<b>von Erja Mair</b><BR /><BR />Putin löscht gezielt die Geschichte der Ukraine aus, ihre Kultur, ihr Wesen, ihre Sprache. Während meiner Recherche über die zerbombten Orte stieß ich auf viele Bilder von Kirchen, Museen, Theatern oder Schulen, die in Trümmern lagen. Das ganze Land ist im Chaos, und das heute bereits seit 2 Jahren.<BR /><BR />Wir trauern um die Toten und leiden mit den Hinterbliebenen, es bleibt ein wohl nie endender Schmerz zurück. Doch Alleinherrscher Putin zerstört nicht nur die Zukunft der Ukraine, sondern auch ihre Vergangenheit. Vor Kurzem veröffentlichte die UNESCO eine Liste der zerstörten Kulturstätten in der Ukraine, ob von religiösem, historischem oder künstlerischem Interesse, schon 341 Monumente wurden während des Kriegs ausgelöscht. Der Ukrainische Präsident Volodymyr Zelensky selbst spricht sogar von 1000 dem Erdboden gleichgemachten Kulturstätten.<BR /><BR />Hier nun beschreibe ich 10 Bauwerke, stellvertretend für diese immense, sinnlose Zerstörung. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="999259_image" /></div> <BR />Dabei habe ich versucht, unterschiedliche Kulturstätten – von Museen bis Kirchen, von Gedenkstätten und Schulen – auszuwählen, die das Ausmaß an Zerstörung bezeugen. Dieser Krieg, wie jeder Krieg, macht weder Halt vor Zivilisten noch vor Erinnerungen an das, was war. Wer versucht, die Kultur eines Landes zu zerstören, zielt immer auf die Vernichtung der Identität.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="999901_image" /></div> <BR /><h3> Verklärungskathedrale in Odessa</h3><BR /><div class="img-embed"><embed id="999226_image" /></div> <BR /><BR />Die Kirche wurde im 19. Jahrhundert erbaut und damals von der Zarin Katharina der Großen als ukrainisch-orthodoxe Kirche in Auftrag gegeben. Schon 1936 wurde sie von Stalin zerstört und später originalgetreu rekonstruiert. Nun hat sie im Zuge des Ukrainekrieges erneut starken Schaden erlitten.<BR /><h3> Basar in Donezk</h3><BR /><div class="img-embed"><embed id="999229_image" /></div> <BR /><BR />Der historische Marktplatz ist aus dem 19. Jahrhundert. Donezk wurde im Herbst 2022 von Putin widerrechtlich annektiert. Laut dem russischen Chef der Region, Denis Puschilin, soll die Ukraine den barbarischen Angriff am 22.1.2024 verübt haben. Dabei wurde nicht nur der historische Marktplatz verwüstet, sondern es sind auch mindestens 28 Menschen ums Leben gekommen. Die Ukraine dementiert.<BR /><h3> Fine Art Museum in Odessa</h3><BR /><div class="img-embed"><embed id="999232_image" /></div> <BR /><BR /> Es ist eine der bedeutendsten Kunstgalerien der Ukraine. Gegründet wurde das Museum 1899, es befand sich im Potocki-Palast, einem der ältesten Paläste in Odessa. Am Abend des 5.11.2023 wurde das Bauwerk durch einen russischen Angriff beschädigt. Im Museum befanden sich über 10.000 Kunstwerke.<BR /><h3> Gedenkstätte Babyn Jar in Kiew</h3><BR /><div class="img-embed"><embed id="999235_image" /></div> <BR /><BR />Am Ort des Mahnmals wurden 1941 über 33.000 Juden von Nazis ermordet, später auch Ukrainer, Roma und Sinti. Das Gedenkzentrum wurde 2016 initiiert. Am 1.3.2022 versuchte Russland den Fernsehturm in Kiev zu zerstören, dabei wurde die Gedenkstätte in Mitleidenschaft gezogen. „Diese Verbrecher töten zum zweiten Mal die Opfer des Holocaust“, so der Leiter des Präsidialamts der Ukraine Andriy Yermak.