In Paris gibt es ein neues Museum für zeitgenössische Kunst, in Venedig ist am Wochenende die 17. Biennale der Architektur eröffnet worden und in Berlin öffnet die Neue Nationalgalerie wieder.<BR /><BR /><BR /><BR /><b>ITALIEN</b><BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="645923_image" /></div> <BR /><BR /><b>Venedig:</b> Die 17. Internationale Architekturbiennale ist gestartet. Am Samstag eröffnete der Präsident der Biennale, <b>Roberto Cicutto</b>, die bis zum 21. November dauernde Schau. Bei der wichtigsten Präsentation zur Baukunst weltweit zeigen mehr als 100 Teilnehmer aus 46 Ländern ihre Entwürfe und Ideen. Außerdem kann das Publikum 61 Länderpavillons betrachten. Das Motto lautet <b>„How will we live together?“</b> (Wie werden wir zusammenleben?). Eigentlich öffnet die Ausstellung alle zwei Jahre, wegen der Corona-Pandemie war sie aber von 2020 auf 2021 verschoben worden.<BR /><BR /><BR />Für Venedig ist die Architekturbiennale nach langen Corona-Sperren ein erstes derart großes Publikumsevent mit internationaler Beachtung. Die Schau soll für Italien zu einem Symbol des Neustarts von Kultur und Tourismus werden. Der Eintritt ist unter strengen Hygiene-Regeln für eine begrenzte Zuschauerzahl möglich.<BR /><BR /><BR />Geleitet wird die Biennale vom libanesisch-amerikanischen Architekten <b>Hashim Sarkis.</b> Eine Fachjury vergibt Goldene Löwen für den besten nationalen Beitrag und für den besten Teilnehmer der internationalen Schau. Diese Preisverleihung ist für den 30. August geplant. Schon am Eröffnungstag wurde der spanische Architekt <b>Rafael Moneo</b> mit dem Lebenswerk-Löwen geehrt. Postum soll die brasilianische Architektin <b>Lina Bo Bardi</b> (1914-1992) einen Lebenswerk-Löwen erhalten. Zu ihren bekanntesten Werken gehören 2 ikonische Gebäude in Brasiliens Metropole São Paulo, das Kunstmuseum von São Paulo und das Kultur- und Sportzentrum SESC Pompéia. Auch ihr gläsernes Wohnhaus erregte Aufsehen. Lina Bo Bardi verband damit europäischen Modernismus mit brasilianischer Populärkultur. Ihre Gebäude brachten laut Sarkis Architektur, Natur, Wohnen und Gemeinschaft zusammen.<BR /><BR /><BR /><b>FRANKREICH</b><BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="645926_image" /></div> <BR /><BR /><b>Paris:</b> Nun ist das Pariser Museum des französischen Mode-Milliardärs <b>Francois Pinault</b> eröffnet worden. Der Kunsttempel liegt inmitten der französischen Hauptstadt zwischen dem Louvre und dem Centre Pompidou in der ehemaligen <b>Bourse de Commerce</b> (Handelsbörse). Das teilweise unter Denkmalschutz stehende runde Gebäude wurde von dem japanischen Architekten Tadao Ando umgebaut. Die Kosten werden auf über 160 Millionen Euro geschätzt. Von den 13.000 Quadratmetern Gesamtfläche sind über 7000 dem Publikum zugänglich, knapp 3000 sind Werkschauen gewidmet. Zu den beeindruckendsten Ausstellungsräumen gehört der von Ando in der Rotunde integrierte Betonzylinder unter der rund 40 Meter hohen Glaskuppel.<BR /><BR /><BR />Es ist das dritte Museum des 84-jährigen Pinault, der einst an der Spitze eines gewaltigen Luxus- und Modeimperiums mit Marken wie Gucci, Yves Saint Laurent und Balenciaga stand. Palazzo Grassi und die Punta della Dogana in Venedig wurden bereits 2006 und 2009 eröffnet.