<b>Von Bart van der Heide, Direktor Museion, wollten wir wissen:</b><BR />Sie sind international anerkannter Kunsthistoriker und Ausstellungsmacher, bevor Sie zum neuen Direktor des Museion bestellt wurden, waren Sie Chefkurator am Stedelijk Museum in Amsterdam. Seit 1. Juni leiten Sie die Institution in Bozen. Auch wenn die vergangenen Monate keinen „normalen“ Kunstbetrieb zuließen, so haben Sie Einblick in die Kunst Szene Südtirols bekommen. Was sagen Sie dazu?<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="591797_image" /></div> Bart von der Heide<BR /><BR /><b><BR />Lisa Trockner, Leiterin Südtiroler Künstlerbund, haben wir gefragt:</b><BR />Sie vertreten die Südtiroler Künstler. Wie würden Sie diese im internationalen Kontext einordnen?<BR /><BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="591800_image" /></div> <BR /><b><BR />An Martina Oberprantacher, Direktorin Kunst Meran, haben wir die Frage gerichtet:</b><BR />Sie sind seit Juni die neue Direktorin von Kunst Meran und stammen aus Südtirol. Vorher waren Sie 7 Jahre lang für das Vermittlungsprogramm des Lehnbachhauses in München verantwortlich. Wie spannend empfinden Sie die Kunstszene nach Ihrer Rückkehr ins Land, und was würden Sie aus Ihrer Auslandserfahrung hier umsetzten?<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="591803_image" /></div> <BR /><b>An Martina Oberprantacher, Direktorin Kunst Meran, haben wir die Frage gerichtet:</b><BR />Sie sind seit Juni die neue Direktorin von Kunst Meran und stammen aus Südtirol. Vorher waren Sie 7 Jahre lang für das Vermittlungsprogramm des Lehnbachhauses in München verantwortlich. Wie spannend empfinden Sie die Kunstszene nach Ihrer Rückkehr ins Land, und was würden Sie aus Ihrer Auslandserfahrung hier umsetzten?<BR /><BR /><b><BR />Tag des Zeitgenössisc<b>he</b></b><b>n</b><BR /><BR />Am 5. Dezember findet der von der Vereinigung italienischer Museen für zeitgenössische Kunst AMACI ausgerichtete Tag der zeitgenössischen Kunst zum 16. Mal statt. Das Museion, Museum für moderne und zeitgenössische Kunst Bozen und Kunst Meran beteiligen sich daran. Ziel dieser Initiative ist es, Gegenwartskunst einem breiten Publikum näher zu bringen. AMACI hat die beteiligten Museen eingeladen, über die Bedeutung von „Community“ nachzudenken.<BR /><BR /><BR /><b>In Bozen</b><BR /><BR />Auch wenn das Museum aufgrund der Maßnahmen zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie geschlossen ist, bleibt das Haus weiterhin mit unterschiedlichen Online-Angeboten aktiv. Zum Tag des Zeitgenössischen präsentiert das Museion das Video „Bolzano Drive“, ein digitales Projekt zu einer Performance des Künstlers <b>Cristian Chironi.</b><BR /><BR /><BR />Mit einem Fiat 127 (mit dem Spitznamen Chamäleon) fuhr der Künstler am 3. Oktober mit einem Beifahrer/einer Beifahrerin durch Bozen und sammelte einen Tag lang Impressionen, Blicke und Geschichten. Das für den Tag der zeitgenössischen Kunst produzierte Video will das Publikum in den Innenraum des Fiat 127 versetzen. Die Fahrt durch die Stadt, die Atmosphäre aus Licht und Zeit, die Architektur und Gesprächsfragmente werden mit dem Ziel geteilt, die Erfahrung einer besonderen Sicht aus dem Fenster eines Autos zu vermitteln und gleichzeitig dieses Notizbuch auf vier Rädern zu verewigen. Das Video wird auf den Social-Media-Kanälen des Museion publiziert. Zudem wird Chironis Projekt im Cubo Garutti als eine für externe Betrachterinnen und Betrachter einsehbare Ausstellung mit einer Skulptur, die während seines Arbeitsaufenthalts in Bozen entstanden ist, fortgesetzt (bis zum 31. Januar 2021).<BR /><BR />Das Video ist abrufbar:<BR />Facebook/Museion<BR /> Instagram/Museion<BR /><BR /><BR /><b>In Meran</b><BR /><BR />Der Beitrag zum Tag des Zeitgenössischen von Kunst Meran ist die Arbeit „At the point of subversion“ (constituting the new normal), die von der Künstlerin <b>Barbara Gamper</b> und der Schwarzen feministischen Aktivistin <b>Fouzia Wamaitha Kinyanjui</b> eigens zum Jahresthema und unter Berücksichtigung der aktuellen Bewegungsbeschränkungen produziert wurde.<BR /><BR /><BR />Den Ausgangspunkt dieses Projektes bildet die Schnittstelle von künstlerischer und aktivistischer Praxis sowie der Begriff power sharing. In Form eines Dialogs werden jene Dynamiken von Macht aufgedeckt und sich ihnen widersetzt, die Rollenaufteilungen und Hierarchien konstituieren: Wer befindet sich in der Position Fragen zu stellen und wer antwortet? Wie wird jenen Stimmen Platz gemacht, denen oft eine untergeordnete Rolle im öffentlichen, sozialen, politischen, ökonomischen und künstlerischen Raum zugewiesen wird?<BR /><BR /><BR />Ergebnis dieser Auseinandersetzung ist ein Video, das die Betrachterinnen direkt anspricht und sie auffordert, sich dieser Widersetzung (die die neue Normalität bildet) anzuschließen und über die eignen Privilegien und Verhaltensmodelle nachzudenken.<BR /><BR /><BR />Dabei beruht die Videoarbeit auf der verbalen Kommunikation, wie auch auf nicht-verbalen Ausdrucksformen: Zum einen bewirken die Fragen, Antworten und Zitate in unterschiedlichen Sprachen (Deutsch Italienisch, Englisch, Swahili und Kikuyu) in den Betrachterinnen das Gefühl der Zugehörigkeit wie auch das des Ausschlusses, zum anderen entwickelt sich durch die Verwendung textiler Materialien eine performative, visuelle und taktile Sprache. Eine Untersuchung der historischen sowie symbolischen Bedeutung von Textilien und ihrer Muster sowie des Umgangs mit ihnen, stellt den Hintergrund des Textileinsatzes dar. <BR /><BR />Bereits in ihren vorangegangenen Recherchen beschäftigte sich Barbara Gamper mit der Kulturgeschichte des Stoffes und bezog sich dabei auf die Archäologin und Linguistin Marija Gimbutas, auf die Naturwissenschaftshistorikerin und Feministin Donna Haraway, auf die Soziologin Riane Eisler sowie auf die Philosophin und Mitbegründerin der postkolonialen Theorie Gayatri Spivak.<BR /><BR /><BR />Das Video, das auf der Website von <a href="https://www.kunstmeranoarte.org/" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">Kunst Meran </a>veröffentlicht wird, bildet den Ausgangspunkt eines umfangreicheren Projektes, das sich in einer offenen und partizipativen Form weiterentwickeln und eine kritische Reflexion über Konzepte von Gesellschaft, Individualität, Recht und Verantwortlichkeit anstoßen möchte.<BR /><BR /> <BR /><BR />