Der junge Vinschger arbeitet nicht nur mit mehreren Materialien, von der Zeichnung zum Siebdruck, von der Druckgrafik zur Holzbearbeitung. Mischtechniken und Siebdrucke sind denn auch seit 2019 treue Begleiter seiner künstlerischen Produktion.<BR /><BR /><b>Sie stellen im Foyer des Hotels Aurora in der 8. Ausgabe von carte blanche 11 Arbeiten aus Ihrem Schaffen zwischen 2019 und heute aus. Die Titel Ihrer in Material und Aussage verschiedenen Werke sind „Distanz“ oder „Schmetterling 2020“, „The Gap (Monolith)“ oder „The Machine (Monolith)“. Diese Arbeiten spiegeln Ihre Weltsicht ebenso aber auch Ihr eindrucksvolles handwerkliches Können, ja die Genauigkeit, mit der Sie zeichnerische Details auf große Flächen bannen, wider. Wie würden Sie in ein paar Sätzen das zusammenfassen, was Sie den Besuchern Ihrer Ausstellung für carte blanche zeigen wollen?</b><BR />Max Brenner: Da hier noch wenig von mir gezeigt wurde, und dies meine erste Einzelpräsentation in Südtirol ist, entschloss ich mich, einen Querschnitt meines künstlerischen Schaffens von 2019 bis Ende 2022 zu präsentieren. Es ist eine Auswahl von Arbeiten, die jeweils aus einer von 3 verschiedenen größeren Serien stammen. <BR />Diese Serien unterscheiden sich jeweils thematisch, stilistisch und im Material voneinander. Eine Gemeinsamkeit ist jedoch, dass der Ausgangspunkt jeder dieser Arbeiten Fineliner-zeichnungen sind, die dann durch verschiedene Mittel und Materialien weiterbearbeitet werden. Aber ohne dabei den Charakter der eigentlichen Zeichnung dadurch zu verlieren, sondern um gerade dieser noch mehr Gewicht zu verleihen.<BR /> Die Ergebnisse sind Holzobjekte, Gemälde-artige Leinwände oder großformatige Druckgrafiken, kombiniert mit einer Mischtechnik, wodurch jedes Werk ein Unikat bleibt. Ich will die Betrachtenden sowohl visuell als auch inhaltlich herausfordern und möchte sie mit aktuellen gesellschaftlichen Schwerpunkten, Selbstreflektion, der Gleichzeitigkeit von Gegensätzen und dem Vorhandensein mehrerer Ebenen konfrontieren.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="916066_image" /></div> <BR /><BR /><BR /><b>Ihr künstlerisches Narrativ entsteht bei näherem Hinschauen aus einigen wenigen Grundideen, die Sie dann zu einem wahren Panoptikum von Figuren, Maschinen, Architekturteilen und Anderem zusammensetzen, etwa in der Arbeit „Distanz“. Was schwebte Ihnen bei der Ausführung von „Distanz“ vor?</b><BR />Brenner: „Distanz“ war einer meiner ersten großformatigen Siebdrucke. Dabei habe ich eine Herangehensweise für mich entwickelt, welche ich dann auch bei darauffolgenden Arbeiten anwenden und weiter ausbauen konnte. Ich wollte eine Art filmisches Szenario mit mehreren Interpreten und mysteriösen Objekten schaffen, in dem sich nebeneinander gleich mehrere Sequenzen abspielen, die der Betrachtende auch auf Anhieb wahrnehmen und selbstständig weiterdenken kann. Das Bild soll die Vermutung bringen, eine Narrative vorzugeben, die aber auf Anhieb nicht ganz klar ist. Auf der Suche nach Antworten und Zusammenhängen vertieft sich der Betrachter selbst in die Darstellung und entwickelt dabei ganz eigene Fantasien und Theorien. <BR />Ziel dieser Arbeit war es, in erster Linie auszulösen, dass Betrachter selbst eine Art Regieführung für die Narrative der Arbeit übernehmen, und ich lediglich den Raum und das Setting dafür festgesetzt habe. Außerdem behandelt die Arbeit das nicht Vorhandensein von akustischen Ton und Stille, was auch eine besondere Spannung, zum Beispiel in einer Zeichnung, unterstützen kann. Wichtig ist mir hier, dass man das Szenario in mehrere Richtungen weiterdenken kann und eine Ungewissheit herrscht.<BR /><BR /><b>Die beiden akribisch bearbeiteten Holzmonolithe an 2 weißen Wänden wirken wie ein dunkler Kontrast zu den hell farbigen Lithos und Siebdrucken. Wann haben Sie begonnen, schwere Holzplatten zu bearbeiten und ihnen künstlerisches Leben einzuhauchen und warum?</b><BR />Brenner: Ich fand Holz als Material immer schon sehr spannend und wusste schon länger, dass ich damit in Zukunft vermehrt arbeiten möchte. Vor allem, weil es mir die Möglichkeit gibt, aus der quadratischen, zweidimensionalen Form auszubrechen und ins dreidimensionale, Installative zu gehen, ohne dabei ganz auf die Qualitäten der Malerei oder Zeichnung verzichten zu müssen, solange man die richtige Herangehensweise dafür anwendet. Die Idee, komplexere, druckstockartige Holzreliefs umsetzen zu wollen, kam mir schon Anfang 2020; nach langem Vorbereiten, Zeichnen und Planen wurden die ersten 2 Platten dann Oktober 2022 bearbeitet. Holz ermöglicht es mir, eine Vielzahl an Materialen, Formen und Techniken je nach Bedarf miteinander zu kombinieren, und gibt meinen Ideen dadurch mehr Spielraum, um neuartige Erlebnisse zu schaffen. <BR /><b><BR /> Was sind Ihre nächsten Etappen, Ausstellungen und Vernissagen, Zyklen?</b><BR />Brenner: Ich habe seit den letzten 6 Monaten einige Einzelausstellungen und Gruppenausstellungen in Österreich und Südtirol hinter mir. Im Herbst werde ich noch mit einem kooperativen Kunstbuchprojekt, das ich zusammen mit 2 weiteren Künstlern geschaffen habe, in Tokio vertreten sein. Jetzt werde ich mich aber wieder in eine intensive Schaffensphase begeben. Seit Februar habe ich mit den Skizzen der bis dato komplexesten und aufwendigsten Installation von mir begonnen, die dann voraussichtlich Ende Januar 2024 in Wien in einer neuen Ausstellung präsentiert wird. Die Produktion dieser neuen Objektserie wird in den nächsten Monaten sehr viel Zeit beanspruchen. Dazwischen steht im Sommer allerdings auch noch eine 3-wöchige Art Residency, die im Atelier des tschechischen Malers Vojtech Kovarik im Piemont stattfinden wird. Dort wird gemeinsam mit dem tschechischen Künstler Nick Havelka an 4 neuen großformatigen Malereien für unser kooperatives Projekt gearbeitet.<BR /><BR />ZUR PERSON<BR /><BR />Max Brenner wurde in Schlanders geboren und studiert Grafik und Malerei an der Universität für angewandte Künste in Wien. Zu den ersten Personalen gehört auch die kürzlich von Kuratorin Eva von Ingram Harpf eröffnete Ausstellung für die 8. Ausgabe der carte blanche im Hotel Aurora Meran.<BR />