Die von Andreas Hapkemeyer kuratierte Ausstellung wird vom 15. März 2012 bis zum 24. Februar 2013 im Museion in Bozen gezeigt. Zu sehen sind dabei mehr als 100 Arbeiten aus der Sammlung des Museion. Die Mehrzahl dieser Werke stammt aus dem im Museion als Dauerleihgabe verwahrten Bestand des „Archivio di Nuova Scrittura“ von Paolo Della Grazia. Ergänzt wird „Art=Life=Art“ mit der Ausstellung von etwa 30 Künstlerbüchern im Museion und in der Bibliothek der Freien Universität Bozen. Die Ausstellung fällt in das Jahr des fünfzigsten Jubiläums des Wiesbadener Fluxus-Festivals von 1962, das gemeinhin als Geburtsstunde der Fluxus-Bewegung gilt. Ausstellung als BaukastenBei „Art=Life=Art“ handelt es sich um eine mehrteilige Ausstellung im Raum der Studiensammlung. In ihrem Zentrum steht eine kompakte Präsentationsstruktur, die eine größere Anzahl von Papierarbeiten auf kleinstem Raum zugänglich macht. Diese Arbeiten sind in vertikal beweglichen Rollkästen wie in einem großen Kunstbaukasten montiert. Jeder Besucher hat also die Möglichkeit, sich seine eigene Ausstellung zusammenzustellen, indem er die gegenüber- und nebeneinander stehenden und in mehreren Schichten angeordneten Kästen einfach nach Belieben hoch- und herunter schiebt.Die Frage nach der KunstDadaismus und Fluxus eint die Aufhebung der Grenzen zwischen Kunst und Nicht-Kunst, zwischen Kunst und Leben, zwischen Kunstobjekt und Kunstprozess und zwischen spielerischer und politischer Kunst. 1916 stellt der Dadaismus den Kunstbegriff in Frage – und beeinflusst mit dieser „rebellischen“ Haltung Anfang der sechziger Jahre auch die Fluxuskünstler. Von Marcel Duchamp bis Joseph BeuysDie Ausstellung im Museion beginnt mit der berühmten „Boîte-en-valise“ von Marcel Duchamp – mit einer Installation, die in den dreißiger Jahren in einer limitierten Auflage entstand und 1961 vom Künstler selbst reproduziert wurde.Duchamp stellt sechzig seiner bedeutendsten Arbeiten als Miniaturen in diese „Kofferbox“, seine spätfuturistischen Bildern etwa oder das bekannte Urinal. Mit dieser „Miniatur-Sammlung“ fragt der Künstler nach dem Unterschied zwischen Kunst und Nicht-Kunst, Original und Kopie, aber auch nach dem, was ein Museum ausmacht. „Boîte-en-valise“ ist ein Beispiel für die vielen im Rahmen dieser Ausstellung präsentierten „ready mades“ und Auflagenwerke, die typisch sind für Dada und Fluxus. Auch ein Brötchen oder ein Stück Gebäck können Teil von Kunstwerken werden – und genau das geschieht mit den Brioches in Meret Oppenheims Werk „Zwei Mütter“ (1959) oder mit den auf Philip Corners „Plate for a piece of reality“ (1992) montierten Brötchen. Beide Arbeiten belegen die Bedeutung des Essens und des Essbarem in der Fluxusbewegung – Alltag und Kunst finden hier im Mahl zusammen. Weitere Beispiele für diese Grenzüberschreitung sind Daniel Spoerris Fallenbilder oder Joseph Beuys‘ von Klaus Staeck verlegtes Werk „Wirtschaftswert Speisekuchen“. Zu sehen sind Werke der Künstler Erik Andersen, Joseph Beuys, George Brecht, John Cage/Calvin Sumsion, Christo, Giuseppe Chiari, Philip Corner, Marcel Duchamp, Ken Friedman, Raymond Hains, John Heartfield, Geoffrey Hendricks, Dick Higgins, Joe Jones, Charlotte Moorman, Nam June Paik, Ben Patterson, Lamberto Pignotti, Robert Rauschenberg, Pierre Réstany, Mimmo Rotella, Sarenco, Daniel Spoerri, Ben Vautier, Jacques Villeglé, Wolf Vostell und Bob Watts.