Das Bild mit den nach oben steigenden Treppen, die nach unten führen, hängt an der Treppe, die unter der Decke hängt. Logisch. Oder? Das Den Haager Kunstmuseum ehrt den Niederländer (1898-1972) mit einer besonderen Ausstellung – einer fast unmöglichen, versteht sich.<BR /><BR />Ansichten wie: „Das geht doch gar nicht“ oder „Das ist doch unlogisch“ sollte man am Besten gleich vorne an der Garderobe abgeben und eintauchen in diese verblüffend andere Welt. Das Kunstmuseum, mit der weltweit größten Escher-Sammlung, zeigt zum Auftakt des Jubiläumsjahres 120 seiner Werke in einem spektakulären Rahmen.<BR /><BR />Eschers Zeichnungen sind berühmt, schwarz-weiß und grafisch. Die Vögel, die zu Fischen werden, die Treppen ins Unendliche, die Hände, die sich gegenseitig zeichnen. Man meint im Dekor der Harry-Potter-Filme gelandet zu sein. Die Motive zieren auch T-Shirts, Poster und Mathebücher.<BR />Passend zu den optischen Illusionen, der unmöglichen Architektur und den Spiegelungen schuf das belgische Künstlerduo Gijs Van Vaerenbergh (Pieterjan Gijs und Arnout Van Vaerenbergh) spektakuläre Installationen. Das ist mehr als nur eine Gestaltung der Ausstellungsräume: Dies ist ein Dialog von zwei Ausstellungen.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="871574_image" /></div> <BR /><BR />Treppen hängen unter der Decke. Säulengänge führen ins Nirgendwo. Gebogene Spiegelwände geben Eschers Zeichnungen unendlich oft wieder. Ein Wolkenhimmel aus Papier überspannt einen Raum – oder sind es Wellen? Die beiden belgischen Künstler spielen wie Escher mit Unendlichkeit, Zeit, Raum, Schwerkraft, Licht und Schatten.<BR />Was Escher auf Papier tat, tun Gijs Van Varenbergh mit räumlichen Installationen, sagt die Kuratorin Judith Kadee. „Sie zeigen Escher in einem neuen Licht.“<BR /><BR />Die Belgier sehen eine große Verwandtschaft mit Escher. „Wir machen Architektur, ohne Architektur zu machen. Und Escher tat das eigentlich auch“, so sagen die auch als Architekten ausgebildeten Künstler. Auch Escher sollte zunächst Architektur studieren. Es war zwar nicht seine Wahl, doch Architektur sollte ihn sein Leben lang faszinieren.<h3> Zeichnen statt Architektur</h3>Maurits Cornelis Escher, genannt „Mauk“, wurde 1898 in Leeuwarden geboren, ganz im Norden des Landes. Die Eltern waren äußerst wohlhabend und hatten für den Jungen eine gehobene Bildung im Sinn. Doch der lernte nicht gerne und auch nicht gut. Dafür zeichnete er umso besser. Nach der Schule begann er zunächst ein Architekturstudium, später Baukunde. Doch ein Dozent erkannte sein Talent und überzeugte Eschers Vater, dass aus ihm kein Architekt werden musste. Und so durfte sich der junge Mauk schließlich mit Holzschnitt und Lithografie befassen.<BR /><BR />Zugleich trieb den jungen Escher eine fast romantische Sehnsucht in die Ferne, vor allem nach Italien. Wie geht das denn? Wie passen denn die sanften Hügel und die Zypressen der Toskana zu den unendlichen Treppen, den grafisch mathematischen Zeichnungen?<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="871577_image" /></div> <BR /><BR />Escher lebte später sogar jahrelang mit seiner Frau Jetta in Rom. Er zeichnete, was er sah. Die Dörfer, verwinkelte Gassen, mediterrane Treppenlabyrinthe. Er sah in diesen Motiven Flächen und geometrische Formen, die miteinander verwoben sind, wie kunstvolle Mosaiken.<BR />1936 wird der Besuch der Alhambra im spanischen Granada dann ein Schlüsselerlebnis. Die maurischen Ornamente inspirieren ihn. Nun zeichnet er ähnliche endlose Bänder, lässt Tiere und Flächen nahtlos ineinander übergehen.<BR /><BR />Escher kehrt im Zweiten Weltkrieg zurück in seine Heimat, mit der er eigentlich nicht so viel anfangen kann. Er schafft seine eigenen Welten und sucht in der unermüdlichen Wiederholung die Unendlichkeit, das ewige Wechselspiel von Tag und Nacht.<BR /><BR />Diese Welt ist nun im Kunstmuseum geschaffen worden. Die großen Säle baden im Licht. Doch in den kleinen Kabinetten regiert das Dunkel. Damit spielt das belgische Künstler-Duo auf eine berühmte Zeichnung von Escher an, „Tag und Nacht“. Vögel fliegen vom Tag in die Nacht über eine Landschaft im Schachbrettmuster, die sich wandelt von Nacht zum Tag.<BR /><BR />Geht nicht? Unmöglich? Bei Escher schaut man mit den Augen und verliert sich in der Unendlichkeit. Den Verstand holt man später an der Garderobe ab.<BR /><BR /><BR /><BR /><BR />