Die Schönheit und die Bedrohlichkeit der Natur, Wetterphänomene, Licht und Dunkelheit sind die Themen im umfangreichen Schaffen, das mehrere Werksätze umfasst. Ihre Thematiken stehen nie getrennt voneinander, sondern immer in Beziehung zueinander. So gibt es über die Jahre feministische Arbeiten, Werke, die sich dem Klavier als Erziehungsobjekt widmen, Werkreihen zum Thema Feuer und Vergänglichkeit, das Umhüllung, Einhüllung spielen eine Rolle, Tanz, aber auch immer wieder entstehen Porträts und spiegeln eine ganzheitliche Vorgangsweise der Künstlerin wider. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1000651_image" /></div> <BR /><BR /><b>Sie sind heuer an der Biennale in Venedig präsent, herzlichen Glückwunsch zu diesem großen Erfolg. Vielleicht können Sie uns uns auch schon etwas über die Teilnahme verraten?</b><BR />Julia Bornefeld: Ich bin Teil einer Gesamtschau für Kamerun mit anderen Künstlern und Künstlerinnen. Der Kurator Sandro Orlandi Stagl hat mich eingeladen. Er kannte meine Werke, hat bereits Texte über mich verfasst und u.a. eine Ausstellung im Museo Diocesano in Vicenza kuratiert. Mit Paul Emmanuel Loga Mahop präsentiert er im Palazzo Donà delle Rose unter dem Titel <TextHBlau>„Nemo propheta in patria“</TextHBlau> eine Gruppe von Künstlern und Künstlerinnen: Jean Michel Dissake, Hako Hankson, Kendji & Ollo Arts, Patrick-Joël Tatcheda Yonkeu, Guy Wouete, Angelo Accardi Cesare Catania, Adélaïde Laurent-Bellue, Franco Mazzucchelli, Rex and Edna Volcan, Giorgio Tentolini, Liu Youju und ich bin eben Teil davon. <BR />Das Objekt, das ich präsentiere steht, auch im Bezug zu den Werken dieser Ausstellung in der Galerie in Bozen und meiner neuen Werkreihe aus dem Jahr 2023. Meine Werke spielen immer wieder thematisch mit Ambivalenzen mit dem Zustand zwischen Schweben und Schwimmen: Leichtigkeit wird schwer, Schwere wird leicht und mit Transformationsprozessen. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1000654_image" /></div> <BR /><BR /><b>Schwebende Objekte kommen auch in der Ausstellung in der Galerie Cattani und in Ihrer gesamten Arbeit immer wieder vor...</b><BR />Bornefeld: Ja, es gab zum Beispiel in der Ausstellung <TextHBlau>„Grenzgänge“ 2018 Franzensfeste</TextHBlau> die Arbeit „Porifera“, ein schwammartiges Objekt, das sich mit der voran beschrieben Thematik auch Biolumineszenz, die die der Tiefseeschwamm und auch Quallen aufweisen, befasst. Ich bin in Schleswig-Holstein, zwischen Nord- und Ostsee mit Meerestieren aufgewachsen, habe schon als Kind gestrandete Wale an der Nordsee erlebt. Medusen, Fischflossen kommen u.a. immer wieder in meinen Werkreihen vor.<BR /><BR /><BR /><b>„Foreigners Everywhere“ ist der Titel der heurigen Biennale...</b><BR />Bornefeld: Wir sind ein winziger Teil in der Entstehung der Weltgeschichte, vor allem wenn man die Entstehung des Lebens im Wasser und des Kosmos über uns betrachtet. Seit Milliarden Jahren laufen diese evolutionären Prozesse, die zur heutigen biologischen Vielfalt geführt haben. Wenn wir uns als einen winzigen Teil dieser Entwicklung sehen, dann sind wir keine „Fremden“ in diesem Prozess. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1000657_image" /></div> <BR /><BR /><b>Da sind wir nun bei dieser Ausstellung mit dem Titel „Volage“, wo ja auch die installativen Arbeiten je nach Licht strahlen. Wie finden wir in dieser mit ganz unterschiedlichen Techniken bestückten Schau diese Unbeständigkeit, Veränderung, das Flüchtige wieder?