<b>von F. Delle Cave</b><BR /><BR /><BR />Mirijam Heilers deren unaufdringliche zeichnerische und malerische Arbeiten sind von einem stetigen Work in Progress genauester Linienführung gekennzeichnet. Die zugleich auch an der Universität Freiburg im Breisgau Theologie studierende Künstlerin geht im folgenden Interview auf ihre künstlerische Tätigkeit ein und unterstreicht dabei auch, worum es ihr in ihren malerischen und zeichnerischen Arbeiten geht. <BR /><BR /><b>Viele Ihrer Arbeiten wirken auf den ersten Blick hin in ihrer Bildsprache aufs Nötigste reduziert. Ist dies ein konstitutives Element Ihrer künstlerischen Arbeit, die sich von unnötigem Beiwerk und einer ornamental wirkenden Vordergründigkeit lostrennt?</b><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1192035_image" /></div> Mirijam Heiler: Ja. Reduktion ist für mich keine stilistische Entscheidung, sondern eine grundsätzliche Haltung. Ich arbeite nach dem Prinzip des Weglassens. Mich interessiert nicht das Erzählen oder Ausschmücken, sondern das Verdichten, das Leise, das Konzentrierte – eine bewusste Abkehr vom Überfluss, vom Lauten, vom Aufdringlichen. Statt etwas hinzuzufügen, nehme ich eher weg. Statt zu erzählen, lasse ich Leerstellen zu. Es geht darum, was sichtbar wird, wenn man etwas wegnimmt. Ich versuche, ein Motiv so weit zurückzuführen, bis nur noch das bleibt, was trägt. Ich habe einen Bildgedanken, aber keine Erzählung – keine Illustration, kein Narrativ. Wiederholung und Struktur spielen dabei eine wichtige Rolle. Die Arbeiten sollen eine klare Form haben und zugleich offen bleiben.<BR /><BR /><b>Welche Rolle spielt dabei die Farbgebung und die Linienführung?</b><BR /><BR />Heiler: Die Linie ist Träger von Präsenz und Konzentration. Besonders in der Zeichnung ist sie direkt und unvermittelt. Beim Zeichnen muss ich vollkommen konzentriert sein – oft halte ich dabei unwillkürlich den Atem an, um die Linie nicht zu verwackeln. Anders als in der Malerei, die sich in Schichten entwickeln kann, ist die Zeichnung unmittelbarer und fragiler. Etwas Gezeichnetes ist für mich keine Abbildung im dokumentarischen Sinn. Es ist kein Protokoll des Gesehenen, sondern eher ein Echo – eine Form, die zurückhallt. Die Farbe in meinen Arbeiten ist meist monochrom und zurückhaltend. Ich arbeite mit viel Terpentin, wodurch die Farbigkeit oft stark aufgehellt und aufgelöst wird. Das Ergebnis ist keine kräftige, dominante Farbfläche, sondern eine dezente und durchlässige. Oft stehen einfachen Formen aufwendige Arbeitsprozesse gegenüber: feine Striche, die sich wiederholen, Zeit sichtbar machen und Konzentration einschreiben.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1192038_image" /></div> <BR /><BR /><b>Welche Themen möchten Sie dem Betrachter, der Betrachterin Ihrer Bilder mit Ihren Bildern mitteilen?</b><BR /><BR /> Ich arbeite nicht mit fertigen Aussagen oder klaren Botschaften. Die Arbeiten verstehen sich nicht als Antworten, sondern bleiben offen – eher andeutend als erklärend. Mich interessieren Themen wie Raum, Struktur und Schutz. In neueren Arbeiten steht das Motiv der Behausung im Zentrum – nicht im architektonischen Sinn, sondern als Bild für Rückzug, Ordnung und vorübergehende Sicherheit. Dabei entstehen Formen, die an Zeichen erinnern – an Piktogramme, Glyphen, abstrahierte Symbole. Sie verweisen auf Bedeutung, ohne sie festzuschreiben.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1192041_image" /></div> <BR /><b>Zur Person</b><BR />Mirijam Heiler ist 1991 in Brixen geboren, hat an der Kunstakademie Karlsruhe Kunsterziehung - Malerei von 2011- 2016 bei Tatjana Doll studiert. Sie studiert Theologie an der Albert Ludwigs-Universität in Freiburg und hat ihre Werke in verschiedenen Ausstellungen im In- und Ausland gezeigt.