Der Atem der Bilder. Anton Summerer zu den Werken Reinhold Tappeiners.„Weißt du, was Sehen ist? Vermehren. Sehen ist Durchdringen und Vermehren. Oder auch Erfinden. Um dir zu gleichen, mußt du dich erfinden, immer wieder, mit jedem Blick… Wenn du siehst, wirst du gleichzeitig auch selbst geschehen, dein Blick kommt zurück… Sehen ist so ein Tausch auf Gegenseitigkeit. Was dabei herausspringt, ist gegenseitige Veränderung.“(Lenz: Deutschstunde).Das Sehen so zu erleben ist der Wunsch jeden Künstlers und das Glück jeden Betrachters – vorausgesetzt, man lässt (sich auf) die Bilder ein, man konsumiert sie nicht, man ist selbst schöpferisch, dann wird man zum Sehenden, dann spürt man den Atem der Bilder. So wie bei den Werken Reinhold Tappeiners: auffallend das vertikale Format (sieht man von einigen Ausnahmen ab), die Reduktion auf wenige Farben, das Wechselspiel zwischen statischem und dynamischen Bildaufbau, die meisterhafte Rhythmisierung, das Spiel zwischen Figuration und Abstraktion, die Spontaneität der Ausführung. Diese wird ermöglicht durch die zwei verwendeten Techniken: Eitempera (bei der auch ein übermalen sofort möglich ist und die zudem den Vorteil bietet, auf Papier aufgetragen werden zu können) und Acrylfarbe (die dem Künstler große gestalterische Freiheit läßt und es erlaubt, nahezu im graphischen Sinne zu arbeiten – ein wesentlicher Zug im Schaffen Tappeiners). Der hohe Abstraktionsgrad seiner Bilder weist auf das innere des Menschen, das immer wieder durchscheint: auf die Suche nach dem gleichen Gewicht zwischen dem Rationalen und dem Emotionalen, dem Wägbaren und dem Unwägbaren, dem Konstruierten und dem Organischen, durchschimmert vom Licht.BiographieGeboren 1959 in Schlanders 1974-79 Kunstschule Gröden 1979-84 Accademia di Belle Arti di Urbino;Ausstellungen Museum Chasa Jaura (CH)kunst Meran (I)Universitätsgalerie - Bielefeld (D)