Es wird wie immer ein langer Abend werden und Stefan Raab wird rennen, schwitzen, brüllen, grübeln, jubeln, fluchen. Er wird sich an diesem Samstag wieder einmal in bis zu 15 Spielen gegen einen Kandidaten durchbeißen. Ob der Gastgeber sich in der 54. Ausgabe seiner Show „Schlag den Raab“ durchsetzt oder der vom Publikum benannte Herausforderer, das ist noch offen. Doch eines steht fest: Raab wird nach der Live-Sendung aus Köln seine „Fernsehschuhe an den Nagel hängen“, wie er es schräg formulierte, als er vor Monaten den Ausstieg ankündigte. Er ist erst 49 Jahre alt.Viele Fragen bleiben offenViele Fragen bleiben: Also zum Beispiel auch, was mit den 1,5 Millionen Euro im Jackpot passiert in dem Fall, dass Raab und nicht sein Gegner gewinnt. Ein ProSieben-Sprecher sagt, eine Antwort darauf werde die Show geben.Eine weitere Frage ist, was der große Meister eigentlich nach seinem Abtritt macht – hinter den Kulissen weiter Geschäfte betreiben, monatelang segeln oder gar den Hausmann spielen? Die größte Frage aber ist: Hat das traditionelle deutsche Fernsehen nach dem Weggang seines kreativsten Kopfes noch irgendwelche Persönlichkeiten?Fernseh-Deutschland verliert sein wohl markantestes GesichtWas Raab, der sein Privatleben stets unter dem Deckel hielt, künftig treibt, weiß im Grunde nur er selbst. Bekannt ist, dass er gern lange Segeltörns macht, auch dass er sich gelegentlich auf der Tribüne des 1. FC Köln blicken lässt, am liebsten mit Zigarre wie vor einigen Wochen mit dem Geschäftsführer der „Schlag den Raab“-Produktionsfirma Brainpool, Jörg Grabosch. Interviewwünsche lehnt er ab.Viele wissen: Ohne Stefan Raab wird Fernseh-Deutschland ärmer. Die Zeit der Selfmade-Unternehmer, die sich mit Gitarre und einer Portion Frechheit im TV hemmungslos auf der Bühne produzieren, ist vorbei. Der rasche ungebremste Auf- und Abstieg eines Entertainers ist im Privat-TV mittlerweile genau so schwierig wie schon in den 80ern im öffentlich-rechtlichen Funk. Inzwischen wird ohne Ende gefiltert, Testshows, Prototypen, werden noch und nöcher gedreht, bis der Look stimmt, der Reiz aber völlig verblasst ist.Können Joko und Klaas die Nachfolge antreten?Die anderen prominenten TV-Gesichter im Showgeschäft sind keine Raabs – der Mann hat seine Spektakel selbst erfunden und hat Herzblut hineingesteckt. Die anderen werden in der Branche als „Gesichtsvermieter“ geführt, ihnen wurden die Formate auf den Leib geschrieben, wird dann gesagt. Die Generation nach Raab? Fehlanzeige. Es gibt sie nicht, die großen Entertainer. Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf unterhalten fast ausschließlich die Jugend, sie bekommen 2016 von ProSieben noch mehr Shows, Jan Böhmermann ist mit seiner Satire für die Masse zu intellektuell.Doch die Hoffnung ist nicht ganz verschwunden. „Raab wird sicherlich als kreativer Kopf hinter der Kamera noch viele innovative Formatideen realisieren“, sagt die Hamburger Medienwissenschaftlerin Joan Kristin Bleicher. „Die Zeit der TV-Stars wird nie aufhören zu existieren.“ Dass Raab an der Firma Brainpool, an der er über Raab TV beteiligt ist, weiter verdient, gilt als sicher. Vielleicht entdeckt er hinter den Kulissen auch weiter Talente und baut sie auf.dpa