Noch per Facetime verfolgte er jüngst die Proben seiner Schauen, korrigierte Outfits und mahnte sein Team, die Gäste rechtzeitig zu platzieren. Selbst die Präsentation am 28. September, mit der er in der Mailänder Accademia di Brera sein 50-jähriges Jubiläum feiern wollte, bereitete er in den letzten Tagen vor.<BR /><BR />Armani wurde früh zum Mythos. „Re Giorgio“, König Giorgio, nannten ihn die Italiener. Seine Mode prägte eine ganze Epoche: reduziert, modern, zugleich luxuriös und tragbar. Für viele Frauen bedeuteten seine Entwürfe Befreiung – Jacken und Hosen, die Stärke und Eleganz verbanden. Auch Männer befreite er aus steifen Silhouetten. Seine Mode war leiser als die vieler Kollegen, aber nachhaltiger im Einfluss. Verglichen wird sein Werk oft nur mit dem von Coco Chanel.<h3> Vom Schaufenster zur Weltmarke</h3>Geboren 1934 in Piacenza, studierte Armani zunächst Medizin. Nach der Militärzeit brach er ab, arbeitete als Schaufenstergestalter und Verkäufer bei der Rinascente in Mailand – dort lernte er, wie Mode im Alltag funktioniert. 1965 holte ihn Nino Cerruti in sein Haus, 1975 gründete Armani mit seinem Partner Sergio Galeotti das eigene Label. Die erste Schau in Mailand wurde zum Triumph.<BR /><BR />1980 folgte sein Durchbruch: die destrukturierte Jacke. Weich, komfortabel und doch elegant – ein Kleidungsstück, das die Grenzen zwischen weiblich und männlich neu definierte. Zwei Jahre später zeigte ihn das Time Magazine auf dem Cover, nach Dior erst den zweiten Modemacher überhaupt.<h3> Ein Imperium entsteht</h3>Aus der ersten Linie wurde ein Weltkonzern: 1981 kam Emporio Armani hinzu, jugendlich und lässig, mit dem Adler-Logo als Statussymbol der Achtziger. Später folgten Jeans, die Sportlinie EA7, Uniformen für Alitalia und die italienische Olympia-Mannschaft. 2005 debütierte er in Paris mit Haute Couture: Armani Privé wurde sofort zur Marke der Stars auf dem roten Teppich.<BR /><BR />Armani hat nie nur Kleider entworfen, sondern eine neue Haltung zu Mode und Körper. Mit ihm verliert die Branche nicht nur einen Designer, sondern eine ihrer letzten großen Persönlichkeiten. Ein stiller Revolutionär, der bis zuletzt gearbeitet hat – und die Mode für immer veränderte.