<BR />Pinaults Sammlung gehört mit rund 10.000 Werken zu den bedeutendsten für zeitgenössische Kunst – etwa 200 werden nun in Paris präsentiert. Der Eintritt ist anlässlich der wegen der Corona-Krise mehrmals verschobenen Eröffnung des Museums, das den Namen „Bourse de Commerce – Pinault Collection“ trägt, bis zum 24. Mai frei.<BR /><BR /><BR /><b>Paris:</b> Die <b>„Picasso-Rodin“-Ausstellung</b> gehört zu den großen Werkschauen. Dabei handelt es sich um eine Doppelausstellung und das erste gemeinsame Projekt der beiden Museen. So sind im Picasso-Museum Skulpturen und Papierarbeiten von Rodin (1840-1917) zu sehen, im Rodin-Museum Gemälde und Plastiken von Picasso (1881-1973). Ziel der bis zum 2. Januar 2022 dauernden Doppelschau ist es, nicht nur den Einfluss Rodins auf Picasso zu zeigen, der die Formensprache des Bildhauers anlässlich der Pariser Weltausstellung 1900 entdeckte. Damals richtete Rodin im Pavillon de l'Alma eine große Einzelausstellung aus. Die Doppelschau veranschaulicht auch die einzigartige ästhetische Innovationskraft der beiden Künstler.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="645929_image" /></div> <BR /><BR /><b>Paris:</b> Ein langer, mit Graffiti besprühter Glastunnel, dahinter Gemälde, die einen Sonnenuntergang darstellen. „Natures Mortes“ (dt. Stillleben) heißt die Ausstellung, mit der die deutsche Künstlerin <b>Anne Imhof</b> den ganzen Pariser Palais de Tokyo bespielt – mit rund 22.000 Quadratmetern eine der größten Kunsthallen Europas.Für Imhof, die 2017 in Venedig für die Gestaltung des deutschen Biennale Pavillons den Goldenen Löwen gewann, wurde das Gebäude völlig geleert. Man hat ihr eine Hülle überlassen, und diese hat die 43-Jährige mit Malereien, Zeichnungen, Musik sowie installativen und performativen Arbeiten ausgefüllt. Ein Gesamtkunstwerk.<BR /><BR /><BR />Imhof arbeitet in Paris mit ihren typischen Platten aus recyceltem Glas, die sie zu einem Labyrinth aus Tunneln und Kammern gestaltet, in denen sie die Besucher bis zum 24. Oktober durch künstlerische Auseinandersetzungen mit Leben und Tod, Sichtbarem und Unsichtbarem, Körper und Bewegung führt. Es sind Themen, die sie durch eigene Werke illustriert wie durch ihre großflächigen mit geritzten Linien durchzogenen Malereien oder im Wechselspiel mit Arbeiten von 32 Künstlern.<BR /><BR /><BR />So entdeckt man in einem der Glasräume den Zyklus „Achsenzeit“ von dem 2010 gestorbenen deutschen Maler Sigmar Polke. Die sieben monumentalen Gemälde spielen mit der Frage nach Wahrnehmung. Oder man wird von „Capodimonte“ von Wolfgang Tillmans überrascht, eine großformatige Fotoarbeit, die die Geißelung Christi nach einem Gemälde von Caravaggio abbildet. Dazwischen ertönt die metallische Musik von Eliza Douglas, Musikern, Performerin, Malerin und Imhofs Muse.<BR /><BR /><BR /><BR /><b>Paris:</b> Eine tiefe Schlucht inmitten von Paris, über die sich der Eiffelturm spannt: Eine einzigartige optische Täuschung, die das Werk des bekannten französischen Straßenkünstlers <b>JR</b> ist. Die riesige schwarz-weiße Fotomontage hat der 38-Jährige auf einem Teil der Esplanade du Trocadéro in Paris installiert – genau gegenüber der eisernen Dame. Das künstlerische Täuschungsmanöver wird bis Mitte Juni zu sehen sein. JR, der im zivilen Leben Jean René heißt, hat in Paris zuletzt im April 2019 mit einer illusionistischen Fotoinstallation für Aufsehen gesorgt. Damals hat er die Louvre-Pyramide aus dem Erdboden auftauchen lassen. International bekannt wurde der Künstler mit seinen Großporträts auf Häuserfassaden in der ganzen Welt wie in den Slums von Nairobi und den Favelas von Rio. