Sein runder Geburtstag ist der Anlass für seine neue Schau, der Besuch im Atelier steht deshalb unter dem Motto der Wissenschaft, die Ivo Mahlknecht in ganz besonderer Weise interpretiert...<b>Von Eva Gratl</b><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1158561_image" /></div> <BR /><BR />Und sein Redefluss über diese neuen Werke, die den Gravitationsfluss auf Basis Zwölf malerisch darstellen, ist kaum zu bremsen. Mahlknecht denkt nach und zeigt auf die Quadrate, die sich versetzt wiederholen. In unterschiedlichen Formaten stehen die Werke, Gitterbilder, im Atelier, orange, rot, braun, gelb, grün, violett, exakte Formen in präziser Reihenfolge. Auch in verhaltenen Tönen, wenn die Ausstrahlung zu heftig. Abstrakte Kompositionen, die Mahlknecht genau erklärt. Das Rechensystem auf Basis Zwölf liege den Bildern zugrunde, es gibt also, anders als beim Dezimalsystem, zwölf Ziffern. <BR /><BR />Vor seinen exakten Werken versucht der Künstler dieses Gedankenkonstrukt zu erklären, denn „meine Farbfelder basieren auf sechs, neun zwölf, senkrecht und waagrecht, in jeder Reihe dieselben Farben, aber immer nur einmal.“ Die Faszination liege darin, dass „man keine Ausgeglichenheit suchen muss, denn sie entsteht von allein“. Nur die Wahl der Farben liegt am Künstler, die er intuitiv auswählt. Es sind keine Pixelbilder, drauf legt Mahlknecht wert: „Das ist Zwölftonmusik, nur in Farbe“.<BR /><BR />Sie haben ihm Energie abgerungen, an das Äußerste sei er beim Malen gekommen, mental an seine Grenzen, sagt Mahlknecht. Viele Forschungen liegen dieser Malerei zugrunde und man könne diese Bilder auch nicht verstehen. Schlüsselbegriffe sind die Harmonische Frequenz und der Äther, der Fluss von Energie, die Quintessenz. Energiepunkte, Wellen, die aufeinandertreffen und Materie entwickeln. Laut dem Künstler, davon ist er überzeugt, schafft die Gravitation die Materie und nicht umgekehrt. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1158564_image" /></div> <BR /><BR />Dass sein Leben aus Farbe besteht, weiß, wer die Malerei Mahlknechts über lange Jahre hin beobachtet hat. Er begann mit abstrakten monochromen Werken, er malt im großen Format, taucht in Barock und Renaissance ein, malt Historienbilder – und jetzt Quadrate. Bekannt ist er wegen seiner Faszination für die Alten Meister, er liebt Vermeer, und so werden die abstrakten Kompositionen in der Schau im Steghof mit bekannten Werken der Kunstgeschichte ergänzt, Bronzino, van Eyck, frei interpretiert, weil der Künstler den Porträts jeweils ein Tier zur Seite stellt, sozusagen als Pendant. Interpretationen von ganz großen Meistern. Und er ärgert sich, weil man <Kursiv>„als Kopist gilt, wenn man diese Bilder malt.“</Kursiv> Sie sind zeitgleich entstanden, eine ganze Reihe holt er aus einer Kiste. Gern malt er das, „es ist dasselbe wie die Harmonische Frequenz: Ich erschaffe Komposition, Ausdruck, aber eben auch Rot, Blau, Gelb, transparente Farbe“. Dann zeigt Mahlknecht noch eine neue Serie, Winterlandschaften am Kalterer See. <BR /><BR /><BR /><b>War die Physik immer schon ein besonderes Interessensgebiet in Ihrem Leben?</b><BR />Ivo Mahlknecht: Ja, sicher, allerdings habe ich die Zehner-Mathematik nie verstanden. Die Physik ist eine Frage von Kräften, im Grunde alles ein Mysterium, für mich besteht der Reiz, gewisse Fragen zu entschlüsseln. Unlängst habe ich mich etwa mit den Kräften einer Kugel auf einer schiefen Ebene und auf der gebogenen Bahn beschäftigt. Warum falle ich beim Motorradfahren nicht um? Auch Einstein ist für mich ein Problem. Ich bin einer, der alles in Frage stellt. Es gehört zu meiner Arbeit, Dinge zu erforschen, die man nicht weiß. <BR /><BR /><BR /><b>Ein Blick zurück auf Ihre Künstlerkarriere: Welche wesentlichen Aspekte fallen Ihnen ein?