</b><BR />Bornefeld: Ich selber verändere mich gerne, wobei ich mir in der Veränderung doch treu bleibe. Die Ausstellung zeigt Malerei, Fotografie, Installation, Skulptur: Es gibt Malereiphasen, dann wieder Bauphasen von Objekten. Ich gehe teils intuitiv vor. Hier ist das Flüchtige, sich Verändernde, das Wolkenartige, Ephemere nicht ganz greifbar. Das Flüchtige ist ja nicht nur verschwindend, sondern vor allem leicht, wie ein Schmetterling oder der Pollenflug eines Löwenzahns. <BR /><BR /><BR /><b>Das sieht man vor allem in den installativen Werken...</b><BR />Bornefeld: Ja, da entdeckte ich ein neues Material, es sind mir zufällig diese Fliegengitter in die Hände gefallen, an seiner Oberfläche entstehen bei Lichteinfall wunderschöne Lichtreflexion. Vor allem im Sonnenlicht lösen sich die Werke fast auf. Mich fasziniert, Naturbeobachtungen in die Werke zu bringen. Die malerischen Ausbreiten korrespondieren in dieser Schau mit den installativen Objekten. Auch die Bilder leuchten, die silberne Farbe reflektiert und gibt den Bildern einen Überraschungseffekt. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1000660_image" /></div> <BR /><b>Sie binden auch die Besucher und Besucherinnen direkt ein, eine Arbeit der Ausstellung trägt den Titel „Rorschach“ und verweist auf den bekannten Rorschachtest.</b><BR />Bornefeld: Im Prinzip ist die Rorschachtechnik ein zusammengeklapptes Klecksbild. Ich arbeite schon sehr lange mit Techniken, die sich selbst durch die Technik finden und strukturelle Formen ergeben, Mikrokosmen, Strukturen, die sich selbst durch Malerei bilden. Rorschach legte den Test den Patienten vor und versuchte aufgrund ihrer Deutung ihre Ängste festzustellen. Er ist einer der ältesten psychologischen Tests. Ich überrasche mich selbst mit der Anwendung dieser experimentellen Maltechniken. <BR /><BR /><BR /><b>Ein Werk aus Ihrer Schaffenszeit zeigt das Gesicht eines Jungen in klassischer Malerei. War es ein steiler künstlerischer Weg bis zu diesen letzten Arbeiten?</b><BR />Bornefeld: Die Kunst ist das Gleichbleibendste in meinem Leben. Ich freue mich über die Jahre nach vielen Ausstellungen jetzt auch auf der Biennale vertreten zu sein mit einem Werk. Wichtig ist ein gutes Werk zu schaffen. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1000663_image" /></div> <BR /><BR /><BR /><b>Kann man diese Werke auch weitgehend dahin interpretieren, dass wir in einer Welt ohne Beständigkeit leben?</b><BR />Bornefeld: Das kann ich so nicht sagen: Vielleicht hat es auch mit dem Klimawandel zu tun. Natürlich haben mich Wetterphänomene angeregt, diese verselbstständigen sich in Strukturen, sie bekommen dann einen Eigenwert.<BR /><BR /><BR /><b>Termine:</b><BR />Antonella Cattani Contempory art Bozen bis 28. 4. <BR />Galleria d’Arte Moderna Achille Forti Verona bis 4. 10. <BR />Biennale Venedig, Palazzo Palazzo Doná delle Rose, 20. 4. bis 24. 11.<BR />Ein Porträt über die Künstlerin erscheint am 1.3. in der „Die Südtiroler Frau“.<BR /><h3> Zur Person Julia Bornefeld</h3>Die Künstlerin stammt aus Kiel und lebt in Bruneck und Berlin. Sie studierte in Kiel and der Fachhochschule für Gestaltung u.a. bei Emilio Vedova in Venedig und an der Akademija Likovna Umjetnost, Ljubljana. Seit 1989 zahlreihe Einzelausstellungen. Sie ist an vien Kunstprojekten beteiligt. Die Künstlerin, die Malerei, Fotografie, Video, Installation, Objektkunst und stark körperbezogene, performative Werke schafft, wurde mehrfach ausgezeichnet. <Rechte_Copyright></Rechte_Copyright><BR /><BR /><BR /><Rechte_Copyright></Rechte_Copyright><BR /><BR /><BR />