Was für eine Liebe in weißem Marmor Canova gemeißelt hat! Sie betört die Betrachter von allen Seiten. Eine himmlische, denn da gibt es auch die großen Flügel, die steil nach oben ragen. 2022 jährt sich der Todestag des großen Künstlers zum 200. Mal und auch Bozen gedenkt seiner mit einer besonderen Aktion. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="829895_image" /></div> <b>Antonio Canova</b>, der Meister des Klassizismus, der Bildhauer-Star des 18. und beginnenden 19. Jahrhunderts, ist es, der so was zustande brachte und dieses Meisterwerk schuf. Der Bildhauer des Erhabenen und Idealen wird er genannt. Glatte Marmorhaut, die man berühren möchte, Lockenkopf, zarte Finger, faltiger Stoff, dezent um die Schenkel gewickelt, pyramidenartiger Aufbau, Durchblicke, wohin man schaut, ein liegender Körper und einer, der Kraft ausstrahlt, Gesten voller Sinnlichkeit. Ein Gott, der ein Wesen zu sich aufnimmt. <BR /><BR />Das gibt’s nur im Märchen, und es ist die Geschichte von <b>Amor und Psyche</b>,eine zwischen Gott und Mensch, Amor, der die schöne Psyche aus dem ewigen Schlaf erweckt.<BR /><BR /><b>Apuleios</b>, der römische Dichter erzählt sie so: „<i>Jetzt schlingt sie ihre lilienweißen Arme um seinen Hals und küsst und liebkost ihn... Von der Gewalt der Liebe bezwungen, erlag ihr Gemahl... und verschwand, noch ehe es dämmerte, wieder aus ihren Armen...“</i> Dieses Hauptwerk und schöne Märchen von Canova ist in einer Kopie eines Schülers nun auch in Bozen zu sehen. <h3> Künstlergenie des Klassizismus</h3>Canova wird gefeiert, an seinen 200. Todestag erinnert man sich mit Ausstellungen wie zurzeit in Bassano, im MART ging eine Schau vor kurzem zu Ende, und neuen Publikationen. So widmet ihm <b>Antonio Sgarbi</b> sein neuestes Buch. In die Schlagzeilen kam das Werk des Künstlers, als ein Tourist sich auf die Zehen der schönen Venus setzte und ihr prompt eine abbrach. Italien war entsetzt, denn Antonio Canova, 1757 in Possagno geboren und am 13. Oktober 1822 in Venedig verstorben, ist so was wie Allgemeingut und das Künstlergenie des Klassizismus. Ein Star war er und ist er immer noch.<BR /><BR />Nun auch in der Bozner Ausstellung, die den Titel „Bozen trifft auf Canova: Die Rückkehr von Amor und Psyche“ trägt. Dass auch Bozen einst eine bedeutende Canova-Kopie besaß, diese Geschichte haben wir dem Kunsthistoriker. und Kurator der Schau <b>Roberto Pancheri</b> aus Trient zu verdanken. Seit Jahren forscht er über den Künstler und seinen Bezug zum Trentino und zu Südtirol: Die Ausstellung gibt nun Aufschluss. <h3> Amor und Psyche im Tempel eines Traumgartens</h3>Canova und Bozen und die Geschichte von Amor und Psyche begann mit einem Unglück und einer Chronik – zufällig auf einem Antiquitätenmarkt entdeckt. Die Kopie, welche im Mittelpunkt des Ausstellungsraumes steht, stammt aus der Hand des Canova-Schülers <b>Adamo Tadolini</b> und befand sich Quellen zufolge im Besitz des Vizekönigs von Italien, <b>Eugène-Rose de Beauharnais, des Herzogs von Leuchtenberg und Fürsten von Eichstätt.</b> Er war Stiefsohn Napoleons und seit 1805 Vizekönig. Verheiratet war er mit Auguste von Bayern. Während seiner Regentschaft residierte er mit seinen immensen Kunstschätzen, u.a. auch Canova-Plastiken in Mailand. 1814 befand sich auch die Gruppe Amor und Psyche dort, und als der Vizekönig mit seinen Möbeln und Schätzen nach Bayern aufbrach, verunglückte der Wagen in Bozen <i>„und die Kutscher verkauften die zerbrochene Skulptur an einen vermögenden Gerber, der sie in seinem Garten aufstellte“.