<BR /><b>Von Ferruccio Delle Cave</b><BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1207200_image" /></div> <BR /><BR />Das Theater wurde am 25. November 1900 fertiggestellt und am 1. Dezember 1900 mit Goethes Faust I und Beethovens Ouvertüre <Kursiv>„Die Weihe des Hauses“</Kursiv> festlich eröffnet. Nach Jahren, in denen mehrere restaurative Eingriffe und Veränderungen im Saal vorgenommen wurden, hat man den Saal des Theaters nun von den Eingriffen der 1960er Jahre endgültig „befreit“ und im wahrsten Sinne „gereinigt“, sodass es nun bis auf die kleinsten dekorativen Details nicht nur in den Originalfarben wieder aufleuchtet, sondern auch in den Logen und im Saal eine nach dem Original nachgebaute Bestuhlung wiederhergestellt wurde.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1207203_image" /></div> <BR /><b>Welchen Anteil hatten Sie und Ihr Team an der Sanierung des Stadttheaters Meran?</b><BR />Markus Scherer: Wir wurden von der Gemeinde Meran mit der Restaurierung der Innenflächen des Theatersaals beauftragt, der ja in mehreren Anläufen immer wieder überarbeitet wurde, zuletzt in den 1970ern durch die Architekten Willy und Lilly Gutweniger. Vor 4 Jahren wurde seitens eines Restaurators eine Musterachse freigelegt; daraus entnahm man, dass Gutwenigers Eingriff mehr eine Neufassung als eine Restaurierung darstellte. Unsere Aufgabe war es also, die Originalausstattung des Saales wiederherzustellen. Zu diesen Eingriffen kamen dann weitere hinzu, wie die Frage nach dem Mobiliar, der Beleuchtung, Anpassungen in der Galerie, Fluchtwege und anderes mehr. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1207206_image" /></div> <BR /><BR /><BR />Ein wesentlicher Aspekt war die Neumöblierung mit der Bestuhlung des Saales. Der Designer <b>Christian Zanzotti</b> gestaltete einen eigens für das Theater konzipierten neuen Stuhl, der von uns in das Gesamtkonzept eingefügt wurde. Neben der Umsetzung dieses Projektes war auch die Neugestaltung der Beleuchtung in Angriff zu nehmen, wo wir neue Formen entwickelt und zur handgefertigten Umsetzung gebracht haben. In den Logen wurde die Bestuhlung an die ursprüngliche flexible Ausrichtung wieder angepasst, ferner auch die Anordnung der Bestuhlung in der Galerie, wo es jetzt wieder eine erste Reihe gibt. Die Proszeniumslogen ( Anm.d.Red. besonders repräsentative Logen) wurden neu möbliert und sollen so ihre ursprüngliche Funktion erfahren. Sie bieten aufgrund der geringen Entfernung zum Bühnenbereich für Connaisseurs einen guten Überblick über das Geschehen und in den Orchestergraben.<BR /><BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1207209_image" /></div> <BR /><BR />Die Sanierung des Meraner Stadttheaters ist ja erfolgreich fertiggestellt. Welche Überraschungen haben Sie und Ihr Team dabei aber erlebt?<BR />Scherer: Es gab etliche angenehme und interessante Überraschungen, die bei der Freilegung der Musterachse im Jahr 2021 noch nicht erkennbar waren. Die Restaurierung erfolgte in enger Zusammenarbeit mit dem Denkmalamt, das die Arbeiten sehr unterstützt und uns einen externen Restaurator, T<b>im Rekelhoff,</b> zur Seite gestellt hat. Dieser hat die ganzen Feinuntersuchungen durchgeführt und zahlreiche Erkenntnisse betreffend originale farbliche Details und Nuancierungen ans Licht gebracht. Eine negative Überraschung ergab sich in Bezug zur Sichtung der Originalfotos.