<BR /><h3> Artem Kulturhaus in Lyman (Donezk)</h3><BR /><div class="img-embed"><embed id="999238_image" /></div> <BR /><BR />Es wurde 1926 im Stil des Konstruktivismus errichtet und am 30.4.2022 zerstört. Fast ein Jahrhundert war es das Zentrum des kreativen Lebens in Lyman, dort arbeiteten Theater-, sowie Tanzgruppen, Chöre und Orchester. Im 2. Weltkrieg wurde das Kulturhaus ebenfalls zerstört, aber sofort wieder aufgebaut und beherbergte Bibliothek, Sommerkino und ein Puppentheater.<BR /><h3> Slovo Haus in Charkiw</h3><BR /><div class="img-embed"><embed id="999241_image" /></div> <BR /><BR />Das Gebäude liegt im Stadtteil Schewtschenko und wurde in den späten 1920ern erbaut. Es beherbergte viele Schriftsteller und Künstler, darunter auch den Dichter und Politiker Iwan Bahrjanyj. Schriftsteller waren damals meist mittellos und schliefen in improvisierten Häusern oder Büros. So entstand die Idee, 66 Apartments für Künstler und Poeten zu bauen. Slovo bedeutet übersetzt „Wort“. Seit 2017 gibt es einen Dokumentarfilm über das Haus. Wann genau das Gebäude zerstört wurde, ist nicht bekannt. <BR /><h3> Drama Theater in Mariupol</h3><BR /><div class="img-embed"><embed id="999244_image" /></div> <BR /><BR />Das in den 1950ern erbaute Academic Drama Theater diente zu Beginn des Kriegs als Unterschlupf für Flüchtlinge. Am Vor- und Hinterhof des Theaters wurde in russischer Sprache „Kinder“ niedergeschrieben, in der Hoffnung, dass es verschont bliebe. Am 16.3.2022 wurde es zerstört, dabei kamen Hunderte Menschen ums Leben.<BR /><h3> Musikschule in Swiatohirsk (Donezk)</h3><BR /><div class="img-embed"><embed id="999247_image" /></div> <BR /><BR />Diese wurde 2016 mithilfe von UN und Japan umgebaut und fungierte als Schule für lokale Musikanten, wie auch für Binnenvertriebene, also Menschen, die innerhalb des Landes von z.B. Naturkatastrophen oder Krieg fliehen mussten. Am 21.5.2022 wurde die Schule angegriffen, außer Schutt und Asche ist nichts mehr übrig.<BR /><h3> Iwankiw Museum in Kiew</h3><BR /><div class="img-embed"><embed id="999250_image" /></div> <BR /><BR /><BR />Es wurde am 21.2.1981 eröffnet und am 27.2.2022 bombardiert. Darin befanden sich unter anderem Bilder von Marija Prymatschenko, einer ukrainischen Volkskünstlerin, die mit ihrem naiven Stil und Bildern in grellen grün, rot und gelb auf der ganzen Welt bekannt wurde. Sogar Picasso soll sich vor der Ukrainerin verneigt haben.<BR /><h3> Kloster von Swjatohirsk (Donezk)</h3><BR /><div class="img-embed"><embed id="999253_image" /></div> <BR /><BR />Das Kloster des heiligen Erschlaffens der Gottesgebärerin ist eines der bedeutendsten christlichen Denkmäler. Ab 1526 lebten dort Mönche. 1917-1930 fiel das Bauwerk kommunistischen Plünderern zum Opfer, wurde 1992 wieder restauriert. Das Kloster wurde zu Kriegsanfängen als Schutzort für die Zivilbevölkerung genutzt. Als es am 12.3.2022 von der russischen Luftwaffe angegriffen wurde, wurden 520 Menschen verletzt. <BR /><BR /><BR /><BR /><BR />