Er hatte eine besondere Beziehung zum Isenheimer Altar, der erste Besuch der documenta in Kassel hat sein Weltbild total verändert. Schönheit bedeutet für ihn, wenn ihn etwas in den Bann zieht, und er eigentlich nicht versteht, warum.<BR /><BR /><BR /><BR />Von Eva Bernhard<BR /><BR /><BR /><b>Können Sie sich an Ihr erstes Werk erinnern, das Sie geschaffen haben?</b><BR />Peter Senoner: Ja, und es endete in einem wirklichen Scheitern. Bei uns zuhause gab es eine bestimmte gotische Skulptur, die einen Ehrenplatz hatte. Eines Tages hatte ich das Gefühl, an dieser Arbeit muss ich was verbessern. Zuerst vorsichtig, dann immer mehr, aber es wollte nicht wirklich klappen. Ich übermalte sie radikal, wollte was wirklich Gutes draus machen... Sie wurde danach restauriert. <BR /><BR /><BR /><b>Welches Werk hat Sie bewogen, diesen Weg einzuschlagen?</b><BR />Senoner: In meiner Kindheit war für uns Geschwister die Bildhauerwerkstatt meines Vaters ein Sammelsurium an unbekannten Objekten, Materialien, Gerüchen zum Entdecken. Er war ein grandioser Kunsthandwerker. Unglaublich beeindruckend waren dort all die Abbildungen und Bücher aus der Kunstgeschichte. Im Besonderen zum Isenheimer Altar von Mathis Grünewald. Die Vehemenz und gleichzeitige Zartheit dieser Szenen hat mich unglaublich bewegt. Diese Möglichkeit des Neue-Welten-Entdeckens und dabei in vertrauter Umgebung zu sein hat sicherlich einen wichtigen Grundstein und ein Grundvertrauen für diesen Weg gelegt.<BR /><BR /><BR /><b>Gibt es ein Ereignis, das Ihr Weltbild total verändert hat?</b><BR />Senoner: Mein erster Besuch der documenta in Kassel. Sehr jung und vom Land, unerfahren und alleine war ich hoffnungslos überfordert. Irgendetwas war danach aber anders als vorher.<BR /><BR /><BR /><b>Mehr denn je hat sich in dieser Zeit gezeigt, dass die Gesellschaft Kultur braucht, weil…</b><BR />Senoner: ... die Kultur uns innerlich wachsen lässt, uns auf eine poetische Weise unerklärlich für die Wirklichkeit rüstet. Nur eine Gesellschaft ohne Seele braucht keine Kultur.<BR /><BR /><BR /><b>Wer ist für Sie der bedeutendste Künstler der Geschichte?</b><BR />Senoner: All die unzähligen namenlosen Künstlerinnen und Künstler ihrer Zeit. Die nicht zur richtigen Zeit am richtigen Ort die richtige Sprache gefunden haben, aber trotzdem alles in ihre Arbeit legten. Sie bilden das Fundament und den Humus, aus dem dann die wirklich Großen strahlen. Der bedeutendste Künstler meiner eigenen Geschichte ist Anthony Gormley.<BR /><BR /><BR /><b>Welche Frage würden Sie ihm gerne stellen?</b><BR />Senoner: Er war mein Professor, es gab tausend Fragen zur Produktion seines „Angel of the North“.<BR /><BR /><BR /><b>Was bedeutet für Sie Schönheit?</b><BR />Peter Senoner: Wenn mich etwas in den Bann zieht, und ich eigentlich nicht verstehe warum. In seiner Form nicht stimmig, in seiner Linie nicht virtuos und in seiner Farbe nicht leuchtend. Und trotzdem unglaublich fesselnd.<BR /><BR /><BR /><b>Der französische Poet Théophile Gautier prägte den Begriff „L’art pour l’art“ (Kunst der Kunst willen) und machte so 1835 erstmals die Kunst selbst zum Thema. Einen Luxus, den man sich heute noch leisten kann?</b><BR />Senoner: In unserer Zeit der geschlossenen Ausstellungen ist jeder Tag im Atelier ein Kreisen um den eigenen Kosmos. Und der ist zum Glück mannigfaltig. <BR /><BR /><BR /><b>Und was würden Sie gerne einmal einem Kunstkritiker sagen?</b><BR />Senoner: Lass uns für einen Tag die Plätze tauschen.<BR /><BR /><BR /><b>Wo sehen Sie sich in 5 Jahren?</b><BR />Senoner: Egal, an welchem Ort der Welt, hoffentlich in einem großen Atelier, mit Nordlicht geflutet, an der Arbeit an Skulpturen und Zeichnungen. Mit Menschen, die physisch ins Atelier kommen können.<BR /><BR /><BR /><b>Harmonie bedeutet für mich …</b><BR />Senoner: … der Moment, wenn ich mit meiner linken Hand gleich gut zeichne wie mit meiner rechten.<BR /><BR /><BR /><b>Mein Ort der Harmonie ist …<BR /></b>Senoner: Überall dort wo es zumindest Bleistift und Papier gibt.<BR /><BR /><BR /><b>Die „Whos“ des Künstlers…</b><BR /><BR /><BR /><b>Name:</b> Peter Senoner<BR /><BR /><b>Beruf:</b> Künstler<BR /><BR /><b>Alter:</b> 50<BR /><BR /><b>Geburtsort:</b> Bozen<BR /><BR /><b>Wo Sie schon überall gelebt haben:</b> München, New York, Tokyo, Wien, Berlin, Sand in Taufers, Klausen<BR /><BR /><b>Wo Sie jetzt leben:</b> bei Klausen<BR /><BR /><b>Wie war Ihr Werdegang zum Künstler:</b> Zuerst gar nicht, dann war es mit voller Wucht da. Später kam Ehrgeiz dazu. <BR /><BR /><b>Was haben Sie studiert:</b> Bildhauerei, Meisterklasse an der Akademie der Bildenden Künste München<BR /><BR /><b>Wo haben Sie schon überall ausgestellt:</b> institutionell u.a. im Haus der Kunst München, Sammlung Falckenberg Hamburg, Kunsthalle Wien, ECA Edinburgh, Lentos Museum Linz, Landesgalerie Linz, Kunstverein Bremerhaven, Palazzo Ziino Palermo, Galleria Civica Trento, Stadtgalerie Kiel, Nationalmuseum Berlin, Landesmuseum Ferdinandeum Innsbruck.<BR />In Südtirol u.a. Landesmuseum Schloss Tirol, Landesmuseum Franzensfeste, Museion Bozen, KunstMeran, Stadtmuseum Bruneck, Stadtgalerie Klausen, Galerie Museum Bozen, in den Galerien von Doris Ghetta und von Alessandro Casciaro.<BR /><BR /><BR />