Mit Freitag lief die Frist ab, die das Ministerium für Kulturgüter und Tourismus in Rom den interessierten Gemeinden für die Abgabe der Unterlagen für die Bewerbung als Kulturhauptstadt Italiens gesetzt hatte.Die Stadt Meran ist dem Aufruf gefolgt und hat ihr Bewerbungsdossier gestern Vormittag eingereicht. „Die Tatsache, dass hier die italienische und die deutsche Sprachgruppe gleich stark vertreten sind, hat Meran zu einem kleinen Europa Italiens werden lassen. Das ist auch das Motto unserer Bewerbung“, sagte Rösch.Kulturstadt mit zwei Seelen„Unser Ziel ist es, das Ministerium in diesem Wettbewerb mit 45 anderen italienischen Städten von der historischen und kulturellen Besonderheit Merans zu überzeugen“, sagte Rossi. „Wir sind eine Kulturstadt mit zwei Seelen: Die Begegnung und Vermischung dieser zwei Seelen steht für uns im Fokus.Schließlich wird nicht die Hauptstadt der italienischen Kultur (capitale della cultura italiana) gekürt, sondern die Kulturhauptstadt Italiens (capitale italiana della cultura)“, so Rossi weiter.Mit dieser innovativen und durchaus auch etwas provokanten Vorgehensweise will Meran aus dem umfangreichen Teilnehmerfeld herausstechen. Zu den vorgeschlagenen Initiativen zählen etwa ein Kongress unter dem Titel „Le Merano d'Europa“, eine „Gedankenwerkstatt“ am Kasernenareal, eine neue Konzertreihe mit dem Titel „cc – connection/concerts“ im Rahmen der Meraner Musikwochen, und ein Alumni-Netzwerk für alle, die in Meran zur Schule gegangen sind.Das Programm enthält auch geplante Investitionen in Höhe von 12,6 Mio. Euro. Dazu zählen beispielsweise eine neue Bibliothek-Zweigstelle für Sinich (mit 550.000 Euro veranschlagt), ein Sitz für das Kinderbuch-Archiv Ò.P.L.A. (1,3 Mio. Euro), die Erschließung der Barbara-Kapelle für das Palais-Mamming-Museum (400.000 Euro) und ein Rundgang über den Dächern der Stadt (350.000 Euro); aber auch Ausgaben, die auf den ersten Blick nicht in den Bereich der Kultur fallen wie ein neuer Bikepoint (510.000 Euro) und der Ausbau des Spazierwegenetzes in der Stadt (535.000 Euro).„Viele andere Städte, die in der Vergangenheit an diesem Wettberwerb teilgenommen haben, hatten deutlich höhere Budgets. Unsere Vorhaben würden durch die von der Stadverwaltung bereits für manche Projekte gebundenen Finanzmittel, durch den mit dem Wettbewerb verbundenen Staatsbeitrag in Höhe von einer Million Euro, durch finanzielle Beiträge von privaten und öffentlichen Istitutionen sowie durch Sponsoren, Vermarktung und Eintrittseinnahmen finanziert werden", so Rossi.Kosten der Bewerbung: 250 EuroUm übertriebene Kosten bei der Bewerbung zu vermeiden, wurde mit der Erstellung des Dossiers wie vom Stadtrat beschlossen keine externe Agentur beauftragt; stattdessen arbeitete die Gemeinde mit zahlreichen Ehrenamtlichen aus der Meraner Kulturszene zusammen. Dank der ehrenamtlich Tätigen kostete die Bewerbung die Gemeinde unter dem Strich nur 250 Euro, die für den Druck der Bewerbungsdossiers ausgegeben wurden.Bürgermeister Rösch bedankte sich ausdrücklich bei den 50 Personen, die an der Erstellung des Dossiers beteiligt waren: „Die ehrenamtliche Mitarbeit von so vielen Bürgerinnen und Bürgern beider Sprachgruppen zeigt, dass wir eine lebendige Kulturstadt sind, auf die wir stolz sein können.“700-Jahr-Jubiläum als VorbildIm Erfolgsfall kann Meran auf die kürzlich mit dem 700-Jahr-Jubiläum gemachten Erfahrungen zurückgreifen. „Sollte Meran 'Kulturhauptstadt Italiens 2020' werden, würden wir auf das Erfolgsrezept zurückgreifen, das wir bereits bei der Zusammenstellung des Jubiläumsprogrammes angewandt haben: die breitestmögliche Beteiligung und Miteinbeziehung der Meraner Vereine, der Stadtviertel und der BürgerInnen", sagte Rossi.In Meran ist man aber auch gewappnet, sollte es mit der Bewerbung nicht klappen. „Natürlich haben wir bei der Erstellung des Programms mit Zuschüssen und Beiträgen gerechnet, was uns mehr finanziellen Spielraum für kulturelle Investitionen geben würde. Aber die meisten Programmpunkte sind schon im Regierungsprogramm 2015-2020 enthalten. Wir werden sie also so oder so umsetzen“, erklärte Rösch abschließend.Im Oktober und November wird eine hochkarätige Jury ein erstes Auswahlverfahren durchführen und die zehn Städte für die Shortlist zur Wahl der Kulturhauptstadt nominieren. Diese zehn Städte werden für eine ausführliche Präsentation ihres Vorschlags nach Rom eingeladen. Erst im Januar 2018 fällt schließlich die Entscheidung, welche Stadt den Wettbewerb gewonnen hat.Das Bewerbungsdossier kann von der Seite der Gemeinde Meran heruntergeladen werden.stol