Im Warschauer Ghetto stellte Cattelano eine Statue aus, die Hitler kniend im Gebet zeigt. „Lui“ (Er) heißt die 1,10 Meter hohe Skulptur des bieder in grauen Anzug gehüllten Mannes mit Hitler-Bart und gefalteten Händen, die bereits Scharen von Besuchern ins Ghetto gelockt hat.Wegen der kleinen Dimension der Statue kann Hitlers Figur mit jener eines kleinen Kindes verwechselt werden. „Die Installation will hervorheben, dass jeder Kriminelle einst ein unschuldiges und schutzloses Kind war“, so Fabio Cavallucci, Direktor des Zentrums für zeitgenössische Kunst, das die Statue installiert hat. Cavallucci versicherte, dass Cattelan keineswegs die jüdische Gemeinschaft provozieren wolle: „Es handelt sich um ein Werk, das vom Bösen spricht, das sich überall verbergen kann.“Das Simon-Wiesenthal-Center in Jerusalem kritisierte indes die Installation als „sinnlose Provokation“, die die jüdischen Opfer des nationalsozialistischen Regimes beleidige. „Das einzige Gebet Hitlers war, alle Juden weltweit vernichten zu können“, kritisierte der Direktor des Zentrums, Efraim Zuroff.Anders äußerte sich Polens Oberrabbiner Michael Schudrich. Seiner Ansicht nach habe die Installation einen erzieherischen Wert. Das Zentrum für zeitgenössische Kunst habe ihn vor der Installation kontaktiert und er habe keine Einwände erhoben: „Der Künstler will moralische Fragen aufwerfen, indem der die Zuschauer provoziert.“Die Installation ist Teil einer Retrospektive von Cattelans Werke, die „Amen“ heißt. Thema der Retrospektive ist die Polarität zwischen Leben und Tod, Gut und Bösen. Die anderen Werke der Retrospektive befinden sich im Zentrum für die zeitgenössische Kunst mit Sitz im Schloss Ujazdowski.Der 51-jährige Cattelan ist für seine provokativen Werke international bekannt. Für Eklat und Entrüstung sorgten schon eine von einem Meteoriten getroffene lebensgroße Figur von Papst Johannel Paul II. und drei lebensgroße Figuren gehenkter Kinder, die drei Tage lang an einem großen Baum auf einem Mailänder Platz baumelten. Der Starkünstler aus Padua positionierte im vergangenen Jahr einen elf Meter hohe „Stinkefinger“ vor dem Eingang der Mailänder Börse. Der überdimensionale Mittelfinger sorgte für hitzige Diskussionen.apa