</i><BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="829898_image" /></div> <BR />So kam das Liebespaar in den „Moser Garten“ des <b>Karl Sigmund Moser</b> (1790-1865), des „virtuosen Krippenschnitzers“, der einen über die Grenzen hinaus bekannten Garten besaß. Er befand sich in der Raingasse, Pläne zeigen ihn an der Stelle des Hotels Laurin. Der westliche Teil reichte bis zum Johannesplatz (heute Waltherplatz): <i>„auserlesene Gewächse, die seltensten Blumen, die Bildsäulen“ ,</i> ein Traumgarten mit allem, was man sich so vorstellt. <BR /><BR />Jetzt weiß man es genauer: Die Chronik des Trentiner Schriftstellers und Hauslehrers <b>Giovanni a Prato</b>, der die Sommerferien der Familie Salvadori in der Villa Margone bei Ravina 1864-1882 dokumentiert, bestätigt, dass sich 1867 die Figurengruppe im Garten befand und dass er diese im Auftrag von Baron Salvadori, dessen Hauslehrer er war, vom Sohn erworben hatte. So kam diese in die Villa Margone in Trient. Denn <i>„als Herr Moser einige Jahre später starb, schenkte der Erbe sie bereitwillig einem Trentiner, der den Wunsch äußerte, das wertvolle Kunstwerk zu erwerben“.</i> Einen kleinen Tempel habe Moser errichten lassen, schreibt Giovanni a Prato, und dass er diesen immer verschlossen hielt und wohl nur Auserwählten zeigte. <BR /><BR />Die Ausstellung erhellt die Geschichte mit alten Fotos und Gemälden, u.a. einem Porträt von Antonio Canova. Ein spontanes Bildnis, gemalt von <b>Thomas Lawrence.</b> Man würde diesem ernsten, blassen Mann nicht die unglaublichen Werke zutrauen, die er aus Marmor schuf und die Kunstgeschichte geschrieben haben und heute Reiseziel sind: Seine Paolina, die Schwester Napoleons in der Villa Borghese, seine „Drei Grazien“, das Grabmal für Clemens XIV, jenes für Erzherzogin Marie Christine, die Schlafende Nymphe, die Büßende Magdalena, Napoleon, die vielen Bildnisse. Canovas Welt war vor allem eine mythische, er schuf dazu Werke wie Dädalus und Ikarus, Amor und Psyche, Theseus und Minotaurus, Venus allein und mit Adonis – außerdem Tänzerinnen, Bozzetti, Modelle, Reliefs. In Possagno, seinem Geburtsort, kann man den Tempio Canoviano besuchen, wo man sein historisches Erbe verwahrt. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="829901_image" /></div> <h3> Was für ein Zauber</h3>Schon zu Lebzeiten war der Künstler mehr als erfolgreich. Er studierte in Venedig, wo er bald ein eigenes Atelier besaß. Von dort begab er sich 1779 nach Rom, dann nach Wien, Kontakte hatte er zu adeligen und prominenten Auftraggebern und Käufern. Mit seinen Werken erregte der Künstler internationales Aufsehen. 1793 erwarb <b>Joachim Murat,</b> der Schwager Napoleons und späterer König von Neapel, Amor und Psyche, es folgten Aufträge durch Napoleon selbst. 1802 wurde Canova zum Oberaufseher der Kunstschätze des Vatikans ernannt, er machte auch als Diplomat Karriere, war Mitglied mehrerer Akademien, von Bayern bekam er Aufträge und König Ludwig I. widmete ihm ein Sonett, so sehr bewunderte er sein Werk <i>„Hebe“: „Was für ein Zauber hält mich hier gefangen..“</i>. Venus und Paris, Psyche, eine Paris-Büste, die Drei Grazien und die Büßende Magdalena waren einmal in der bayrischen Landeshauptstadt. Dass sein Werk nachwirkt, kann man in der Schau im Trevi-Zentrum erleben: Ein Street Art-Künstler „bedient“ sich der Figurengruppe Amor und Psyche und versetzt sie mit einem Vers von John Keats: „Beauty is Truth, Truth Beauty“. Schönheit ist Wahrheit, Wahrheit ist Schönheit.<BR /><BR />Man erlebt es hautnah vor der Figurengruppe in der vom italienischen Kulturassessorat organisierten Schau. Auch die unglaubliche Geschichte, die Bozen und Trient verbindet, und mit einem Kutschenunfall begann, wird hier erhellt. Sie wird vertieft im Katalog mit den Texten des Kurators Roberto Pancheri erläutert. <BR /><BR />Termin: Bis 27. November Trevi Zentrum Bozen<BR /><h3> Momentaufnahmen von Micaela Taroni</h3><BR />Zwischen der Begeisterung für die Antike und das napoleonische Reich gelang es dem Goethe-Zeitgenossen Antonio Canova (1757-1822), Leben aus dem Leblosen zu kreieren. Seine besten Schöpfungen sind Momentaufnahmen großer Emotionen voller Anmut und Grazie: Die Umarmung von Amor und Psyche, der gehauchte Kuss von Venus und Adonis, die zauberhaften Heben, Göttinnen der Jugend. