Prestele stellt Texte des bayrischen Schriftstellers von dessen Anfängen bis zum Gang ins Exil vor. Nachspu?ren kann man in diesen Texten den aufkeimenden Faschismus in Deutschland und - vor allem in den Kriegserlebnissen Grafs - dessen vehementen und immer mutiger gefu?hrten Protestkampf, sein flammendes Bekenntnis gegen den Weltkrieg und gegen die blutige Unterdrückung der Münchner Räterepublik. Am 10. Mai 1933 ließ Nazi-Propagandaminister Goebbels zur ersten „Säuberung“ des deutschen Geisteslebens an verschiedenen Orten ca. 25.000 Bu?cher sogenannter missliebiger „undeutscher“ Autoren verbrennen. Begleitet von „Feuerspru?chen“ wurden die Werke ins Feuer geworfen. Die Scheiterhaufen in Berlin, Mu?nchen und anderen deutschen Hochschulstädten wurden von Studenten, Professoren und Organen der Nationalsozialisten errichtet. Der Name des bereits geflu?chteten Schriftstellers Oskar Maria Graf war nicht darunter. Er wurde von den Nationalsozialisten auf die Liste fu?r empfehlenswerte und ideologisch korrekte Literatur gesetzt und damit des perfiden Missbrauchs der Vereinnahmung und Lüge ausgesetzt.Am 12. Mai 1933 schrieb Oskar Maria Graf in der Arbeiter-Zeitung: „Das dritte Reich hat fast das ganze deutsche Schrifttum von Bedeutung ausgestoßen, hat sich losgesagt von der wirklichen deutschen Dichtung, hat die größte Zahl ihrer wesentlichsten Schriftsteller ins Exil gejagt und das Erscheinen ihrer Werke in Deutschland unmöglich gemacht [...]. Die Vertreter dieses barbarischen Nationalismus, der mit Deutschsein nichts, aber auch schon gar nichts zu tun hat, unterstehen sich, mich als einen ihrer ‚Geistigen‘ zu beanspruchen, mich auf ihre sogenannte weiße Liste zu setzen, die vor dem Weltgewissen nur eine schwarze Liste sein kann! Diese Unehre habe ich nicht verdient! Nach meinem ganzen Leben und nach meinem ganzen Schreiben habe ich das Recht, zu verlangen, daß meine Bücher der reinen Flamme des Scheiterhaufens überantwortet werden und nicht in die blutigen Hände und die verdorbenen Hirne der braunen Mordbanden gelangen! Verbrennt die Werke des deutschen Geistes! Er selber wird unauslöschlich sein, wie eure Schmach!“In einer eigens für Graf angesetzten Bücherverbrennung an der Universität München wurden sämtliche Werke des Schriftstellers verbrannt, ihm die deutsche Staatsbürgerschaft entzogen, er als „kommunistischer Literat“ klassifiziert, „der sich selbst als Kriegsverweigerer bezeichnet.“ In einem Gedicht indes lässt Bert Brecht Graf zu Wort kommen: „Habe ich nicht immer die Wahrheit berichtet? Und jetzt werde ich von euch wie ein Lügner behandelt! Ich befehle euch: Verbrennt mich!“ Der Abend, der um 20 Uhr beginnt, wird von „Literatur Lana“ am Hofmannplatz 2 in Lana organisiert.Oskar Maria GrafAm 22. Juli 1894 wurde er als neuntes von elf Kindern am Starnberger See geboren. Mit 17 Jahren entflieht er den Misshandlungen durch den ältesten Bruder nach Mu?nchen, schlägt sich als Gelegenheitsarbeiter durch und findet Anschluss in Schwabinger Bohème- Kreisen. Nach der Aburteilung wegen Befehlsverweigerung und Irrenanstalt wurde er aus dem Militär entlassen, 1918/19 erlebt er in Mu?nchen Räterepublik und wurde wegen revolutionärer Bewegungen erneut verhaftet. Mit „Wir sind Gefangene“ gelingt ihm 1927 der literarische Durchbruch. 1933 emigriert er nach Wien, wo er seinen beru?hmten Prostest „Verbrennt mich“ gegen Hitler-Deutschland veröffentlicht. 1934 emigriert Graf nach Bru?nn, im gleichen Jahr wird er aus dem deutschen Reich ausgebu?rgert. 1938 flieht er u?ber Holland in die USA, New York. Von dort aus engagiert er sich fu?r die Rettung und Unterstu?tzung von Emigranten aus Deutschland und dem besetzten Europa. Wegen seines kompromisslosen Pazifismus wurde der Absatz „Über die Verteidigung mit der Waffe in der Hand“ gestrichen. Als amerikanischer Staatsbu?rger unternimmt er 1958 die erste Europareise. Graf stirbt am 26. Juni 1967 in New York.Zu seinen wichtigsten Werke zählen: „Wir sind Gefangene. Autobiografisches“ (1927) , „Gelächter von außen. Aus meinem Leben 1919-1933“ (1966), „Das Leben meiner Mutter“ (1940), „Kalendergeschichten. Geschichten aus Stadt und Land“ (1929), „Anton Sittinger“ Roman (1937), „Bollwieser“ Roman (1931; 1964), „Der Abgrund“, Roman (1936, 1976), „Unruhe um einen Friedfertigen.“ Roman (1947).Anton PresteleGeboren 1949 im bayerischen Schrobenhausen, lebt er als freischaffender Komponist, Dirigent, Regisseur und Interpret musikalischliterarischer Soloprogramme in Mu?nchen. Bekannt geworden ist Prestele mit seiner Wirtshausoper „Heimatlos“, die nach der Urauffu?hrung beim steirischen herbst ´85 in Graz an mehr als 40 Bu?hnen im gesamten deutschsprachigen Raum nachgespielt wurde. Weitere Musiktheaterproduktionen und szenische Konzerte wie „Sintflut“ nach Herbert Achternbusch, „ich aber / aus dem dreck herr“ nach Gedichten von Norbert C. Kaser, „Carmencita“ nach Prosper Merimée, „EXIL“ nach Texten von Oskar Maria Graf, „Sie bitt´ schön, wo brennt´s denn?“ nach Szenen von Karl Valentin, sowie zuletzt die Zirkusoper „Circulus Vitiosus“ nach Texten von N.C. Kaser folgten.