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="645932_image" /></div> <BR /><b><BR />Marseille:</b> Das Mucem (Museum der Zivilisationen Europas und des Mittelmeers) zeugt einige der bedeutendsten Werke von Jeff Koons, der seit der Versteigerung der stählernen Hasenskulptur „Rabbit“ im Mai 2019 für rund 81 Millionen Euro der teuerste lebende Künstler ist.Gezeigt werden unter anderem seine Stahlplastik „Balloon Dog“, die einem Hund aus Luftballons gleicht, und sein berühmtes „Hanging Heart“, ein Stahlherz mit Schleife. Ihnen hat das Museum am Alten Hafen von Marseille rund 300 Werke aus seiner reichen Sammlung von Alltagsgegenständen aus verschiedenen Epochen gegenübergestellt. Denn Koons Arbeiten aus Stahl und Aluminium sind von der Waren- und Konsumwelt inspiriert, wie die bis zum 18. Oktober dauernde Ausstellung illustriert.<BR /><BR /><BR /><b>NIEDERLANDE</b><BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="645935_image" /></div> <BR /><BR /><b>Amsterdam:</b> Wundervolle Gemälde und großer Reichtum auf der einen Seite, Ketten und Peitschen auf der anderen: Zum ersten Mal befasst sich das <b>Amsterdamer Rijksmuseum</b> in der umfassenden Ausstellung <b>„Slavery“</b> mit dem dunklen Kapitel der niederländischen Geschichte – der Sklaverei. In etwa 250 Jahren kolonialer Geschichte waren durch die Niederlande Millionen Menschen versklavt worden: in Südamerika, Asien, Südafrika und der Karibik. Erst 1863 hatte das Land die Sklaverei offiziell abgeschafft – als eines der letzten Länder der Welt. Zurzeit ist die Schau nur online zu sehen. Erwartet wird, dass die Museen Anfang Juni wieder öffnen.<BR /><BR /><BR />Das Museum hatte die Geschichte der Sklaverei umfassend untersucht. Daraus war deutlich geworden, dass der Umfang größer war als bisher angenommen. In allen Lagen der Bevölkerung war direkt oder indirekt daran verdient worden. Die Ausstellung zeigt die Geschichte am Beispiel von zehn historischen Personen wie Plantagenarbeitern, Sklaventreibern, Kaufleuten und Freiheitskämpfern. Etwa 140 Objekte sind zu sehen, davon stammen 100 aus Sammlungen aus Südamerika, Indonesien, der Karibik und Südafrika.<BR /><BR /><BR /><b>SCHWEIZ</b><BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="645938_image" /></div> <BR /><b><BR />Zürich:</b> Im Kunsthaus Zürich ist die Ausstellung <b>„Hodler, Klimt und die Wiener Werkstätte“</b> zu sehen. Kuratiert wird die Schau von Tobias G. Natter, dem ehemaligen Direktor des Wiener Leopold Museums. Der Blick ist auf „eine Dreiecksgeschichte, die sich gut erzählen lässt“ gerichtet, nämlich auf die beiden berühmten Maler Ferdinand Hodler (1853-1918) und Gustav Klimt (1862-1918) sowie die Wiener Werkstätte, die 1917-1919 eine Filiale in der Zürcher Bahnhofstrasse betrieb. Gegründet, um dem kriegsführenden Österreich Devisen zu bringen, und geleitet von Dagobert Peche, der das Verkaufslokal zusammen mit Josef Hoffmann gestaltete, wurde hier teilweise künstlerisches Neuland beschritten, während das übrige Europa dem Untergang entgegentaumelte.<BR /><BR /><BR />Die Zürcher Ausstellung ist mehr als eine klassische Malereiausstellung und etwas anderes als eine reine Designausstellung. Die Schau beschäftigt sich auch mit der starken Verbindung von Hodler zu Wien, wo ihm der internationale Durchbruch gelang. 