ sagt Steck selbst dazu augenzwinkernd.Sein bisheriges Meisterstück lieferte der gelernte Zimmermann im Herbst 2013: Eine Solo- Erstbegehung in der schwierigen Annapurna-Südwand in knapp 20 Stunden. Wieder einmal schrieb Steck damit Alpingeschichte und zeigte eindrucksvoll, dass er seine minimalistische Strategie auch an Achttausendern erfolgreich umsetzen kann.Die Dokumentation „Der schnellste Mann am Berg“ und Stecks Multivisonsvortrag „Speed“ zeigen das Porträt eines außergewöhnlichen Menschen und bieten eine Reise zu den schönsten Bergen der Welt. Im Anschluss wird Thomas Hainz noch im Gespräch mit Ueli Steck über seine Projekte und Erfahrungen der letzten Jahre sprechen.Ueli Steck – BiographieUeli Steck, 1976 in Langnau im Emmental geboren, begann mit zwölf Jahren mit dem Klettern, mit 18 durchstieg er erstmals die Eiger-Nordwand. Seither ließ ihn die Begeisterung für den Alpinismus nicht mehr los. Nach Wiederholungen alpiner Klassiker – auch im Winter oder im Alleingang – erschloss er selbst neue Routen wie „The Young Spider“ und „Paciencia“ durch die Nordwand des Eigers. Auch in Alaska sowie am Pumori in Nepal und am Gasherbrum II in Pakistan gelangen ihm Erstbegehungen.Seinen „bürgerlichen“ Beruf stellte der gelernte Zimmermann mehr und mehr zurück, mittlerweile lebt er schon lange ausschliesslich vom professionellen Bergsteigen. 2004 wurde Ueli Steck durch eine seilfreie Solo-Begehung der Route «Excalibur» in den Wendenstöcken in der Öffentlichkeit bekannt. Im Jahr darauf stieg er erstmals solo durch die Eiger-Nordwand, zudem machte er auch im Himalaja Erfahrungen mit Alleinbegehungen. Aus der Erkenntnis heraus, solo am schnellsten und effizientesten unterwegs zu sein und dadurch die Zeit, in der er sich in Gefahrenbereichen aufhält, minimieren zu können, arbeitete er intensiv an seiner Technik und Ausdauer. 2008 machte er sich mit seinem spektakulären Speed-Rekord in der Eiger-Nordwand – er kletterte die Heckmair-Route in 2 Stunden und 47 Minuten – bei einem breiten Publikum einen Namen. In der Folge durchstieg er im selben Stil die Nordwände von Grandes Jorasses und Matterhorn, diesmal auf ihm zuvor unbekannten Routen.Neben seiner Leistungsfähigkeit ist es vor allem die alpinistische Vielseitigkeit, die Ueli Steck ausmacht. So gelangen ihm in den Jahren 2008 und 2009 neben der Speed-Trilogie durch die großen Nordwände gemeinsam mit Simon Anthamatten eine Neutour am nepalesischen Sechstausender Teng Kampoche, für die beide mit dem Piolet d’Or, dem «Oscar des Alpinismus», ausgezeichnet wurden, ausserdem mit dem Gasherbrum II und dem Makalu seine ersten Achttausender sowie extreme Felsrouten: die erste freie Begehung der mit 8a schwierigsten Felsroute durch die Eiger- Nordwand («Paciencia») und eine Rotpunktbegehung der «Golden Gate» am El Capitan. An diesem Granitmonolith im Yosemite-Nationalpark eignete er sich zudem weitere Techniken des Speed- Kletterns an.In den letzten Jahren verfolgte Ueli Steck konsequent das Ziel, die Effizienz des Speed-Kletterns in den Himalaja zu übertragen, wo Geschwindigkeit einen Sicherheitsgewinn bedeutet, weil man sich weniger lang in lebensbedrohlicher Höhe bewegt. 2011 durchkletterte er die Shisha-Pangma- Südwand und erreichte erstmals den Gipfel eines Achttausenders im Alleingang über eine technisch anspruchsvolle Route; kurz danach stand er auf dem Cho Oyu. Im Jahr darauf war er am Mount Everest auf der Normalroute von Süden erfolgreich. Wie an allen seinen Achttausendern benutzte er keinen künstlichen Sauerstoff, den er als Doping ablehnt. Er möchte einem Berg so einfach wie möglich entgegentreten, weil dann das Erlebnis am intensivsten sei. Zudem seien dort, wo der Alpinismus sich weiterentwickle, in schwierigen Routen an hohen Gipfeln, Sauerstoffflaschen sowieso nicht einsetzbar, weil das zusätzliche Gewicht das Klettern in steilem Gelände verunmögliche.Im Frühjahr 2013 kehrte Ueli Steck an den Everest zurück, um ihn über den West- und Südgrat zu überschreiten und anschliessend weiter zum Lhotse zu klettern, also die Hälfte des legendären «Hufeisens» zu begehen. Noch in der Akklimatisationsphase führte eine tätliche Auseinandersetzung mit Sherpas zum Abbruch der Expedition. Trotz dieser einschneidenden Erfahrung hielt er weiter an seinem Traum fest, anspruchsvolle Routen im Himalaja im Alpinstil zu begehen – eine Spielart des Bergsteigens, in der er all seine unterschiedlichen Fähigkeiten einsetzen kann und seine ausgeprägte mentale Stärke zum Tragen kommt. Die Faszination solcher Unternehmungen liegt für ihn, der sich als «Leistungs- und Kontrollfreak» bezeichnet, darin, sich voll und ganz auf ein Ziel zu fokussieren, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und dadurch das Maximale aus sich herauszuholen. Diesen Traum konnte er sich im Herbst 2013 mit einer Solo-Erstbegehung durch die Südwand der Annapurna, seines sechsten Achttausenders, erfüllen.AVS-Bergfilmreihe:Am 29. Jänner um 20 Uhr begrüßt der Alpenverein Südtirol in Zusammenarbeit mit dem Filmclub Bozen und Mountainspiritden Schweizer AusnahmealpinistenUeli Steck.Programm:Dokumentation, 2011Multivisionsvortrag „Speed“Gespräch mit Ueli SteckModeration: Thomas Hainz