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="829904_image" /></div> <BR /> 200 Jahre nach seinem Tod lockt das <b>Museum von Bassano del Grappa</b> mit einer Ausstellung, die Canova als vielfältiges Künstlertalent beleuchtet. <b>„Io Canova – Europäisches Genie“</b> lautet der Titel der von <b>Giuseppe Pavanello und Mario Guderzo</b> kuratierten Ausstellung, die bis zum <TextHBlau>26. Februar</TextHBlau> besichtigt werden kann. 140 Werke präsentiert die Schau. Dabei handelt es sich um Skulpturen Canovas, aber auch um Meisterwerke seiner Zeitgenossen, sowie von Malern wie <b>Giambattista Tiepolo, Guido Reni</b> und <b>Paolo Veronese.</b> Die Werke stammen aus öffentlichen und privaten Sammlungen in Italien und in Europa, darunter den Uffizien, der Pinacoteca Nazionale von Bologna, dem Museum von Castelvecchio di Verona, dem Museo Correr di Venezia, den Vatikanischen Museen, der Albertina, dem Kunsthistorischen Museum in Wien, sowie der Alten Pinakothek in München. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="829907_image" /></div> <BR /> Die Ausstellung beleuchtet die facettenreiche Persönlichkeit des Künstlers, der auch Sammler, Diplomat und eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der kulturellen und politischen Welt an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert war. Canova, Protagonist einer Zeit großer politischer Umwälzungen zwischen Kriegen und Revolutionen, die Europas zutiefst verändert haben, war in seinem Schaffen bestrebt, die perfekte Balance zwischen Realem und Idealen zu schaffen, uns so Menschen zu Handlungen und Gefühlen der Harmonie und des Friedens inspirieren.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="829910_image" /></div> <BR />Die Ausstellung beleuchtet auch die Rolle, die Canova bei der Wiedererlangung eines Teils der nach den napoleonischen Feldzügen in Italien gestohlenen Kunstwerke spielte, darunter Laokoon – eine Kopie aus dem 19. Jahrhundert ist in der Schau zu sehen. Canova war fasziniert von der Klassik und bestrebt, Schätze aus der Antike zu schützen. „Napoleon stiehlt Kunstwerke. Canova ist derjenige, der sie zurückgibt. Er war ein außergewöhnlicher Diplomat und ein sehr bescheidener Mensch, aber er wusste, wie er seine Stärke durchsetzen konnte“, erklärt der Kurator der Schau <Fett>Mario Guderzo</Fett>. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="829913_image" /></div> Die große Attraktion der Ausstellung in Bassano ist die „Maddalena Giacente“, ein lebensgroßes Marmor- stück, das in England gefunden wurde, nachdem es 200 Jahre lang in Vergessenheit geraten war. Das Werk gilt als künstlerisches Testament Canovas, das er noch in seinem Todesjahr 1822 vollendete. Es handelt sich um die erste Ausstellung der „Maddalena“. Die Ausstellung gilt als Höhepunkt der Feierlichkeiten anlässlich des 200. Todestags Canovas. Bassano beherbergt die größte Sammlung von Werken und Dokumenten des Bildhauers. „Es war daher nur richtig, Canova im Jahr seines 200. Todestages mit einer großen Ausstellung hier in Bassano zu feiern“, sagte die Direktorin der Musei civici von Bassano, <b>Barbara Guidi. I</b>m Mittelpunkt der Feierlichkeiten steht aber auch das Städtchen <b>Possagn</b>o in der Provinz Treviso, wo der Meister geboren und ausgebildet wurde, wo er persönlich sein Geburtshaus renovierte. In Canovas Haus befindet sich heute das Museo Gypsotheca, die größte Sammlung monografischer Gipsabgüsse in Europa.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="829916_image" /></div> <BR />Anlässlich des 200. Todestages von Antonio Canova wurde auch eine Gedenkbriefmarke herausgegeben. Sie zeigt den Gipsabdruck der Statue „Frieden“, die in der Gypsothek aufbewahrt wird, die Marmorstatue selbst befindet sich im Kunstmuseum Bohdan und Varvara Khanenko in Kiew.<BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR />