In ihrem konsequent sich dem Erzählerischen verweigernden Werk schwingt ein vielschichtiges Echo von Erinnerungen, Paradoxien, Reflexionen und scheinbar unspektakulären Beobachtungen. Am 20. Dezember 2014 feiert diese Grande Dame der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur ihren neunzigsten Geburtstag. Aus diesem Anlass widmet das Museion Friederike Mayröcker zwei Veranstaltungen, die Kunst und Poesie verbinden und das ist in diesem Haus natürlich kein Zufall. Das Zusammenspiel von Kunst und Schrift ist schließlich ein Schwerpunkt der Sammlung Museion – man denke dabei nur an die kürzlich eröffnete Ausstellung „Oltre la poesia“ von Nanni Balestrini.Im Rahmen der Langen Nacht der Bozner Museen stellt die Filmemacherin Carmen Tartarotti (Latsch, 1950, lebt und arbeitet in Frankfurt und Berlin) zum ersten Mal überhaupt ein Audioportrait der Schriftstellerin vor (28/11, 18 bis 24 Uhr, der Eintritt ist frei). Diese Installation ist eigentlich ein Hörbild: Mit entspannter, warmer, mal monotoner, mal melodischer Stimme spricht Mayröcker in freier Assoziation über ihre Kindheit, die ungeliebte Berufstätigkeit als Englischlehrerin, die Beziehung zu den Eltern, über Musik und Kunst und über ihren langjährigen „Hand- und Herzgefährten“, den Schriftsteller Ernst Jandl. Tartarottis Audioparcours setzt in einem gewissen Sinn ihr Filmportrait „Das Schreiben und das Schweigen” fort, das 2009 mit dem Hessischen Filmpreis ausgezeichnet wurde. Die medienscheue Autorin hatte der Filmemacherin über einen langen Zeitraum hinweg den Zugang zu ihrer Wohnung in Wien und die Aufnahme von Tonbandprotokollen gewährt. In einem allem Linear-Biographischen und Narrativen abgeneigten Monolog entstehen präzise und überraschende Aussagen über sich selbst und ihr dichterisches Werk.Diese Hommage an Friederike Mayröcker ergänzt am 21. November ein Vortrag von Juliana Kaminskaja („Tonarten des Weisz”, Beginn: 20.Uhr). Die Germanistin und Dozentin an der staatlichen Universität St. Petersburg spricht im Museion über die in Grenzbereiche vorstoßende Sprachästhetik in Mayröckers Werk und die dort gezogenen Verbindungslinien zwischen Poesie, Kunst und Musik. Audio- und Videodokumente illustrieren diesen Vortrag.Donnerstag, 27. November, 20 Uhr„Tonarten des Weisz”. Zu Musik, Literatur und Malerei im Werk von Friederike Mayröcker”. Vortrag von Juliana Kaminskaja. In deutscher Sprache. Der Eintritt ist frei.Freitag, 28. November, 18 – 24 Uhr„Friderike Mayröcker: Fremd bin ich eingezogen, damals an diesem 20. Dezember 1924...“Kaleidoskop des Lebens – Ein akustisches Portrait zu Friederike Mayröckers Geburtstag. Von Carmen Tartarotti. Im Rahmen der Langen Nacht der Bozner Museen. Der Eintritt ist frei.