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1207212_image" /></div> <BR /><BR /><BR /> Aus denen war zu entnehmen, dass Martin Dülfer den Theaterraum architektonisch gefasst hatte. Es gab Streifen an der Wand, die wie Lisenen den Raum rhythmisch gestaltet haben und im Bestand so nicht mehr erkennbar waren. Auch nach der gesamten Freilegung der Wandflächen konnten wir diese Streifen nicht mehr finden. Das war ein Negativbefund, im ersten Moment ein kleiner Schock.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1207215_image" /></div> <BR /><BR /><BR />Tim Rekelhoff hat dann in Detektivarbeit aufgeklärt, wie es dazu kommen konnte: Das Theater hatte eine bemalte Stofftapete, die bereits nach ca. 20 Jahren des Theaterbetriebs abgenommen worden war. Die Frage war also, was kann man machen, um dem Ursprung so nahe wie möglich zu kommen und nicht eine Fälschung zu generieren? Anhand der Nagelköpfe wurden die Farbreste analysiert und anhand der Fotos und Vorzeichnungen im Putz die Struktur gefunden. So waren wir imstande, die ganzen dekorativen Originalelemente zu rekonstruieren. Die Stimmigkeit der Fassung und Farbigkeit eines Objektes aus dem 19. Jahrhundert macht nur dann Sinn, wenn man einen Gesamteindruck herstellen kann. In diesem Sinne haben wir an den Wandflächen eine Zwischenschicht als Tapete eingefügt, und darauf eine feingesponnene Rekonstruktion anhand der Befunde angebracht.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1207218_image" /></div> <BR /><BR /><b>Im Stadttheater Meran hat man von Anfang neben dem Sprechtheater auch Oper und Operette dargeboten. Wie funktioniert jetzt nach der Restaurierung die Akustik?</b><BR />Scherer: Wir haben an der räumlichen Struktur wenig verändert. Der Orchestergraben wurde um 1937 bereits erweitert. Er eignet sich für Orchester Bespielungen. Die Akustik funktionierte bereits im Bestand gut. In der vorhergehenden Gutweniger-Variante war die Akustik vielleicht etwas dumpf. Wir haben nun Stoffelemente herausgenommen, was einen brillanteren Klang zur Folge hat. Der Bühnenraum garantiert eine gute Akustik für Musiktheater. Zusätzlich gibt es bereits eine Beschallungsanlage für bestimmte Aufführungszwecke, diese könnte aber in Zukunft noch besser in den historischen Theaterraum bzw. Bühnenbereich integriert werden. Insgesamt bin ich der Auffassung, dass das Theater jetzt wesentlich eleganter wirkt und in dieser Form neues Interesse für Musiktheater und Konzertaufführungen erwecken wird. Ein Wermutstropfen, der geblieben ist, stellt die noch bestehende Regiekabine am hinteren Ende des Saales dar, die in Zukunft entfernt werden sollte. Dann wäre, wie ich meine, der Saal perfekt!<h3> Zur Person</h3>Markus Scherer wurde 1962 in Wien geboren, Architekturstudium an der TU Wien und am IUAV in Venedig. 1992 Gründung der Bürogemeinschaft A5 Architekten, 2001 Übernahme und 2005 Verlegung des Sitzes von Bozen nach Meran. Zahlreiche Preise und Auszeichnungen u.a.1998 Città di Oderzo 1998 für Kellerei Hofstätter Tramin oder Österreichischer Preis für Bauten 2000 für die Restaurierung der Festung Kufstein. Ausstellungen u.a. „Architetti italiani under 50“ an der Triennale von Mailand.<h3> Zahlen und Fakten</h3>Die Restaurierung des Saals im Meraner Stadttheater hat insgesamt zwei Millionen Euro gekostet. 14.000 Stunden Arbeit wurden in eineinhalb Jahren getätigt. Zur Erinnerung: Der Bau des Theaters dauerte genau ein Jahr. Und 10.000 Blatt Blattgold, das sind hauchdünne Blätter zu 1/1.0000 mm, wurden verwendet.<BR /><BR /> <a href="mailto:redaktion@stol.it" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">Haben Sie einen Fehler entdeckt? Geben Sie uns bitte Bescheid.</a>