Ihr Kunstlehrer hat sie zur Kunstschule nach Gröden gefahren und die motiviert, sich mit Kunst auseinander zu setzen. Und ohne Kunst, gibt es keine Alternative, das facettenreiche Spiegelbild unserer Zeit zu erkennen und zu erfahren, ist Julia Frank überzeugt.<BR /><BR /><BR /><b>Können Sie sich an Ihr erstes Werk erinnern, das Sie erschaffen haben?</b><BR />Julia Frank: Im Wohnzimmer meiner Eltern hängt ein verstaubtes, kleines und mit Wasserfarben gemaltes Bild in herbstlichen Farbtönen. Zu erkennen sind 3 Bäume, die von einem starken Windstoß erfasst werden, weshalb die Baumkronen stark zur Seite neigen. Es ist kein Werk aber mit Sicherheit das Erste Stück, in dem meine Kreativität freie Gestalt annimmt.<BR /><BR /><b>Welches Werk/Mensch hat Sie bewogen, diesen Weg einzuschlagen?</b><BR />Frank: Florian Eller, ein ehemaliger Kunstlehrer, war mein Wegbereiter. Er hat mich mit 13 oder 14 Jahren mit seinem Privatauto nach Gröden gebracht und meinte: Du musst auf diese Kunstschule gehen. Ich bin ihm sehr dankbar dafür, dass er die Initiative ergriff und mir dadurch vieles erleichtert und ermöglicht hat. Später wurden die Werke von Rothko, Basquiat, Alÿs und Huyghe zu meinen Wegbegleitern. <BR /><BR /><b>Gibt es ein Ereignis, das Ihr Weltbild total verändert hat?</b><BR />Frank: Ja, einige, andauernd bedrängt mich die Reflexion wie destruktiv das Menschsein ist. Wo beginnen? Mit der Judenverfolgung oder noch früher? Aktuelle Zeugnisse von Rassismus, Homophobie, Diskriminierung und politischer Korruption, Gewalt an Frauen etc..<BR /><BR /><b>Mehr denn je hat sich in dieser Zeit gezeigt, dass die Gesellschaft Kultur braucht, weil…</b><BR />Frank: Da wir ohne SIE keine Alternative besitzen, das facettenreiche Spiegelbild unserer Zeit zu erkennen und zu erfahren. Die Gesellschaft ist ein Apparat, jeder erfüllt eine bzw. mehrere Aufgaben, um den Apparat am Laufenden zu halten. Die Kultur interveniert, um jenen, die ihren Verpflichtungen fairerweise nachgehen, eine Pause zu bieten; zum Nachdenken, Evaluieren, Visualisieren und Entspannen. Jemand muss sich ja auch damit beschäftigen, den Verlauf der Zeit und ihrer Entwicklungen festzuhalten, nicht? <BR /><BR /><b>Wer ist für Sie der bedeutendste Künstler der Geschichte?</b><BR />Frank: Einige der bedeutendsten Künstlerinnen sind für mich Artemisia Gentileschi, Lee Krasner und Ana Mendieta. <BR /><BR /><b>Welche Frage würden Sie ihnen gerne stellen?</b><BR />Frank: Ich würde sie fragen: Wer ist für sie der bedeutendste Künstler der Geschichte? <BR /><BR /><b>Was bedeutet für Sie Schönheit?</b><BR />Frank: Schönheit bedeutet für mich die vollständigste Form einer Gesamtheit, die zu Harmonie führt. <BR /><BR /><b>Der französische Poet Théophile Gautier prägte den Begriff „L’art pour l’art“ (Kunst der Kunst willen) und machte so 1835 erstmals die Kunst selbst zum Thema. Einen Luxus, den man sich heute noch leisten kann?</b><BR />Frank: Absolut. Soweit mir bekannt ist, hat noch kein Auktionshaus geschlossen, auch nicht während dieser globalen Pandemie. Die internationalen Messen und die beteiligten Galerien werden auch den Wandel dieser Zeit überleben. Die Kunst als finanzielle Anlage ist eine Sparte für sich. Junge Galerien, Künstler und Künstlerinnen sowie Sammler und Sammlerinnen werde neue Modelle anstreben bzw. ausprobieren müssen, um sich aktiv am Diskurs und an der Kulturlandschaft zu beteiligen. Der Kunstmarkt ist für wenige reserviert, und dennoch brauchen wir auch eine Kunst, die die Bodenarbeit macht. Luxus definiert jeder für sich, aus meiner Sicht ist die Kunst kein Luxus. <BR /><BR /><b>Und was würden Sie gerne einmal einem Kunstkritiker sagen?</b><BR />Frank: Nennen Sie mir die überzeugendste Kritik, die Sie je gelesen haben und warum?<BR /><BR /><b>Wo sehen Sie sich in 5 Jahren?</b><BR />Frank: Wo, kann ich nicht beantworten, aber wie, sehr gerne: mit weiß bedeckten Haaren. Irgendwo und ganz bestimmt inmitten eines Projekts dass mich herausfordert. <BR /><BR /><b>Harmonie bedeutet für mich…</b><BR />Frank: ...die Vereinbarkeit von Kontrasten. <BR /><BR /><b>Mein Ort der Harmonie ist…</b><BR />Frank:...fluid<BR /><BR /><b>Die „Whos“ der Künstlerin…</b><BR /><BR /><b>Name:</b> Julia Frank<BR /><b>Beruf:</b> Künstlerin<BR /><b>Alter:</b> 33<BR /><b>Geburtsort:</b> Schlanders <BR /><BR /><b>Wo Sie schon überall gelebt haben:</b> Carrara, Granada, New York City, Berlin, Buenos Aires, London.<BR /><BR /><b>Wo Sie jetzt leben:</b> Wien<BR /><BR /><b>Wie war Ihr Werdegang zum Künstler</b>: Abwechslungsreich, mit Höhen und Tiefen, die dazu gehören. <BR /><BR /><b>Was haben Sie studiert:</b> Bildhauerei an der Akademie in Carrara und am Royal College of Art in London. <BR /><BR /><b>Wo haben Sie schon überall ausgestellt:</b> Flat Time House, Camden Arts Center, Chalton Gallery, London; DOX Contemporary Art Center, Prague; Villa Arson, Nizza; Kunsthaus Meran, Museion, Galerie Doris Ghetta, Landesmuseum Schloss Tirol, Franzensfest, Stadtgalerie Brixen, Galeria Boccanera, Ambo Bologna; Est Projects, Mz Baltazars Lab, Wien; KS Room Feldbach, Galerie Luciano Fasciati; Villa Merkel, KdWe, Esslingen…<BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR />