Nachzulesen in der neuen Publikation zu den Frauen des Künstlers, die mit der Aussage einer seiner Geliebten, nämlich <b>Francoise Gilot</b>, über den „Macho“ Picasso beginnt: <i>„Er behauptete mit Vorliebe: Es gibt nur 2 Kategorien von Frauen – Göttinnen und Fußabstreifer“</i>. <BR /><BR />So soll er, der 1881 in Malaga geboren und am 8. April 1973 gestorben ist, vor allem anhand seiner Frauenbilder gewürdigt werden. Und ohne die 11 Frauen, die im Buch ausführlich dargestellt sind, die <i>„jenseits des Systems Picasso“</i> standen, gäbe es wohl einige Jahrhundertwerke nicht. Ein „Geflecht von Frauen“ umgab den Künstler, die ihn zu Porträts der Ehefrauen und Geliebten anregten und die Kultstatus haben. Picasso war zweimal verheiratet, seine erste Frau war <b>Olga Khokhlova</b>, die zweite J<b>aqueline Roque</b>. Mit 61 verliebte er sich in die Malerin <b>Francoise Gilot</b>, führte nebenbei aber auch eine Beziehung mit der Fotografin und Malerin <b>Dora Maar.</b> Die erste große Liebe war <b>Eva Gouel,</b> die allerdings früh verstarb. <i>„Es war mir egal, dass er berühmt war, ich war berühmter als er, weil ich es war, die auf den Bildern war“,</i> sagte <b>Marie Thérése Walter</b>, die <b>Rose-Maria Gropp</b> im Buch als <i>„Schattenfrau“ </i>bezeichnet. <BR /><BR />Und sein Enkel <b>Olivier Widmaier</b> schreibt: <i>„Mein Großvater war ein Sonnenkönig, ein Zentralgestirn, um das die Frauen wie Planeten ihre gefälligen Bahnen zogen. ...Die Frau war für Picasso das, was die Malerei für den Pinsel ist: unverzichtbar, wesentlich, fatal</i> ( Buch S. 226).“ So kennt man sie vor allem aus seinen Picassos, obwohl sie alle auch eine eigene Geschichte haben, z.T. angesehene Künstlerinnen waren. <h3>„Objekte“ seiner Kunst</h3>Der Künstler hat wunderbar schreckliche, zarte, deformierte Bilder von ihnen gemalt, immer wieder, zeit seines Lebens. Ein weiblicher Akt aus dem Jahr 1910 aus der kubistischen Phase präsentiert den Körper in geometrische Formen, zerlegt und wieder zusammengefügt erschafft Picasso Flächen aus den Farben Schwarz Braun Beige.<BR /><BR />Und das soll ein Körper sein? Es ging dem Künstler nicht darum, abzubilden, sondern um Experimentierlust, die immer wieder neue Wege erschloss, und Untersuchung von Stilen und Themen, um das Interesse für Linie und Fläche. Dazu gehört natürlich auch die Farbpalette, die in der kubistischen Phase neue Töne verwendet. Mit dem Gemälde „Les Demoiselles D`Avignon“ hat er 1907 den Kubismus begründet. <i>„An 'Les Demoselles D'Avignon' ist kein Vorbeikommen. Sie sind das Herzstück von Picassos Kunst – und seiner Darstellung von Frauen“</i> (R.M.Gropp).<BR /><BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="883919_image" /></div> <BR /><BR /><BR />Schockiert war man über die Bordellszene, alles scheint verzerrt, die Körper kantig hart und scharf, die Gesichter maskenhaft wie Fratzen, der Raum zerteilt, der Einfluss von afrikanischen Masken offensichtlich. <i>„Für mich gibt es in der Kunst weder Vergangenheit noch Zukunft“.</i> Picassos Credo, dass sich die Vorstellungen der Menschen und somit auch die Ausdrucksformen ändern, findet in diesem Bild, das sich von jenen der Blauen und Rosa Periode so sehr unterscheidet, den Niederschlag.<BR /><BR />„La femme qui pleure“ (Die Weinende Frau) ist ein Thema, das Picasso in mehreren Variationen malte. Zu sehen ist Dora Maar, Fotografin und Malerin, mit zerstörtem Gesicht. Grotesk fast wie ein Monster präsentiert sich die Physiognomie, die großen entsetzten Augen, die Tränen, die über das Gesicht kullern, der verzweifelte Mund. Alles Leiden hat der Künstler diesem Bildnis eingeschrieben. <i>„Als Betrachterin blickt man in einen zersplitterten Spiegel von ruinierten Imagines, der Bilder von verwüsteten Gesichtern zurückwirft“</i> (R.M.Gropp). <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="883922_image" /></div> <BR /><BR />Als sich Picasso 1943 von Dora trennte, musste sie sich in Behandlung begeben. Sie starb1997. Ähnlich erging es auch <b>Olga Khokhlova</b>, <b>Marie-Thérèse Walter,</b> erhängte sich 3 Jahre und <b>Jacqueline Roque</b>, seine letzte Frau, erschoss sich 13 Jahre nach seinem Tod.<h3>Monumentale Weiblichkeit </h3>Natürlich gibt es auch ganz andere Frauenbildnisse, sanftere, gemalt mit einer viel helleren Palette, wo die Frauen in sich ruhen und einfach nur glücklich sind. Zärtlich hell und farbenfroh hält er seine junge Geliebte Marie-Thérèse Walter im Bild „Der Traum“ fest.