1904 hatte der Schweizer eine hoch akklamierte Teilnahme an der XIX. Ausstellung der Secession und wurde von den Wienern geradezu gehuldigt. Er wohnte in der neu errichteten Villa des Großindustriellen Friedrich Viktor Spitzer in der Künstlerkolonie „Hohe Warte“ in Döbling und lernte die Architektur von Josef Hoffmann und die Designwelt der damals neu gegründeten Wiener Werkstätte aus nächster Nähe kennen. Als Ende 1913 Ferdinand und Berthe Hodler eine herrschaftliche Wohnung in Genf bezogen, wurde Hoffmann mit der Gestaltung von Räumen beauftragt. Neben dem Mobiliar präsentiert die Ausstellung im Kunsthaus zahlreiche von Hoffmann für die Hodler'sche Wohnung entworfene Gebrauchsgegenstände.<BR /><BR /><BR />Um den „Gesamtkunstwerk“-Charakter zu unterstreichen, setzt die Schau im Kunsthaus neben der Hodler-Wohnung und der Wiener Werkstätten-Filiale auch die Wohnwelt der Familie Hermine und Moriz Gallia in Szene. Fotos zeigen die raumkünstlerische Gestaltung ihrer Wohnung durch Josef Hoffmann. Das Klimt-Porträt von Hermine Gallia, eine Leihgabe der National Gallery London, ist eines der Highlights der Ausstellung, die rund 160 Exponate umfasst und zu den Hauptleihgebern die Albertina und das MAK zählt.<BR /><BR /><BR /><b>GROSSBRITANNIEN</b><BR /><BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="645941_image" /></div> <BR /><BR /><b>London:</b> In der Royal Academy gibt es eine Ausstellung mit Bildern des Künstlers David Hockney, die dieser mithilfe eines iPads kreiert hat. Sie zeigen den Anfang des Frühlings in der Normandie. Der 83-Jährige Bilder PA zufolge während des ersten Corona-Lockdowns gemalt haben.<BR /><BR /><BR /><b>DEUTSCHLAND</b><BR /><BR /><BR /><b>Berlin:</b> Im <b>Gropius Bau</b> sind bis zum 1. August Arbeiten der japanischen Künstlerin <b>Yayoi Kusama</b> zu sehen. Die Ausstellung „Yayoi Kusama. Eine Retrospektive“ rekonstruiert dafür eine Vielzahl von Kusamas Präsentationen überwiegend aus den USA, Europa und Japan seit den 1950er Jahren bis in die aktuelle Zeit. Bekannt ist die 92-Jährige vor allem für ihre „Polka Dots“. Mit diesen Punkten in vielen Farben gestaltet sie kleine, oft phallische Objekte oder Alltagsgegenstände ebenso wie Installationen oder ganze Räume.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="645944_image" /></div> <BR /><BR /><BR /><b>Berlin:</b> Das Museum Berggruen widmet sich mit „Les Femmes d’Alger“ einer der wichtigsten Werkserien von <b>Pablo Picassos</b> (bis 8.8.). Eine Kunstepoche durchgreifender Veränderungen steht im Zentrum der Ausstellung „Spätgotik. Aufbruch in die Neuzeit“ in der Gemäldegalerie (bis 5.9.).<BR /><BR /><BR /><b>Berlin:</b> Im Hamburger Bahnhof hat die in Berlin lebende französische Künstlerin <b>Pauline Curnier Jardin</b> die große Halle für die Ausstellung „Fat to Ashes“ in eine Arena für Rituale und Exzesse verwandelt (bis 19.5.). Mit ihrer Strickmaschine reflektiert die Modedesignerin Claudia Skoda seit den 70er Jahren Kultur und Underground. „Dressed To Thrill“ wird im Berliner Kulturforum gezeigt (bis 18.7.).<BR /><BR /><BR /><b>Berlin:</b> Nach jahrelanger Schließung und umfassender Sanierung will sich die Neue Nationalgalerie in Berlin im alten, aber frischen Gewand präsentieren. Vom 5. bis 7. Juni soll der ikonische Bau von Architekt Ludwig Mies van der Rohe (1886-1969) öffentlich zugänglich sein. Die dafür geplante Performance der Tanzkompanie Rosas unter Leitung der belgischen Choreografin Anne Teresa De Keersmaeker wurde auf März 2022 geschoben.