Auf eine Zeitungsannonce hin hatte er sich in den 70er Jahren als Lehrling beim Meraner Goldschmied Walter Erckert beworben, „ein reiner Zufall“, sagt Laimer rückblickend, ein Zufall, der bis heute nachwirkt. Die Bernsteinbrosche dürfte hingegen alles andere als ein Zufall sein, Konrad Laimer überlegt genau, welche Brosche er wann, vor allem aber warum er sie trägt - Bernstein ist für den Kunsthandwerker, seit er 2007 in Russland war, ein großes Thema, und Russland eine von mehreren wichtigen Erfahrungsetappen, die seine Werkgenese prägen.Nach Abschluss der Goldschmiedeschule waren es etwa die Aufenthalte an der Salzburger Sommerakademie und die Zusammenarbeit mit der Bildhauerin Erika Riele Nele, später die Studienaufenthalte in den USA, die seinen „Horizont erweiterten.“Schmuckgeschichten und PretiosenpanoramaLaimers „Schmuckgeschichten“, seine erste umfassende Südtiroler Werkschau, zeichnen einen 30-jährigen Erfahrungsschatz nach und veranschaulichen thematische Konstanten: Konrad Laimer verarbeitet keine Diamanten, Juwelen oder Perlen, seine „materia prima“ sind Äpfel, Weinstöcke oder Gamsböcke - Materialien aus der Region, die Laimer aufbereitet und in tragbare Preziosen übersetzt.Diese Schmuckstücke sind kein Ausdruck spontaner Eingebung, sondern Ergebnis gründlicher Studien - das lässt sich etwa an der Schmuckgruppe „Transformation“ ablesen. Laimer studiert die Plantagenstruktur, beobachtet den Baumwuchs und seziert die Äpfel, um anschließend etwa aus Rinden Gipsabdrücke anzufertigen, die er dann in Gold und Silber gießt: Aus Apfelscheiben werden Colliers, aus Weinreben Fibeln - die Natur wird zur stilistischen Chiffre."Kuss der Materie"Ähnlich verfährt er bei seiner Schmuckgruppe „Horn“, die Innenseite des Gamsbockgehörns wird mit Pigmenten verarbeitet und zur Brosche umgestaltet oder zum Ring interpretiert. Auch seine „Schneeball-Serie“ aus Laaser Marmor oder die Übertragung der Prettauer-Kupferstollen in Kupfer-Broschen ordnen sich in die Laimersche Konzeptionalität ein.Seine Neugier an Symbolik und Material endet freilich nicht an den Landesgrenzen; in seiner Serie „Eurasische Zeitreise“ vereint Laimer alpine Mooreiche mit baltischem Bernstein und sibirischem Mammut-Elfenbein, nach jahrtausendelanger Trennung treffen sie in der Halskette „Kuss der Materie“ wieder aufeinander - ein einnehmendes Beispiel steinerner Poetik und kreativer Glokalisierung.Prunk, Preis und PrahlereiPrunk, Preis und Prahlerei: Mögen vor den „Schmuckgeschichten“ solche - zugegebenermaßen negativ konnotierten - Assoziationen zu den individuellen Schmuckstereoptypen gehört haben, so fächert die Ausstellung das eigene Schmuckverständnis auf, macht deutlich, dass Schmuck sich mit Fragen über Zeit und Raum, über Materialität und Identität auseinandersetzt. Ein unikales Pretiosenpanorama mit dem Konrad Laimer Geschichten erzählt und seiner Heimat Gesichter gibt.D/aw