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="883925_image" /></div> <BR /><BR />Auch seine monumental klassizistischen Frauenbilder, vermitteln eine ganz andere Sicht auf den Körper. Ab 1920 greift Picasso auf antike Vorbilder zurück. Die „Laufenden Frauen am Strand“ (1922) unterstreichen, wie sehr sich der Künstler vom Kubismus entfernt hat. Schwebend gleiten 2 Frauen, die sich an den Händen halten, über den Strand. Nur wenige Farben benötigt Picasso, um ein Bild des Glücks und der Freiheit zu erschaffen und Sorglosigkeit zu zelebrieren. Der Himmel strahlt dunkelblau, alles ist auf die Bewegung der beiden ausgerichtet, Arme, Beine, die wehenden Haare, ein Arm ist weit ausgestreckt und obwohl monumentale gewaltige Weiblichkeit das Bild dominiert, wirken die beiden elegant und verspielt. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="883928_image" /></div> <h3>Das Meisterwerk der Epoche</h3>Picasso hat im Laufe seines Lebens eine Unmenge von Bildern geschaffen, denn er war vor allem auch ein politischer Künstler. „Guernica“ ist das eindrucksvollste Antikriegsbild des 20. Jahrhunderts. Es entstand 1937 für den spanischen Pavillon in Paris anlässlich der Weltausstellung. Das fast 8 Meter lange Gemälde verarbeitet die Bombardierung der baskischen Stadt Guernica durch die deutsche Legion Condor. Picasso bezieht in diesem Monumentalwerk eindrucksvoll Stellung gegen das faschistische Regime und erschafft eine Schreckensszene, vor der man nur sprachlos bleibt. Die verhaltene Farbwahl unterstreicht die Anklage. Es ist wohl eines seiner zeitlosesten Werke überhaupt, ein Bild gegen jegliche totalitäre Gewaltauswirkung. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="883931_image" /></div> <BR /><BR /><BR />Die Arbeit am Werk begleiteten viele Bildnisse von klagenden, weinenden und flehenden Frauen, erschreckend das Frauenbild der „Flehenden“, die darauf verweist, dass ihr, der stillenden Mutter, das Kind genommen wurde. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="883934_image" /></div> <BR /><BR />Picasso konnte auch Landschaften, Stillleben, Häuser, Tiere. Er beherrschte die Kunst der Keramik, bemalte Vasen und Teller, <i>„noch in seinen letzten 2 Jahren schuf er ca 200 Bilder“. </i>Er erfand sich immer wieder neu, wechselte den Malstil, war auch ein begnadeter Zeichner und Grafiker, besaß eine unglaubliche Farbpalette, eine unglaubliche Fantasie, auch eine Wandlungsfähigkeit, die keiner der Künstler nach ihm beherrschte. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="883937_image" /></div> <h3> <h3>Ausstellungen weltweit</h3> </h3>Heuer würdigen ihn die Museen weltweit, in Paris, Wien, Malaga, Barcelona, Antibes, auch in Asien und in den USA wird er mit Ausstellungen gefeiert. Man hat also die Qual der Wahl, hervorzuheben vielleicht doch die große Schau in der <b>Albertina in Wien</b>, welche zentrale Werke aus allen Schaffensperioden besitzt. <i>„Die Ausstellung- gerade erst eröffnet – zeigt 18 Gemälde aus der eigenen Sammlung und insgesamt über 70 Werke eines Mannes, der bereits zu seinen Lebzeiten zum Archetyp des modernen Künstlers wurde“.</i><BR /><BR />8 Museen allein in Frankreich präsentieren neue Ausstellungen zum Werk des genialen Künstlers. Vieles inspirierte ihn, auch nur ein Teller, ein Löffel, ein Tischtuch. So viele Meisterwerke hat er hinterlassen, aber auch eine Spur von Zerstörung, was die Frauen betrifft. <BR /><BR />Die Pinakothek der Moderne in München beherbergt das Bild „Le peintre et son modèle“, Maler und Modell ist ein Altersthema des Künstlers. <i>„Der Mann und der Künstler steht, selbst alternd und vergänglich, seinem Ideal von Leben und Vollkommenheit gegenüber, dem er sich nur in entferntester Weise anzunähern vermag.“</i><BR /><BR />„Ich konnte schon früh zeichnen wie Raphael, aber ich habe ein Leben lang dazu gebraucht, wieder zeichnen zu lernen wie ein Kind.“ Für den Weltfriedenskongress 1949 hat er eine Taube gezeichnet, einfach, nur in Umrissen, so wie Kinder sie zeichnen würden. Diese Taube ist zu den bekanntesten Symbolen der Welt geworden. <h3>3 TIPPS:</h3>Rose-Maria Gropp: „Göttinnen und Fußabstreifer“, Die Frauen und Picasso, Piper Verlag 2023, 288 Seiten<BR /><BR />Albertina Wien, Zum 50. Todestag Picasso, bis 18. Juni 2023<BR /><BR /> Kunstpodcast DIEZEIT (Pablo Picasso)