<BR />Mies schuf den Bau Ende der 60er Jahre als ein Museum für die Kunst des 20. Jahrhunderts. Ein Team um den britischen Stararchitekten David Chipperfield hat das Gebäude für 140 Millionen Euro saniert und instandgesetzt. Das Museum soll am 21. August wieder eröffnet werden mit Ausstellungen zur Klassischen Moderne und Werken des US-amerikanischen Künstlers Alexander Calder (1898-1976).<BR /><BR /><BR /><b>Hamburg</b>: Die Hamburger Kunsthalle zeigt unter anderem berühmte Druckgrafiken von Andy Warhol, das Archäologische Museum eine Schau über Gladiatoren.<BR /><BR /><BR /><b>Dresden:</b> Das <b>Militärhistorische Museum</b> der Bundeswehr in Dresden widmet sich ab 7. Juni einem Prestigeprojekt der NS-Propaganda. Die Sonderausstellung <b>„Hitlers Elitetruppe? Mythos Fallschirmjäger“</b> will Einblicke in die Geschichte dieser Truppe geben. Durch die Auswertung jetzt zugänglicher Akten verschiedener Archive konnten neue Erkenntnisse gewonnen werden, die den gängigen Mythen widersprechen. <BR />Auch das operative Geschehen während der Schlachten von Kreta und Monte Cassino sind n vor diesem Hintergrund neu zu bewerten. Um die Fallschirmjäger der Wehrmacht ranken sich zahlreiche Legenden, die in der nationalsozialistischen Propaganda wurzeln. Die Mythen um die Schlacht von Kreta 1941 und um Monte Cassino 1944 sind bis heute wirkmächtig. Eine enge Verzahnung mit der NS-Führung und die Kriegsverbrechen der Fallschirmjäger sind nach 1945 dagegen heruntergespielt worden. Heldentum und der Nimbus, unbesiegbar zu sein, sind nach wie vor Teil der Erzählung über die Fallschirmjäger der Wehrmacht.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="645947_image" /></div> <BR /><BR /><BR /><b>Bremen:</b> Die Fotos von Körperbehaarungen aller Arten sollen die Besucherinnen und Besucher der <b>Bremer Kunsthalle</b> bald zum Nachdenken und Diskutieren über Schönheitsnormen anregen. Das norddeutsche Museum zeigt die Ausstellung <b>„Haarige Geschichten“.</b> Die Fotos wurden nach einem Aufruf im Vorfeld einer Picasso-Ausstellung eingereicht – aus mehr als 1000 Bildern hat das Haus knapp 60 Fotos ausgewählt.<BR />Für Kuratorin Jasmin Mickein zeigen sie, wie vielschichtig und emotional die Auseinandersetzung mit Haaren sein kann. Die Bilder sollen bis zum 19. September in der Dauerausstellung im Skulpturen-Saal „Bilder vom Menschen“ zu sehen sein. Der Kunsthalle zufolge erzählen sie humorvolle, nachdenklich stimmende und traurige Erfahrungen mit vorhandenen oder fehlenden Haaren auf dem Bauch, unter den Achseln, an den Beinen, im Gesicht oder auf dem Kopf.<BR /><BR /><BR /><b>Vier Kunstausstellungen mit Werken Bob Dylans</b><BR /><BR /><BR /><BR />Zum 80. Geburtstag von US-Songwriter Bob Dylan zeigt eine Ausstellungsreihe in 4 deutschen Städten zahlreiche Kunstwerke des Multitalents. Die Malereien und grafischen Arbeiten werden ab Juli in Köln, Heilbronn, Fulda und Ahorn bei Coburg gezeigt. Es gibt einen Basisbestand an druckgrafischen Werken, der in allen 4 Häusern gezeigt werden, darüber hinaus hat jedes teilnehmende Haus Unikate aus Dylans Malerei. Das Kunstforum Schloss Hohenstein in Ahorn bei Coburg teilt auf der Homepage mit: „Besucher dürfen sich auf Malereien wie „Endless Highway“ freuen, das ob seiner absorbierenden Kraft ein Eye- und Mindcatcher ist. Auf Reisen (durch die USA, Mexiko, Europa und Asien) hat Dylan begonnen, seine Eindrücke mit Bleistift und Kohle festzuhalten. Veröffentlicht wurden die Papierarbeiten 1994 unter dem Titel „Drawn Blank“. In den Kunstsammlungen Chemnitz wurden sie 2007 gezeigt, seitdem tourten die Werke in zahlreichen Ausstellungen durch die Welt.