</b><BR />Mahlknecht: Ich habe Schwierigkeiten mit dem Wort Karriere, vielleicht besser Künstlerdasein. Malerei ist für mich eine leidenschaftliche, fantastische Arbeit. Sie ist für mich die Spitze der Kunst. Es fasziniert mich, zu sehen, was ich entdecke, betrachte mich als Erfinder meiner Malerei. Sie ist für mich eine unendliche Geschichte. Malerei beherrscht heute kaum mehr jemand. Die guten Maler sehe ich in den Pinakotheken. Malen ist auch eine mühsame Geschichte, aber das Resultat belohnt mich. Natürlich hinterfrage ich alle Aspekte der Malerei, Komposition, Farbe, Raum. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1158567_image" /></div> <BR /><BR /><b>Wesentlich sind für Sie die Alten Meister, Ihre Werke oft ein Gang quer durch die Kunstgeschichte, der unendliche Fundus für Ihre Malerei...</b><BR />Mahlknecht: Es sind alles Maler gewesen, ich sehe sie als meine Zeitgenossen an, vielleicht die harmonischsten Frequenzen überhaupt. Ich male auch romantische Sehnsuchtslandschaften, deshalb sind diese Werke auch kein Neuanfang. Es hat sich herauskristallisiert, dass ich diesen Punkt erreiche. Diese exakten Gitterbilder sind der mentale Genuss, die Annäherung an die Alten Meiste mein emotionaler. <BR /><BR /><BR /><b>Was ich sehe, sind geometrische Formen. Sind sie Ausdruck der kreativen, harmonischen Schwingung, die auch Ihren Lebensformen zugrunde liegt?</b><BR />Mahlknecht: Höhen und Tiefen sind in meinem Leben immer präsent. Ich bin ein eifriger, auch gründlicher Mensch, vor allem als Maler. Ich habe auch kein Problem mit großen Formaten und habe das große Glück, meine Arbeit selbst gestalten zu können. <BR /><BR /><BR /><b>Kritisch war Ihre Kunst nie, oder sehe ich das falsch?</b><BR />Mahlknecht: Meine Kunst war sehr kritisch. Meine monochromen Arbeiten waren absolute Avantgarde. Dann habe ich hyperrealistische Blumen gemalt, das war ein totaler Bruch, eben auch politische Kunst. Alle neuen Aspekte, die ich aufzeigte, waren tiefgründiger, als wenn ich auf der Straße protestiert hätte. Vielleicht ist auch das jetzt eine Protesthaltung. Auch die Porträts aus der Kunstgeschichte sind Proteste gegenüber der klassischen Malerei. Ich denke, ich bin ein unangenehmer Zeitgenosse (lacht).<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1158570_image" /></div> <BR /><BR /><BR /><b>„Die ganze Kunstszene ist ein riesiges Theater der Armseligkeit, der Lüge, des Betrugs, der Verkommenheit, Elend, Dummheit, Unsinn, Frechheit“, sagte Gerhard Richter im Interview: Sehen Sie das auch so?</b><BR />Mahlknecht: Ja, das stimmt, nur Gerhard Richter machte damit Millionen und ich nicht. Ich bin gern ein Außenseiter. In den 80er Jahren fand ich den Kunstbetrieb extrem anregend, auch nicht so elitär, voll der Aufbruchstimmung, aber leider ist dies alles versandet. Das Schlimmste ist für mich das Ranking der Künstler und Künstlerinnen. Was hat das mit Kunst zu tun? Fast wie im Tennis. Jetzt blicke ich mit Sorge auf unsere Zeit, und so habe ich das Bedürfnis, die apokalyptischen Reiter zu malen. <BR /><BR /><BR /><b>Was war die bisher größte Herausforderung? Gibt es Momente, in denen Sie sich manchmal lieber einen anderen Beruf wünschen würden?</b><BR />Mahlknecht: Bei jedem Werk komme ich an eine Grenze, jetzt habe ich auch die Tendenz, alte Werke zu übermalen. Man vergisst die Mühen, die Ideen gehen mir aber nie aus. Jetzt habe ich mir angewöhnt, gereimte Gedichte zu schreiben. Insgesamt 200, eine ganze Mappe habe ich hier. <BR /><BR /><BR /><b>Vernissage:</b><BR />2.5., 18 Uhr, bis 4.5. und am folgenden Wochenende, immer von 14- 18 Uhr, Steghof, Naturns<BR /><BR />