Architekt Georg Klotzner, Präsident von Kunst Meran, geht auf diesen prestigereichen, künstlerischen Austausch zwischen Meran und Venedig ein. <b>Von Ferruccio delle Cave</b><BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1162752_image" /></div> <BR /><BR />Wie kam es dazu, dass die Meraner Architekturausstellung nun parallel zur internationalen Architekturbien- nale in Venedig gezeigt wird?<BR />Georg Klotzner: Wir haben für die Ausstellung <TextHBlau>„Neue Architektur in Südtirol 2018-2024“</TextHBlau> einen neuen Titel kreiiert: <TextHBlau>ALPS. ARCHITECTURE. SOUTH TYROL</TextHBlau>. Wir spielen da jetzt auf einer für uns neuen Bühne, auf der nicht alle mit dem Begriff „Südtirol“ sofort etwas anzufangen wissen, und so haben wir für unsere Ausstellung den Begriff „Alps“ miteinbezogen, denn jeder weiß, wo die Alpen liegen. Bereits seit 2006 bespielen wir das Kunsthaus mit einer Reihe von Architekturausstellungen zur neuen Südtiroler Baukunst. Diese vier Ausstellungen dokumentierten knapp ein Vierteljahrhundert unserer Architekturgeschichte. Von Anfang an war diese Reihe als Wanderausstellung konzipiert, die vornehmlich im süddeutschen Raum, in München, Nürnberg, Berlin, Salzburg und in der Schweiz gezeigt wird. Das garantiert uns ein großes Feedback, wie gut und rücksichtsvoll bei uns gebaut wird. Dieses Jahr hatte der Kurator unserer Schau, Architekt <Fett>Filippo Bricolo</Fett>, mit seinem Team für die Jury eine Auswahl der zu zeigenden Projekte nach bestimmten Kriterien zu treffen. <Fett>Carlo Ratti</Fett> wiederum, der Kurator der Biennale, traf seine Auswahl nach fast denselben Kriterien wie unsere Jury. Mit dem Thema des italienischen Pavillons „Italien und das Meer“ hätten wir aber keinerlei Chancen gehabt, da mitzumischen. Und so haben wir uns bemüht, während der Architekturbiennale in Venedig einen geeigneten Ort für die Südtiroler Architektur zu finden, eben den Palazzo Cavanis. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1162755_image" /></div> <BR />I<b>st diese wichtige Südtiroler Architekturausstellung aus Meran in Venedig nun das erste Mal präsent?</b><BR />Klotzner: Das trifft zu, obschon in den vergangenen Ausgaben immer auch einzelne Architekten mit einzelnen Projekten vor Ort waren. Dass man jetzt mit 50 Projekten eine Schau in Venedig bestreitet, ist neu. Innerhalb der Biennale allerdings können normalerweise nur einzelne Nationen ausstellen. <BR /><BR /><BR /><b>Während der Biennale werden ja eine Reihe von gut besuchten Parallelevents im Ausstellungsbereich veranstaltet. Wird hier durch die Architekturausstellung aus Südtirol ein Mehrwert geschaffen?</b><BR />Klotzner: Sie sprechen etwas an, was mir besonders am Herzen liegt: Das Kunsthaus spielt jetzt durch diesen Austausch auf einer internationalen Bühne mit. Im Palazzo Cavanis gibt es einen Bookshop, in dem Publikationen zur Kunst und Kultur Südtirols aufliegen und verkauft werden, dazu sind alle Kataloge unserer Ausstellungen zu finden. Im Innengarten haben bis zu 250 Besucher oder Besucherinnen Platz. Während des Tages soll dieser eine Art Oase der Ruhe sein, dafür stellen wir Liegestühle und Sonnenschirme zur Verfügung. Wir transportieren somit nicht nur Architektur aus Südtirol nach Venedig, sondern auch die Tätigkeiten des Kunsthauses. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1162758_image" /></div> <BR /><BR /><b>Sie sind als Architekt auch mit Ihren Objekten in der Ausstellung vertreten. Diese besticht durch eine ganz eigene Ästhetik. Wie sehen Sie die Zukunft der Architektur in Südtirol?</b><BR />Klotzner: Unsere Ausstellungen bieten nie eine vollständige Dokumentation aller möglichen Projekte der vergangenen Jahrzehnte. Sie zeigen aber einen Querschnitt durch die Südtiroler Architekturlandschaft, und die vier Kataloge haben über 20 Jahre Architektur in Südtirol erforscht.<BR /><BR /><BR /><b>Die Ausstellung ist nicht nur ein Signal, ist zugleich auch ein kultureller Werbeträger unseres Landes, besonders für ein Publikum von außen...</b><BR />Klotzner: Ich habe für die TU München vor Jahren einen Vortrag zu unserer Architektur gehalten, und am Ende hat mich ein Student gefragt, warum in den letzten 20 Jahren in Südtirol die Architekturszene so international bekannt geworden sei? <BR /><BR /><BR />Aus dem Stegreif habe ich geantwortet: „Nach 1918 hat der italienische Faschismus versucht, unsere Kultur und unsere Traditionen abzuschaffen und zu eliminieren. Nach dem Ende des 2. Weltkriegs erhielt Südtirol dann eine eigene Autonomie, und es musste auch in der Kultur eine sogenannte 'Rückverwurzelung' vonstatten gehen. Die damaligen Entscheidungsträger in Politik und Kultur haben versucht, jegliche neue Strömung und Kreativität zu verhindern. In den 1980er Jahren brach dann das Ganze auf, und es war plötzlich möglich, in kulturellen Fragen neue, internationale Wege zu gehen, man durfte wieder Neues wagen und produzieren.“ So können wir jetzt wieder ganz selbstbewusst von einer eigenen Architektursprache sprechen, wie es Kurator Bricolo im Katalog festgehalten hat. Von außen betrachtet, gibt es also eine eigenständige Südtiroler Architektur, die auf Landschaft und Umgebung Rücksicht nimmt und mit Hilfe autochthoner Materialien arbeitet, ist der Kurator überzeugt.<BR /><BR /><BR /><b>Termin:</b><BR />Die 19. Architekturbiennale in Venedig findet vom 10. Mai bis 23. November statt.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1162761_image" /></div> <BR /><h3> Zur Person Georg Klotzner</h3><BR />Er ist 1957 in Meran geboren und aufgewachsen. Nach der Matura am Realgymnasium Albert Einstein beginnt er 1976 in Innsbruck das Studium der Architektur bei Othmar Barth, Leopold Gerstel und Josef Lackner. Der Studienabschluss mit Diplomarbeit bei Josef Lackner erfolgt 1982. Anschließend ist Georg Klotzner als freier Mitarbeiter tätig. 1985 eröffnet er sein eigenes Architekturbüro in Meran, das 1988 in die Bürogemeinschaft „Höller & Klotzner – Architekten, Meran“ umgebildet wird. Diese macht rasch mit Wettbewerbserfolgen auf sich aufmerksam.