<BR /><BR /><BR /><b>ÖSTERREICH</b><BR /><BR /><BR /><b>Wien:</b> Im Rahmen der Reihe „Das besondere Objekt“ rückt die <b>Österreichische Nationalbibliothek</b> im Prunksaal ein Frauenschicksal in den Fokus. Zu sehen ist mit „Die Klage der Artemisia“ einer der ältesten griechischen Papyrustexte. Vertiefend widmet man sich dem aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. stammenden Objekt am 1. Juni im Rahmen eines Expertinnenvortrags, ein kurzes Video ist bereits jetzt abrufbar.<BR />Ausgewählt werden die „besonderen Objekte“, die aus konservatorischen Gründen nur selten präsentiert werden können, mittels Online-Voting. Anschließend sind sie für zwei Monate zu sehen. Im aktuellen „besonderen Objekt“ klagt Artemisia über den Vater ihrer verstorbenen Tochter. Dieser hatte dem Mädchen ein Grab verweigert und dadurch ihr jenseitiges Leben in Gefahr gebracht. Zur Strafe ruft Artemisia ein ägyptisches Gottesgericht an. Der außergewöhnliche Text enthält Elemente eines Fluches, verzichtet aber auf jede Magie, er ähnelt dadurch einer gerichtlichen Klage. Artemisia richtet ihr Schreiben jedoch nicht an ein irdisches Gericht, denn die Tat des Vaters war nicht rechtswidrig. Umso eindringlicher fällt ihre Klage an das Göttertribunal aus<BR /><BR /><BR /><b>Wien:</b> Araki-Festspiele in Wien: Nach der Eröffnung der Doppelschau „Arakiss“ in den <b>Galerien Westlicht und Ostlicht</b> widmet nun auch die <b>Albertina</b> modern dem japanischen Fotostar Nobuyoshi Araki eine eigene Ausstellung. Anstatt ebenfalls eine Art Werkquerschnitt zu versuchen, konzentriert man sich hier mit der „Ich-Fotografie“ auf eine spezielle Ausdrucksform innerhalb seines Oeuvres – mit der Serie „Sentimental Journey“ als Höhepunkt.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="645950_image" /></div> <BR /><BR />Die Akt- und Bondage-Aufnahmen, für die Araki berühmt ist, verdecken andere Teile seines Werkes. Daraus ist der Anspruch entstanden, andere Ansätze zu finden und die Entstehung der „Ich-Fotografie“ – diesem dezidiert subjektiven und es mit der Wahrheit nicht so genau nehmenden (Ein)Blick auf die Welt und das eigene Leben – nachzuzeichnen. Denn ohne diese ist die zeitgenössische Fotografie beispielsweise a la Juergen Teller nicht vorstellbar.<BR /><BR /><BR />Anhand von 285 Aufnahmen, die der Albertina modern allesamt als Dauerleihgabe der Jablonka-Galerie zur Verfügung stehen und bis auf wenige Ausnahmen eher kleinformatig und in Schwarz-Weiß gehalten sind, wird einem dieser Araki-Aspekt im Untergeschoß nähergebracht. Es beginnt mit einigen der frühesten Bilder, die 1962/63 entstanden sind: „Satchin und sein Bruder Mabo“ werden in einem desolaten Tokioter Viertel von der Kamera begleitet. Obwohl einem sozialdokumentarischen Ansatz verpflichtet, blitzt Arakis Humor in den Aufnahmen durch.<BR />In den folgenden Räumen und dort gehängten Bildergruppen zeigt sich die zunehmend radikale Subjektivität Arakis. Der manische Dauerknipser, der in seinen Fotos nicht selten selbst vorkommt, streift durch seine Heimatstadt Tokio und zeigt anhand nackter Körper und Straßenszenen, wuchernder Stadträume und trivialer Konsumperipherien eine Megacity im Modernisierungsrausch. Formale Experimente durch manuelles Weiterdrehen des Films („The Past“, 1972) oder das Spiel mit Authentizität durch manipulierte Datumsangaben an den Fotorändern („Pseudo Diary“, 1980) zeigen die vielen Spielarten und Entwicklungsschritte der „Ich-Fotografie“.