<b>von Eva Gratl</b><BR /><BR />Zum Auftakt des heurigen Ausstellungsjahres erklärt Marco Pietracupa im Gespräch, welche Kunst in der StadtGalerie 2025 zu sehen sein wird. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1137027_image" /></div> Und tatsächlich fällt der Blick vom Domplatz sofort auf die bunten Leuchtbuchstaben über dem Eingang – das ist ein Teil von „alles neu“. Der Künstler <b>Leander Schwazer</b> hat sie angebracht. <Kursiv>„Ich möchte meine Berge sehen“,</Kursiv> der bekannte Satz von Giovanni Segantini (1858–1899), soll uns einladen einzutreten und vor allem zu schauen, nicht auf die Berge, sondern auf zeitgenössische Kunst. <BR /><BR /><BR />Es sind „berühmte Worte – auf Deutsch sowie in der grammatikalisch falschen italienischen Version von Beuys aus dem Jahr 1971 – in Leuchtbuchstaben auf beiden Seiten der Galerie, zwischen Lauben und Domplatz“. Beuys zeigte 1971 im Stedelijk van Abbe-Museum in Eindhoven die Rauminstallation „Voglio vedere le mie montagne“.<BR /><BR /><BR />„Ich möchte mit meiner Kunst weit sehen“, sagt Leander Schwazer zu seiner Installation, „und fordere das Publikum auf, vor allem das Licht zu sehen“. Ein weiterer Satz begleitet dann die Besucher in den Innenraum. Die Ausstellung trägt den etwas kryptischen, metaphorischen Titel „Tutti i presenti che non sono mai esistiti“ und zeigt installative Arbeiten des Künstlerpaares Roger Weiss, eines Schweizer Künstlers und der italienisch-schweizerischen Künstlerin Valentina De'Mathà.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1137030_image" /></div> <BR /><?Schrift Spationierung="0ru"> <BR /><?_Schrift> <BR /><BR /><b>Sie sind Künstler und viel beschäftigter Fotograf, leben zwischen Mailand und Südtirol und sind vor allem im Bereich der Mode tätig. Was hat Sie gereizt, die Kuratierung der StadtGalerie zu übernehmen?</b><BR />Marco Pietracupa: Es sind mehrere Aspekte, die dazu geführt haben. Ich bin sehr neugierig, und diese Arbeit eröffnet mir neue Horizonte, neue Erfahrungen – und auch neue Herausforderungen. Es interessiert mich vor allem auch dieser Perspektivenwechsel. Mir gefällt die Organisation, ich habe mit meinem Künstler-Kollektiv <Kursiv>„butchennial“</Kursiv> bereits anlässlich des Lightfestivals die Galerie bespielt, in Bozen auch das Atelier Museion. So kann ich schon sagen, dass ich auf Erfahrungen, was die die Organisation von Ausstellungen betrifft, aufbauen kann.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1137033_image" /></div> <BR /><BR /><b>Ist es als Künstler einfacher, mit anderen Künstlern zu arbeiten?</b><BR />Pietracupa: Ich glaube, es ist ein anderer Zugang. Ich bin sehr physisch präsent, ich kenne mich mit Montage aus, ich verstehe vielleicht als Künstler besser andere Künstlerinnen und Künstler. Ich denke, ein Kurator ist mehr mit dem Intellekt präsent, ich arbeite direkt vor Ort mit. Diesmal zeige ich internationale Positionen und nach dieser ersten kurzen Erfahrung muss ich sagen: Vielleicht ist die Arbeit als Kurator etwas anspruchsvoller als ich sie mir vorstellte. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1137036_image" /></div> <BR /><BR /><b>Sie widmen das Programm der „Neuen Fotografie“. Was kann diese, die über die bloße Fotografie hinausgeht und in eine Welt erweiterter künstlerischer Ausdrucksformen eintaucht. Was erwartet die Besucher?</b><BR />Pietracupa: Ich denke, als Besuchende sollte man sich nichts erwarten, man sollte sich überraschen lassen. Ich zeige verschiedene Arten von Fotografie, die weit über die traditionelle Fotografie hinausgehen. Das geht von der digitalen Abbildung bis hin zu den neuen Medien, derer sich heute diese „Neue Fotografie“ bedient. Schöne Fotos sehe ich ja den ganzen Tag, es ist also meiner Meinung nach fast sinnlos, sie nochmals in einer Galerie zu zeigen. Professionelle Fotografen und Fotografinnen machen neue Recherchen, bedienen sich neuer Mittel, auch der künstlichen Intelligenz. Sie versuchen, sich von der Masse abzuheben. Und natürlich ist es mein Thema, ich mache digital paintings, es ist eine Erweiterung der traditionellen Fotografie. Ich denke, ich verstehe davon etwas, deswegen möchte ich den Menschen diese neuen Möglichkeiten zeigen. Und so gibt es auch klassische Fotografie, die aber zur Skulptur wird und Dunkelkammerarbeiten. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1137039_image" /></div> <BR /><BR /><b>Der Titel der ersten Schau ist herausfordernd, „Tutti i presenti che non sono mai esistiti“. Wie setzen Roger Weiss und Valentina De'Mathà diese metaphorische, auch philosophische Aussage um, denn es geht ja um Wahrnehmung und unseren Umgang damit?</b><BR />Pietracupa: Es ist ein etwas kompliziertes Konzept, es geht um Spiegelungen, Zerbrechlichkeit, um Vergangenheit, die sich in der Gegenwart zeigt. Durch Reflexionen über das Gedächtnis und die Transformation der Wahrnehmung der Zeit tauchen wir in die Spannung zwischen Materiellem und Immateriellem ein. Es ist ein Zusammenspiel von Werken. Roger Weiss bespielt die Galerie horizontal, Valentina De'Mathà vertikal. Es sind Videoarbeiten, die von einem Fotografen gemacht wurden, die Künstlerkollegin bespielt mit Dunkelkammerarbeiten die Wände. Roger Weiss geht es um die Idee, dass unsere Gesellschaft, unsere Zivilisation durch Objekte dargestellt werden kann, die durch IA verschwinden und nur noch als Gesten vorhanden sind. Wahrnehmung, Zeit und Raum sind Konstanten in dieser Schau. Das Werk von Valentina De'Mathà ist sehr fragmentarisch, insgesamt wird die Galerie zum virtuellen Haus. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1137042_image" /></div> <BR /><b>Zu sehen ist auch eine installative Arbeit von Leander Schwazer, der einen bekannten Satz Giovanni Segantinis künstlerisch als Blickfang gestaltet. Insgesamt sind also3 künstlerische Positionen präsent, die sich ergänzen...</b><BR />Pietracupa: Die Installation von Leander Schwazer wollte ich das ganze Jahr über sozusagen als Markenzeichen der Galerie zeigen und diese dadurch auf diesem Platz in den Mittelpunkt rücken. Diese Leuchtschrift soll, wie alle anderen unter den Brixner Lauben, welche die verschiedenen Geschäfte zieren, unseren Blick für die Galerie schärfen. Ich denke, dadurch wird man neugierig. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1137045_image" /></div> <BR /><BR /><b>Und was erwartet uns in den nächsten Ausstellungen?</b><BR />Pietracupa: Ich konzentriere mich auf Doppel und Dreifach-Ausstellungen, Matteo Pizzolante, Alessandro Calbrese und Luca Baion sind 3 ganz unterschiedliche Positionen, die als nächste, die Stadtgalerie bespielen. <BR /><BR /><BR /><b>Termin:</b> bis 22.3. Stadt Galerie Brixen