<BR /><BR /><BR />All diese Bilder sind in der Ausstellungskonzeption allerdings nur als Vorbereitung und Hinführung zum letzten Raum gedacht: Darin wird die dreiteilige Reihe „Sentimental Journey“ – sie wird im West-/Ostlicht nur gestreift – mit weit mehr als 100 Fotografien präsentiert. Sie markiert den eigentlichen Beginn der „Ich-Fotografie“ und ist für Kurator Moser „eine der besten Serien, die die Fotogeschichte hervorgebracht hat und die mich zu einem Araki-Fan gemacht hat“.<BR /><BR /><BR />Teil eins entstand 1971 und zeigt den Künstler mit seiner Frau Yoko auf fünftägiger Hochzeitsreise. Alltagseindrücke und sehr intime Szenen wechseln sich ab in dieser nur gut zwei Dutzend umfassenden Bilderfolge, mit der sich der damals in einer Werbeagentur beschäftigte Araki von der ihm bekannten „verlogenen“ Fotografie absetzen wollte. Die auf einem Boot zusammenkauernd liegende Yoko – auch das Titelbild der Ausstellung – und ein verwaistes Ehebett wirken in der Nachbetrachtung wie eine gruselige Vorahnung auf den zweiten Teil, der Anfang der 1990er-Jahre entstand.<BR /><BR /><BR />Dieser äußerst berührende Zyklus „Winter Journey“ erzählt in Wort und Bild vom frühen Sterben seiner Frau. Sechs Monate lang – von der Krebsdiagnose bis zum Tod – nimmt der Ehemann mit der Kamera schmerzhaft Abschied, ohne dabei voyeuristische Bedürfnisse zu befriedigen. Ist Yoko am Anfang selbst noch auf den Fotos zu sehen, verschwindet sie zusehends aus den Motiven. Statt ihrer geben trostlose Straßenecken, Arakis leerer Balkon und düstere Stadtaufnahmen eine schmerzliche Ahnung von Einsamkeit und Trauer. Fast tröstend wirkt es, dass Chiro, die Katze des Paares, verstärkt als Familienmitglied in den Bildern auftaucht. Zehn Jahre später muss der Künstler auch von ihr Abschied nehmen – und ist mit „Spring Journey“ damit vorläufig am Ende seiner sentimentalen Reise angelangt.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="645953_image" /></div> <BR /><b><BR />Salzburg:</b> Eine bunt gekleidete Athena, in der linken Hand eine goldene Waage, in der rechten drohend ein goldenes Schwert, statt des Kopfes hat die fast lebensgroße Gestalt einen Globus. Das eindrucksvolle „Justice for all“ ist eines der rund 60 Werke, die das Salzburger Museum der Moderne Mönchsberg in der Ausstellung <b>„End of Empire“</b> des britisch-nigerianischen Künstlers <b>Yinka Shonibare CBE</b> zeigt.<BR /><BR /><BR />Eigentlich wäre Shonibare schon 2020 auf dem Programm gestanden, coronabedingt musste die Schau verschoben werden. Es ist eine Werkschau, keine Retrospektive. Shonibare ist ein Künstler mit hoher Präsenz, der sich einmischt und von dem noch viel zu erwarten ist. Die zum Teil monumentalen Arbeiten aus drei Jahrzehnten erlauben ein tiefes Eintauchen in das Universum des 1962 in London geborenen Künstlers.<BR /><BR /><BR />Bekannt geworden ist er durch die ikonografische Verwendung farbenfroher Stoffe aus Wachsdruck, die sofort Assoziationen zu Afrika wecken. Diese bunten Batikstoffe wurden zu seiner künstlerischen Marke. Die „Dutch Wax Prints“ genannten Stoffe – ursprünglich aus Indonesien, von den Niederländern in der Herstellung industrialisiert, um in Afrika einen Markt zu finden – zeigen die Verstrickung Europas mit dem Rest der Welt. Dieses Material inszeniert der Künstler meist in Szenen im Kontext des Viktorianischen Zeitalters und des dandyhaften Luxuslebens des Adels. Die historische Zeitreise ist der Resonanzraum, um aktuelle Themen aufzugreifen.<BR /><BR /><BR />In seinem vielfältigen Werk stehen raumgreifende Installationen, Skulpturen, Fotografie, Grafik oder Film als gleichberechtigte Ausdrucksformen nebeneinander. Immer geht es dabei um die Wechselbeziehungen zwischen Afrika und Europa, um das koloniale Erbe und um Phänomene wie Rassismus, Xenophobie oder den arabischen Frühling. Auf den ersten Blick nimmt einen das farbenfrohe Werk mit einer fröhlichen Leichtigkeit gefangen, um den Betrachter auf den zweiten Blick mit Abgründen und Machtstrukturen, die sich da auftun, zu konfrontieren. Eine Schau zum Schauen, aber auch zum Nachdenken.<BR />So wie die Installation „Eden Painting“, die fast eine ganze Wand im Museum einnimmt. Vor einem monochromen hellblauen Hintergrund sind mit Batikstoffen bespannte runde Tafelbilder angebracht, die von aufgespießten Plastiktieren umkreist werden. Eine bunte Arche Noah, die gleichzeitig an das Artensterben und den Raubbau an der Natur mahnt. Diese Polarität macht einen Reiz der Werkschau aus.<BR /><BR /><BR /><b>Krems:</b> Zu zwei neuen Ausstellungen lädt die Kunstmeile Krems: In der Landesgalerie NÖ zeigt das Kollektiv Steinbrener/Dempf & Huber die Schau <b>„We Are Everywhere. The Cliffhanger Collection“.</b> Im Forum Frohner startet <b>„Adi und Art brut“.</b><BR /><BR /><BR />„Visit Istanbul“, wird man im dritten Stock der Landesgalerie begrüßt, auch Hongkong, Kapstadt und Sao Paolo grüßen, allerdings irritierenderweise von an die Wand gemalten Gefängnistüren. Um Tourismus und dessen kritische Reflexion geht es in der Ausstellung, die u.a. an das spektakuläre „Cliffhanger“-Projekt in den Ötschergräben anknüpft, wo das Trio eine „Tourist Office“-Fassade an die Felswand montierte.<BR /><BR /><BR />Einige Fotoinstallationen bieten die Möglichkeit, Selfies zu schießen: Vor einem erlegten Löwen zum Beispiel, vor überfüllten Hotspots, vor einer Ballermann-Partygruppe auf Mallorca. Die Kunst des Kollektivs Steinbrener/Dempf & Huber profitiere vom Überraschungsmoment, so Kurator Christian Bauer. Das zeigt sich an vielen Details, etwa wenn auf dem abgebildeten Loos-Haus die Aufschrift „Karl-Marx-Hof“ prangt oder an der Klagemauer das Logo eines Treibstoffkonzerns.<BR />Eine Kombination ganz anderer Art hat Elisabeth Voggeneder im Forum Frohner in Kooperation mit dem Verein der Freunde des Hauses der Künstler in Gugging zusammengestellt. Ausgangspunkt ist die von Adolf Frohner 1990 organisierte Ausstellung der Gugginger Künstler im Wiener Heiligenkreuzerhof. Auf der Suche nach dem künstlerischen Dialog wird der Bogen von Schlüsselwerken der Gugginger Klassiker zu Arbeiten Frohners aus der 1980er- und 1990er-Jahren gespannt.<BR />Frohner entdeckte die Qualität der Künstler aus Gugging in ihrem unmittelbaren Zugang zur Kunst abseits konventioneller Definitionen. So war Frohner auch maßgeblich an der Verleihung des Oskar-Kokoschka-Preises an die Gugginger Künstler beteiligt. Von diesen sind u.a. Johann Hauser („Krampusfrau“, „Frau mit rotem Haar“), Johann Garber mit zwei monumentalen Bleistiftzeichnungen, Philipp Schöpke und August Walla (mit dem farbprächtigen Bild einer Krone) vertreten.<BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR />